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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Bambakias und ihren großen Mitarbeiterstab, aber Lorena Bambakias war Innenarchitektin in einer überbevölkerten Welt. Sie war es gewohnt, Kompromisse zu schließen.
    Als Wahlkampfprofi hatte Oscar es sich zum Prinzip gemacht, sich niemals mit der Person anzulegen, die mit dem Kandidaten schlief. Die Gattin des Kandidatin spielte beim Wahlkampf notwendigerweise eine wichtige Rolle. Lorena war die geborene Spielerin, für gewöhnlich aber fügsam. Sie war fügsam, solange man ihren Ratschlägen ungeteilte Aufmerksamkeit zuteil werden ließ und solange sie wusste, dass sie ein starkes Blatt in Händen hielt. Jeder, der über Oscars persönliches Problem Bescheid wusste, glaubte, er verfüge über einen tödlichen Trumpf. Das war in Ordnung. Bislang hatte er Lorena noch in keine Situation gebracht, in der sie das Bedürfnis verspürt hätte, ihren tödlichen Trumpf auszuspielen.
    Aufgrund des Hungerstreiks leuchteten Lorenas Augen, und ihre olivfarbene Haut war so straff und glatt, dass sie beinahe wie laminiert wirkte. Lorena war keine Aristokratin – sie war die Tochter des Geschäftsführers einer Ladenkette für Gesundheitsnahrung aus Cambridge –, doch ihre Magerkeit und das exquisite Video-Make-up verliehen ihr die unirdische Ausstrahlung eines Porträts von Gainsborough.
    Geschwächt vom Fasten ruhte sie auf einem Sofa mit gedrechselten Armlehnen und gelbem Seidenbezug.
    »Es ist schön, dass Sie sich die Zeit für einen Besuch nehmen, Oscar«, sagte Lorena und räkelte sich ein wenig. »Wir haben nur selten Gelegenheit, miteinander zu sprechen.«
    »Das Haus ist wundervoll«, sagte Oscar. »Ich bin gespannt, wie es aussieht, wenn es fertig ist.«
    »Ach, das ist halt mein Job«, erwiderte Lorena. »Ich wünschte, ich könnte sagen, es wäre wirklich aufregend – aber das ist bloß ein Design-Job wie andere auch. Ich trauere dem Wahlkampf hinterher.«
    »Wirklich? Das ist nett von Ihnen.«
    »Es war so aufregend, sich unters Volk zu mischen. Zumindest haben wir damals richtig gegessen. Aber jetzt… na ja, jetzt sind wir Entertainer. Wir spielen Senator und Gemahlin, und wir müssen sechs lange Jahre in diesem elenden Dreckloch leben, und wir planen, die High Society aufzurollen.« Sie schaute sich im Empfangszimmer um, musterte die pfirsichfarbenen Wände mit dem nachdenklichen Blick eines Automechanikers. »Mein eigener Geschmack geht in die Richtung der Transzendenten Moderne, aber das Haus halte ich im Föderationsstil. Eine Menge Hepplewhite… schwarzes Walnussholz… Sekretäre und Esszimmerstühle mit Wappenlehne. Es gab ein paar gute Sachen in der Periode, wenn man von dem geschmacklosen Neoklassizismus Abstand nimmt.«
    »Eine ausgezeichnete Wahl.«
    »Ich will hier eine Atmosphäre schaffen, die verbindlich und ansprechend wirkt. Sehr zurückhaltend, im Stil der amerikanischen Republik, aber weder kitschig noch im Kolonialstil. Eher im Bostonstil, verstehen Sie? Aber nicht zu viel davon. Keine Unabhängigkeitspolitik, kein Paul Revere, keine Boston Tea Party. In einer solchen Lage muss man Kompromisse machen. Man muss Opfer bringen. Man kann nicht alles auf einmal haben. Eleganz bedeutet Zurückhaltung.«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich beabsichtige, meinen Binturong zurückzugeben.«
    »O nein«, sagte Oscar. »Doch nicht Stickley, den Binturong.«
    »Ich weiß, Sie haben sich große Mühe gegeben, mir Stickley zu besorgen, und er ist auch wirklich ganz reizend. Aber ich habe hier in Washington einfach keinen Platz, ein seltenes Tier auszustellen. Ein frei zugängliches Terrarium, das wäre nett gewesen, und ich hatte auch schon gute Ideen dazu. Aber ein Tierklon passt einfach nicht hierher. Ja, wirklich. Er passt nicht in die Periode. Er lenkt ab.«
    »Also, machbar ist das schon«, meinte Oscar umsichtig. »Ich glaube, bislang hat noch niemand ein Tier ans Laboratorium zurückgegeben. Das wäre eine nette Geste.«
    »Ich habe an einen kleinen Klon gedacht. Vielleicht eine Fledermaus oder ein Maulwurf oder… Nicht, dass mir Stickley keinen Spaß gemacht hätte. Er benimmt sich sehr gut. Aber wissen Sie was? Er ist irgendwie seltsam.«
    »Das liegt an dem Hirnimplantat, das man ihm im Labor verpasst hat«, sagte Oscar. »Es dreht sich alles um die Aggressivität, das Fressen und die Ausscheidung. Wenn man diese drei Verhaltensweisen unter Kontrolle hat, kann man in Frieden mit wilden Tieren zusammenleben. Zum Glück ähneln sich diese tief verwurzelten Verhaltensmuster bei den meisten

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