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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Verbündete. Es liegt auf der Hand, welchen Kurs er verfolgen wird.«
    »Aber er hat den staatlichen Einfluss dort immer voll und ganz unterstützt. Es ist ja nicht so, dass wir das Laboratorium vergessen hätten. Wir haben es nicht verlegt. Wir sind nicht wie diese Gauner im Notstandsauschuss.«
    Oscar schwieg. Dann zuckte er die Achseln. »Bin ich etwa maßlos? Ich schlage lediglich die kleinste Maßnahme vor, mit der wir den Status quo erhalten könnten. Ist der Ausschuss der Meinung, dass wir mit dem Status quo unzufrieden sind?«
    »Nein, natürlich nicht. Nun ja… einige schon. Andere nicht.«
    Oscar zeigte sich angemessen skeptisch. »Sie sind sich doch im Klaren darüber, dass dies meine erste Anstellung bei diesem Ausschuss ist. Es macht mir nichts aus, wenn ich heute allein dastehe.«
    »Sicher nicht.«
    »Ich möchte mich nicht in Szene setzen. Ich bin ein Teamarbeiter.«
    »Gewiss.«
    Oscar berührte Nakamura sachte am Arm. »Sie glauben doch hoffentlich nicht, mir würde es Spaß machen, in dem Ausschuss isoliert zu werden. Ich hätte auch auf dem Hill sein können, im Zentrum der Macht, anstatt mich sechs Wochen lang in einer luftdichten Kuppel einsperren zu lassen. Ich werde heute meinen Zwischenbericht vorlegen, aber sollte man mich nach Texas zurückschicken, ohne dass im Ausschuss Einvernehmen über die weitere Vorgehensweise besteht, werde ich das sehr krumm nehmen. Ist das unvernünftig von mir?«
    »Nein. Das ist nicht unvernünftig. Ich habe Verständnis für Ihre Lage. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich war auch einmal ein junger Angestellter.«
    »Sir, der Bericht wird nicht sehr amüsant ausfallen. Zumal was die finanziellen Schlussfolgerungen betrifft. Die Lage könnte dort außer Kontrolle geraten. Es könnten sogar äußerst schwerwiegende Probleme auftreten. Am billigsten und einfachsten wäre es, das Labor zu schließen und Green Huey die Überreste aufsammeln zu lassen.«
    Nakamura zuckte zusammen.
    Oscar ließ nicht locker. »Aber die Entscheidung darüber liegt nicht bei mir. Und sie fällt sicherlich nicht in meinen Verantwortungsbereich. Sollte etwas von meinem Bericht durchsickern und Folgen zeitigen, dann möchte ich nicht, dass man hinterher sagt, ich verfolgte persönliche Ziele. Oder Senator Bambakias habe in dieser Angelegenheit unredliche Absichten. Ich habe guten Glaubens gehandelt und mich um Objektivität bemüht. Ich betrachte es als meine Aufgabe, dem Ausschuss Fakten vorzulegen. Aber sollte irgendwas passieren, dann will ich deswegen nicht gekreuzigt werden.«
    Oscar hob die Hand, mit der Handfläche nach vorne weisend. »Ich will meinen Kollegen damit keine Boshaftigkeit unterstellen! Ich erwähne bloß eine Binsenwahrheit – es ist stets am einfachsten, den Neuen auflaufen zu lassen.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Nakamura. »Sie haben die Situation gut erfasst. Aber Sie sind nicht der einzige Neue im Team.«
    »Nein?«
    »Nein. Dem Wissenschaftsausschuss gehören drei neue Senatoren an, und alle haben ihre Mitarbeiter mitgebracht. Und die beiden anderen Neuen haben es bislang nicht für nötig befunden, auch nur zu einer einzigen Besprechung persönlich zu erscheinen. Sie loggen sich von ihren Penthousewohnungen in Arlington ein, wo sie damit beschäftigt sind, ihren Vorgesetzten in den Arsch zu kriechen.«
    Oscar runzelte die Stirn. »Das ist unprofessionelles Verhalten.«
    »Das sind keine Profis. Man kann sich nicht auf sie verlassen. Auf mich ist Verlass und auf Mulnier. Mulnier ist zwar nicht mehr der Gleiche wie vor zehn Jahren – aber wenn Sie aufrichtig zu mir sind, wenn Sie es gut meinen und wenn Sie sich hundertprozentig für den Ausschuss einsetzen, also, dann haben Sie Rückendeckung. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    »Mehr verlange ich gar nicht.« Oscar trat einen Schritt zurück. »Ich bin froh, dass wir zu einer Übereinkunft gelangt sind.«
    Nakamura sah auf die Uhr. »Bevor wir heute anfangen, möchte ich Ihnen sagen, Oscar, dass Ihr persönliches Problem hier kein Thema ist. Solange ich diesem Ausschuss Vorsitze, kommt das Thema nicht auf den Tisch.«
    Bambakias’ Haus lag in der New Jersey Avenue, südlich des Capitol Hill. Oscar traf dort ein, als sich gerade ein Medienteam verabschiedete. Die New Jersey Avenue wurde ständig überwacht. In dieser Gegend kam es nur selten zu Zwischenfällen, und die städtische Infrastruktur war noch intakt. Das Haus war ein historisches Bauwerk, über zweihundert Jahre alt. Es war zu klein für das Ehepaar

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