Brennendes Wasser
liegt.«
»Sicher. Die Inbesitznahme der wertvollsten Ressource eines Landes ist völlig legal, ob es uns gefällt oder nicht. Aber Gogstad hält sich nicht an die Regeln, und das ist noch viel beängstigender.«
»Was willst du damit sagen?«
»Lass mich dir ein Beispiel geben. Der Kongressabgeordnete Jeremy Kinkaid hat die Gesetzesvorlage zur Privatisierung des Colorado River erbittert bekämpft und später sogar mit einer Kongressanhörung gedroht, um das Gesetz doch noch für nichtig erklären zu lassen. Er ist bei einem Unfall ums Leben gekommen.«
»Viele Leute sterben durch Unfälle.«
Aus einer Tasche seiner Jacke holte der Reporter eine Weltkarte hervor und breitete sie auf dem Tisch aus. »Siehst du diese roten Vierecke?«, fragte er leise, beinahe flüsternd. »Versuch gar nicht erst, sie zu zählen. Es sind Dutzende.«
»Beteiligungen von Gogstad?«
»Gewissermaßen. Je größer der Konzern wurde, desto häufiger stieß er auf bereits etablierte Konkurrenten, nämlich die Betriebe und städtischen Einrichtungen, die jeweils vor Ort die Wasserversorgung kontrollierten.« Er deutete auf die Karte.
»Wir haben die Firmenkäufe mal in Verbindung mit dem Personal der entsprechenden Unternehmen gebracht. Jedes rote Viereck steht für tödliche ›Unfälle‹ in den Reihen der Geschäftsführung, und zwar genau in der Phase der Übernahme. In einigen Fällen sind hohe Entscheidungsträger ganz einfach spurlos verschwunden.«
»Gogstad benutzt entweder Verbrechermethoden oder hat unverschämt viel Glück.«
»Such dir was aus. Im Verlauf der letzten zehn Jahre hat man sich transnationale Wasserfirmen in Frankreich, Italien, Großbritannien und Südamerika einverleibt. Die Leute von Gogstad sind wie die Borg, diese fremde Rasse aus
Star Trek
, die an Macht gewinnt, indem sie andere Spezies assimiliert und in das eigene Kollektiv zwingt. Auch in Asien und Südafrika hat der Konzern Wasserkonzessionen erworben…« Cohen hielt abrupt inne und sah zur Tür. Als eine Frau und ein Kind das Cafe betraten, entspannte er sich wieder. Zavala zog eine Augenbraue hoch, sagte jedoch nichts. »Bitte entschuldige«, sagte Randy.
»Ich bin wegen dieser Sache inzwischen schon völlig paranoid.«
»Ein wenig Paranoia ist bisweilen gar nicht so ungesund, mein Freund.«
Cohen begann wieder zu flüstern. »Wir haben bei uns in der Redaktion vielleicht einen Maulwurf. Deshalb solltest du mich vorhin auch auf meinem Mobiltelefon anrufen.« Er spielte nervös mit dem Kaffeelöffel herum. »Bei der Zeitung sind in letzter Zeit ziemlich merkwürdige Sachen passiert.«
»Was meinst du damit?«
»Nichts wirklich Konkretes. Unterlagen, die auf einmal nicht mehr in der richtigen Reihenfolge einsortiert sind. Fremde Gesichter im Gebäude. Komische Blicke.«
»Bist du sicher, dass du dir das nicht bloß einbildest?«
»Die anderen Mitglieder des Teams haben ähnliche Erfahrungen gemacht. O Mann. Ist meine Angst denn
dermaßen
offensichtlich?«
»Du machst sogar
mich
damit nervös.«
»Gut, ich
will
, dass du nervös bist, denn ich glaube nicht, dass Gogstad zögern würde, einen jeden zu beseitigen, der dem Konzern auf dem Weg zum Ziel in die Quere kommt.«
»Und wie lautet dieses Ziel?«
»Ich bin fest davon überzeugt, dass man sich die weltweite Süßwasserversorgung unter den Nagel reißen will.«
Zavala dachte kurz darüber nach. »Ist das nicht ein bisschen zu hoch gegriffen? Zwar hat Gogstad in Nordamerika und Europa beeindruckende Fortschritte erzielt, aber könnte überhaupt je irgendeine einzelne Firma sich des Süßwassers der ganzen Welt bemächtigen?«
»Das ist gar nicht so schwierig, wie du vielleicht glaubst.
Gemessen am gesamten weltweiten Wasservorkommen, beträgt der verfügbare Süß Wasseranteil lediglich ein halbes Prozent.
Der Rest ist Salzwasser oder nicht ohne weiteres zugänglich, weil er in Form von Schnee und Eis erstarrt oder unter der Erde gebunden ist. Hinzu kommt die starke Verschmutzung vieler potentieller Trinkwasservorräte. Der Bedarf wächst täglich.«
»Aber wird denn nicht trotzdem der größte Teil dieses Wassers nach wie vor von allen möglichen Leuten und Regierungen kontrolliert?«
»Nicht mehr. Sobald Gogstad eine aussichtsreiche Wasserquelle aufstöbert, bietet man den Betreibern unter vielen großzügigen Versprechungen an, den Laden zu übernehmen. Wenn man den Fuß in der Tür hat, folgen Bestechungen, Erpressungen oder andere Maßnahmen, um die Privatisierung zu
Weitere Kostenlose Bücher