Brennendes Wasser
Welt bewiesen, wem in
Wahrheit
der Platz auf dem Siegerpodest gebührte.
Nach dem Gespräch mit seinem Vater kehrte Austin zu der Party zurück. Die aufgesetzte Fröhlichkeit ging ihm jedoch bald auf die Nerven, und so freute er sich, als Gloria Ekhart ihm eine Einladung an Bord der
Nepenthe
ausrichte ließ, weil sie sich bei ihm bedanken wollte. Die Herzlichkeit und Schönheit der reifen Frau bezauberten ihn. Schon der Händedruck zur Begrüßung dauerte ein wenig länger als eigentlich angemessen. Dann plauderten sie eine Weile und sahen sich dabei häufig in die Augen.
Beide schienen mit ihren Blicken gegenseitiges Interesse auszudrücken. Einen kurzen Moment lang schwelgte Austin in der Fantasie, es könne sich vielleicht etwas anbahnen zwischen ihm und dieser Schauspielerin, die er bereits in so vielen Kino- und Fernsehproduktionen verehrt hatte. Doch es sollte nicht sein.
Unter wortreichen Entschuldigungen musste Ekhart sich bald wieder den Belangen ihrer Kinder widmen.
Es war wohl wirklich nicht sein Tag. Austin kehrte ins Hotel zurück und rief die NUMA-Kollegen und Freunde an, die sich inzwischen gemeldet hatten. Dann bestellte er sich ein Abendessen aufs Zimmer und genoss ein Filet Mignon, während im Fernsehen auf allen Sendern Wiederholungen des Rennunfalls liefen, zumeist die gleichen Zeitlupenaufnahmen. Kurt interessierte sich weitaus mehr für das Schicksal der toten Wale. Einer der Reporter erwähnte, man würde drei der Tiere im Marinestützpunkt untersuchen. Austin war neugierig und gelangweilt zugleich. Nach allem, was er gehört und gesehen hatte, wiesen die Wale keinerlei äußerliche Verletzungen auf. Die ungelöste Frage nagte stärker an ihm als der Verlust des Katamarans. Sein Ordnungssinn war gestört.
Die Autopsie schien sich dem Ende zuzuneigen. Austin bat den Matrosen, einem der Verantwortlichen seine NUMA-Visitenkarte zu überreichen. Der Matrose kehrte mit einem rotblonden Mann Mitte vierzig zurück, der sich zwar der blutverschmierten Jacke und Handschuhe entledigte, die Maske aber vor Mund und Nase behielt.
»Mr. Austin«, sagte er und streckte die Hand aus. »Jason Witherell, EPA. Freut mich, Sie kennen zu lernen. Gut, dass die NUMA sich auch dafür interessiert. Vielleicht müssen wir auf Ihre Mittel zurückgreifen.«
»Wir sind der EPA stets gern behilflich«, sagte Austin. »Allerdings ist mein Interesse vorerst mehr persönlich als offiziell.
Ich habe an dem Rennen teilgenommen, in dessen Verlauf die Wale aufgetaucht sind.«
»Ich habe die Nachrichten gesehen.« Witherell lachte. »Das war wirklich ein Wahnsinnsmanöver von Ihnen. Schade um Ihr Boot.«
»Danke für die Blumen. Konnten Sie schon eine Todesursache ermitteln?«
»Klar, die Tiere sind an NIDIGEA gestorben.«
»Wie bitte?«
Witherell grinste. »NIcht DIe GEringste Ahnung. NIDIGEA.«
Austin lächelte nachsichtig. Er wusste, dass Pathologen sich mitunter einen seltsamen Sinn für Humor zulegten, um trotz ihres Jobs bei geistiger Gesundheit zu bleiben.
»Haben Sie eine Vermutung?«
»Soweit wir bislang feststellen konnten, gibt es keinerlei Anzeichen für traumatische Verletzungen oder Vergiftungen«, erklärte Witherell. »Ferner haben wir einige Gewebeproben auf Viren getestet. Vorläufig mit negativem Befund. Einer der Wale hatte sich in einem engmaschigen Fischernetz verfangen, aber es sieht nicht so aus, als habe er daraufhin nicht mehr fressen können oder sei dadurch schwerwiegend behindert worden.«
»Im Augenblick können Sie also überhaupt nichts zur Art des Todes sagen?«
»Doch, sicher, die Art des Todes kennen wir. Sie sind erstickt.
Ihre Lungen waren schwer geschädigt und hatten sich entzündet.
Der Schaden scheint durch eine starke Hitzeeinwirkung entstanden zu sein.«
»Hitze? Ich weiß nicht, ob ich Ihnen folgen kann.«
»Lassen Sie es mich anders formulieren. Sie wurden teilweise von innen gekocht, und auch ihre Haut weist Blasen auf.«
»Wie könnten solche Verletzungen hervorgerufen werden?«
»NIDIGEA«, sagte Witherell und zuckte die Achseln.
Austin dachte kurz nach.
»Wenn Sie schon die
Ursache
nicht kennen, wie sieht es denn dann mit dem
Zeitpunkt
aus?«
»Schwer zu sagen. Die anfängliche Schädigung war vielleicht nicht sofort tödlich. Unter Umständen sind die Tiere mehrere Tage vor ihrem Tod erkrankt und danach weiter die Küste entlanggeschwommen. Die Kälber hätten am meisten darunter gelitten, und womöglich haben die ausgewachsenen Wale ihretwegen das Tempo
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