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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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sich nicht von ihr provozieren lassen. Sie hatten den Bus an der Parteizentrale der Demokraten abgeliefert und unternahmen nun einen friedlichen Winterspaziergang zu seinem Haus in der Back Bay, den er sehr genoss. »Ich rede Ihnen keine Schuldgefühle ein. Ich verurteile Sie keineswegs. Ich war stets kooperativ und für Sie da. Oder etwa nicht? Ich habe nie ein Wort zu Ihnen und Bambakias gesagt.«
    »Doch, das haben Sie! Sie haben Ihre großen schwarzen Augenbrauen hochgezogen.«
    Oscar ertappte sich dabei, wie er die Brauen hob, und senkte sie sogleich wieder ab. Streit war ihm zuwider. Ein Streit brachte stets das Schlimmste in ihm zum Vorschein. »Hören Sie, das ist nicht meine Schuld. Er hat Sie eingestellt, nicht ich. Ich wollte Ihnen bloß auf taktvolle Weise klarmachen, dass Sie da eine Nummer abgezogen haben, die sich letztendlich als destruktiv erweisen musste. Das hätte Ihnen eigentlich klar sein müssen.«
    »Ja, das wusste ich.«
    »Das mussten Sie auch wissen! Eine Wahlkampfsprecherin, die Sex mit einem verheirateten Senator hat. Wie, um Himmels willen, sollte das gutgehen?«
    »Also, Sex war es eigentlich nicht…« Moira wand sich unbehaglich. »Und damals war er auch noch nicht Senator! Als ich mich mit Alcott eingelassen habe, war er Außenseiterkandidat mit fünf Prozent Zustimmung. Sein Team bestand aus einem Haufen verschrobener Looser, und sein Manager war ein junger Spund, der noch nie einen Wahlkampf auf Landesebene geführt hatte. Die Lage war aussichtslos. Aber ich habe trotzdem bei ihm angeheuert. Ich mochte ihn einfach, so war das. Er hat mich durch seinen Charme gewonnen. Ich hielt ihn für einen naiven, brillanten, charmanten Typ. Er hat ein gutes Herz. Ja, wirklich. Er ist viel zu gut für einen gottverdammten Senatorenposten.«
    »Dann sollte er das Rennen also verlieren, hab ich Recht?«
    »Ja. Er sollte das Rennen verlieren, dann hätte ihn die Schlampe fallengelassen. Und irgendwie hab ich mir vorgestellt, dass ich dann auf ihn warten würde.« Moira fröstelte. »Hören Sie, ich liebe ihn. Ich habe wirklich hart für ihn gearbeitet Ich habe mich in ihn verliebt. Ich habe alles für ihn gegeben. Ich habe einfach nicht geglaubt, dass es mal so kommen würde.«
    »Das tut mir leid«, sagte Oscar. »Dann ist es wirklich meine Schuld. Ich habe Ihnen nicht ausreichend klargemacht, dass ich wirklich vorhatte, den Mann in den Senat zu bringen.«
    Moira verstummte, als sie sich einen Weg durch das Fußgängergewühl auf der Commercial Avenue bahnten. Die Bäume waren kahl und abweisend, doch die Weihnachtseinkäufer waren wie toll, eingemummt in Hüte, Jacken und Snow Boots, umgeben von einer Unzahl funkelnder Lichter.
    Nach einer Weile sprach Lorena weiter. »Diese Seite von Ihnen bekommen die Leute nur selten zu sehen, nicht wahr? Unter dem Anzug sind Sie ein gemeiner, sarkastischer Bastard.«
    »Moira, ich war immer aufrichtig zu Ihnen. Immer gerade heraus. Ich hätte nicht aufrichtiger sein können. Sie sind es, die fortgeht. Aber ihn verlassen Sie nicht. Er hat Ihnen nie gehört. Sie werden ihn auch niemals bekommen. Er gehört nicht zu Ihnen. Sie verlassen mich. Sie verlassen mein Team. Sie werden abtrünnig.«
    »Was sind Sie, ein Land? Machen Sie mal halblang! Ich werde nicht ›abtrünnig‹.« Moira funkelte ihn an. »Lassen Sie mich gehen! Lassen Sie mich ein normaler Mensch sein! Dieser Hang zum Kontrollieren ist ja krankhaft bei Ihnen. Sie brauchen Hilfe.«
    »Hören Sie auf, mich zu provozieren. Sie sind kindisch.«
    Sie bogen auf die Marlborough Street ein. Hier war er zu Hause, hier wohnte er. Jetzt war es an der Zeit, einen neuen Ansatz zu probieren. »Hören Sie, Moira, es tut mir wirklich Leid, dass Sie so für den Senator empfinden. Wahlkämpfe sind anstrengend, bisweilen bringen sie Leute dazu, verrückte Dinge zu tun. Aber der Wahlkampf liegt jetzt weit hinter uns, und Sie müssen Ihren Standort neu bestimmen. Wir beide waren gute Freunde, wir haben einen großartigen Wahlkampf gemacht, und wir sollten jetzt nicht zu Feinden werden. Seien Sie vernünftig.«
    »Ich bin nicht vernünftig. Ich bin verliebt.«
    »Denken Sie drüber nach. Ich weiß, dass Sie nicht mehr zum Team gehören, das akzeptiere ich auch, aber ich könnte Ihnen doch einiges leichter machen. Ich habe Ihnen angeboten, mietfrei bei mir zu wohnen. Habe ich da nicht wie ein Freund gehandelt? Wenn Sie sich Sorgen machen wegen eines neuen Jobs, können wir mit der hiesigen Vertretung der Demokraten

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