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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Säugetieren.«
    »Ich nehme an, das gilt auch für Menschen.«
    »Ja, natürlich.« Oscars Handy klingelte. Er schaltete es höflich aus.
    »Die neurale Steuerung der Essgewohnheiten ist jedenfalls weit entwickelt«, sagte Lorena. »Ich nehme gegenwärtig Appetitzügler ein. Die wirken auch übers Gehirn.«
    »Die Hirnforschung ist im Moment ein heißes Thema.«
    »Ja. Neurowissenschaft klingt sehr attraktiv.«
    Sie berichtete ihm, was sie über Greta wusste. Natürlich wusste Lorena über Greta Bescheid. Auch über Clare war sie im Bilde gewesen. Clare hatte nämlich für eine gute Berichterstattung gesorgt. Daher stand Lorena eher auf Clares Seite. Eigentlich aber musste sie ein Einsehen haben. Schließlich hatte Clare ihn verlassen…
    Lorenas Handy klingelte. Sie nahm den Anruf entgegen. »Ja? Wie? O je. Du meine Güte. Und wie hat Alcott die Nachricht aufgenommen? Ach du meine Güte. Das ist sehr betrüblich. Sind Sie auch ganz sicher? Wirklich? Ist gut. Vielen Dank.« Lorena zögerte einen Moment. »Möchten Sie vielleicht mit Oscar Valparaiso darüber sprechen? Wir trinken gerade Tee miteinander. Nein? Also, dann.« Sie unterbrach die Verbindung.
    »Das war Leon Sosik, unser Stabschef«, erklärte sie und steckte das Handy in den weit geschnittenen Ärmel. »Im Hungerstreik gibt es eine neue Entwicklung.«
    »Ja?«
    »Es geht um die Luftwaffenbasis. Ein Feuer ist dort ausgebrochen. Irgendein Gift wurde freigesetzt. Der ganze Stützpunkt wird evakuiert.«
    Oscar drückte den Rücken gegen die geschwungene Mahagonilehne. »Hab ich richtig gehört, der Stützpunkt wird evakuiert?«
    »Die Unionstruppen ziehen sich zurück. Sie rennen um ihr Leben. Natürlich rücken jetzt diese abscheulichen Prolos nach, sie klettern einfach über den Zaun.« Lorena seufzte. »Das bedeutet, es ist vorbei. Das ist das Ende. Aus und Schluss.« Sie schwenkte die Beine auf den Boden, setzte sich auf und presste sich das schlanke Handgelenk gegen die Stirn. »Gott sei Dank.«
    Oscar streifte sich übers frisch frisierte Haar. »Mein Gott, wie geht es jetzt weiter?«
    »Machen Sie Witze? Mann, ich werde etwas essen.« Lorena nahm eine Glocke vom Servierwagen und läutete. Eine Angestellte tauchte auf – Oscar hatte sie noch nie gesehen. »Elma, bringen Sie mir Teekuchen. Nein, lieber ein paar Petits Fours und Erdbeeren mit Schokolade. Und bringen Sie mir… ach, was soll’s, bringen Sie mir ein großes Sandwich mit Roastbeef.« Sie blickte Oscar an. »Möchten Sie auch etwas?«
    »Schwarzer Kaffee und Nachrichten wären nett.«
    »Gute Idee.« Sie hob die Stimme. »System?«
    »Ja, Lorena«, antwortete der Hauscomputer.
    »Bitte schick den Bildschirm runter.«
    »Ja, Lorena, sofort.«
    »Für ein Full-Service-Team ist hier kein Platz«, meinte Lorena entschuldigend. »Deshalb habe ich vieles automatisiert. Das System ist noch im Babystadium, es ist noch ganz neu und dumm. Ganz gleich, wie viel Mühe man sich gibt, ein wirklich smartes Haus gibt es nicht.«
    Ein Fernsehschrank aus Walnussholz kam die mit Teppich ausgelegte Treppe herunterspaziert.
    »Ein hübscher Schrank«, sagte Oscar. »Reaktive Möbel im Föderationsstil habe ich noch nie gesehen.«
    Am Fuß der Treppe verharrte der Fernseher und ließ die räumlichen Gegebenheiten auf sich wirken. Nach einer kurzen Denkpause krümmten zwei Stühle die geschwungenen Beine und machten spinnengleich Platz. Lorenas Couch vollführte einen Tangoschritt. Der Servierwagen rollte mit einer kleinen Melodie beiseite. Der Fernseher baute sich so vor Oscar und Lorena auf, dass sie gute Sicht hatten.
    »Du meine Güte, das ist ja alles reaktiv«, sagte Oscar. »Ich hätte schwören können, die Stuhlbeine wären aus Holz.«
    »Sie sind aus Holz. Allerdings handelt es sich um spezialbehandeltes Lignin.« Lorena zuckte die Achseln. »Stil hin oder her, ich möchte schließlich nicht wie ein Barbar leben.« Als sie den Arm hob, löste sich eine vergoldete Fernbedienung aus der Wand und flog ihr in die Hand. Sie warf Oscar die Fernbedienung zu. »Würden Sie navigieren? Suchen Sie gute Nachrichten. Mir liegt das nicht so.«
    »Rufen Sie noch mal Sosik an und fragen Sie ihn, was er gerade sieht.«
    »Oh. Ja, natürlich.« Sie lächelte schwach. »Man sollte nicht surfen, wenn man einen Piloten hat.«
    Hueys PR-Team hatte sich der Angelegenheit bereits angenommen. Ein Umweltbeauftragter des Bundesstaates Louisiana verbreitete die offizielle Version von der ›Katastrophe‹. Ihm zufolge hatte der

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