Brennendes Wasser
gelbe Insekten, die sich nun auf und neben den Kadavern zu schaffen machten.
Man trennte die Köpfe der drei Tiere von den Rümpfen ab, entnahm Gehirnproben und unterzog sie auf den Seziertischen einer Analyse. Zum Transport der Organe benutzte man nicht etwa Tabletts aus rostfreiem Stahl, wie dies bei der Autopsie eines Menschen der Fall gewesen wäre, sondern Schubkarren.
»Die gehen nicht gerade zimperlich vor, was?«, fragte Austin, während das Geräusch mehrerer Motorsägen von den Metallwänden des Schuppens widerhallte.
»Nein, Sir«, pflichtete der Matrose ihm bei. »Und ich bin froh, wenn das alles hier vorbei ist.«
»Hoffen wir, dass es nicht mehr lange dauert, Seaman.«
Austin überlegte, weshalb er sein behagliches Hotelzimmer gegen diesen makaberen Anblick eingetauscht hatte. Falls das Rennen wie geplant zu Ende gegangen wäre, hätte er jetzt gemeinsam mit den anderen Fahrern auf der Siegesfeier Champagner getrunken, ganz gleich ob als Gewinner oder Verlierer, und wäre dabei von hübschen Frauen umschwärmt worden, die stets wie bunte Schmetterlinge im Umfeld des Renngeschehens auftauchten. Es wurde tatsächlich eine beträchtliche Anzahl Flaschen geleert, aber Kurt, Ali und ihre Kopiloten hatten diesmal keine rechte Freude an den Festlichkeiten.
Ali kam in Begleitung eines italienischen Fotomodells und einer ebenso hübschen Französin. Trotzdem wirkte er nicht besonders glücklich. Lächelnd ging Austin auf den Araber zu und sagte ihm, er freue sich bereits auf ihren nächsten Wettstreit.
Zavala wurde seinem Ruf als Charmeur gerecht und suchte sich aus der Schar der für das Finalrennen bereitstehenden Groupies eine brünette Schönheit aus. Er lud sie zum Abendessen ein und musste versprechen, ihr den gefährlichen Unfall in allen Einzelheiten zu schildern.
Austin blieb lange genug auf der Party, um nicht unhöflich zu erscheinen, und rief dann beim Eigentümer der
Red Ink
an. Sein Vater wartete bereits darauf. Er hatte das Rennen im Fernsehen verfolgt und wusste, dass Austin mit heiler Haut davongekommen war, derweil das Boot auf dem Meeresgrund lag.
Austin senior war der wohlhabende Eigentümer einer Bergungsfirma in Seattle. »Mach dir deswegen keine Gedanken«, sagte er. »Wir bauen ein neues, noch besseres Boot. Vielleicht sollten wir diesmal ein Periskop einplanen.« Er kicherte hämisch und rief Kurt dann in allen schmerzlichen und überflüssigen Details in Erinnerung, wie dieser als Teenager eines Abends das Mustang-Kabrio seines Vaters mit verbeultem Kotflügel nach Hause gebracht hatte.
Die meisten Grand-Prix-Rennen wurden in und um Europa abgehalten, aber in amerikanischen Gewässern sollte nach dem Willen von Austins Vater gefälligst auch ein amerikanisches Boot den Sieg davontragen. Er bezahlte den Entwurf und die Konstruktion eines schnellen neuen Katamarans, den er wegen der immensen roten Zahlen auf all den Rechnungen
Red Ink
nannte, und stellte ein erstklassiges Mechanikerteam zusammen.
Wie üblich, nahm er gegenüber Kurt niemals ein Blatt vor den Mund: »Es ist höchste Zeit, der Konkurrenz einen kräftigen Tritt in den Hintern zu verpassen. Wir werden ein Boot konstruieren, das all diesen Typen nachdrücklich beweist, wie siegreich die Kombination aus amerikanischen Bauteilen, amerikanischem Knowhow und einem amerikanischen Fahrer sein kann. Und Letzterer bist du.«
Er machte sich auf die Suche nach Sponsoren und nutzte deren wirtschaftlichen Einfluss, um ein bedeutendes Renne n in die Vereinigten Staaten zu holen. Die Veranstalter des Grand Prix waren alles andere als abgeneigt, sich das gewaltige Potential des amerikanischen Publikums zu erschließen, und wenig später nahm der erste kalifornische Wettkampf konkrete Gestalt an.
Der Chef der NUMA, Admiral James Sandecker, reagierte nicht gerade begeistert, als Austin ihm eröffnete, er wolle seinen Terminplan ändern, um an den Ausscheidungsrunden teilnehmen zu können. Sandecker sagte, er fürchte, Austin könne sich bei einem der Rennen verletzen. Kurt wies in aller Höflichkeit darauf hin, dass im Vergleich zu den riskanten Aufträgen, die Sandecker ihm als dem Leiter des NUMA-Teams für Sonderaufgaben zuwies, jedes Rennen ungeachtet der tatsächlichen Gefahren wie ein Wochenendausflug erschien. Und dann spielte er seine Trumpfkarte aus und appellierte an den leidenschaftlichen Patriotenstolz des Admirals. Sandecker gab Austin schließlich seinen Segen und sagte, es sei an der Zeit, dass die USA dem Rest der
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