Brennendes Wasser
Forschungseinrichtung überweisen lassen, die pränatale Schädigungen untersucht.«
»In Anbetracht Ihrer weithin bekannten Integrität habe ich von vornherein mit einem Beschluss dieser Art gerechnet.«
Kinkaid grunzte mürrisch und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Verzeihen Sie die Unterbrechung«, sagte er. »Bitte fahren Sie doch fort mit Ihrem, äh, faszinierenden Vortrag.«
»Danke«, erwiderte Brynhild. »Die hier anwesenden Gentlemen stammen aus allen Teilen des Landes und repräsentieren viele verschiedene Gesellschafts- und Wirtschaftszweige.
Unter Ihnen befinden sich Politiker, Funktionäre, Akademiker, Lobbyisten und Ingenieure. Doch es gibt etwas, das uns alle verbindet:
Wasser
, ein wertvolles Gut, das in der heutigen Zeit immer knapper wird, wie Sie wissen. Jedermann ist sich der Tatsache bewusst, dass den Vereinigten Staaten wahrscheinlich die längste Trockenperiode der Geschichte bevorsteht. Nicht wahr, Professor Dearborn? Wären Sie als Klimaforscher vielleicht so nett, uns Ihre Einschätzung der Lage zu schildern?«
»Aber gern«, entgegnete ein Mann mittleren Alters. Die Aufforderung schien ihn zu überraschen. Nervös fuhr er sich mit den Fingern durch das dünne rötliche Haar.
»Im mittleren Teil unseres Landes sowie auf einer südlichen Achse von Arizona bis Florida herrscht gegenwärtig ein gemäßigter, teils auch schon gravierender Wassermangel. Damit ist bereits fast ein Viertel der achtundvierzig Kontinentalstaaten betroffen. Vermutlich wird die Situation sich noch verschlimmern.
Hinzu kommt, dass der Pegel der Großen Seen so niedrig steht wie noch nie zuvor. Es ist durchaus möglich, dass bald vermehrt Zustände wie in unseren traditionellen Trocken- und Wüstengebieten herrschen, und auch eine jahrzehntelange regelrechte Dürre erscheint längst nicht mehr undenkbar.«
Unter den Anwesenden machte sich Unruhe breit.
Brynhild öffnete einen Holzkasten, der vor ihr auf dem Tisch stand, steckte die Hand hinein und ließ Sand durch ihre langen Finger rinnen.
»Die Party ist vorbei, Gentlemen. Das hier ist die trostlose, staubige Zukunft, die uns allen droht.«
»Bei allem nötigen Respekt, Miss Brynhild«, sagte ein Mann, dessen gedehnter Tonfall verriet, dass er aus Nevada stammte.
»Sie erzählen uns hier beileibe nichts Neues. Vegas wird einiges zu erdulden haben, und für Los Angeles und Phoenix sieht es auch nicht viel besser aus.«
Sie hob die Hände und klatschte leise Beifall. »Einverstanden.
Aber was wäre, wenn ich behaupten würde, dass eine Möglichkeit besteht, unsere Städte zu retten?«
»Darüber würde ich gern Näheres hören«, sagte der Mann aus Nevada.
Mit symbolträchtiger Geste klappte sie den Deckel des Kastens mit einem lauten Knall zu.
»Ein erster Schritt wurde bereits eingeleitet. Wie die meisten von Ihnen wissen, hat der Kongress die Wasserverteilung des Colorado River in private Hände gelegt.«
Kinkaid beugte sich vor. »Und wie Ihnen fraglos bewusst ist, war ich einer der entschiedensten Gegner dieser Gesetzesvorlage.«
»Zum Glück haben Sie sich nicht durchsetzen können. Bei einem Fehlschlag der Initiative wäre der Westen dem Untergang geweiht gewesen. Die Reserve in den Staubecken hält lediglich zwei Jahre vor. Danach hätten wir fast ganz Kalifornien und Arizona sowie weite Teile von Colorado, New Mexico, Utah und Wyoming evakuieren müssen.«
»Ich wiederhole, was ich auch diesen Dummköpfen in Washington gesagt habe. Ein privat kontrollierter Hoover-Damm führt keineswegs zu einer Vergrößerung der Wasserreserven.«
»Das hat auch nie jemand behauptet. Das eigentliche Problem ist nicht die Größe der Reserve, sondern die Art der Verteilung.
Ein beträchtlicher Anteil des Wassers wurde bislang verschwendet. Das Ende der staatlichen Subventionierung zugunsten einer privaten Verwaltung wird zugleich auch das Ende der Verschwendung bedeuten, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Verschwendung ist nicht profitabel.«
»Ich bleibe bei meinem grundlegenden Argument«, sagte Kinkaid. »Etwas so Wichtiges wie Wasser sollte keinesfalls von Firmen verwaltet werden, die nicht der Kontrolle des Staates unterliegen.«
»Der Staat hatte seine Chance und ist gescheitert. Ab jetzt wird der Wasserpreis durch Angebot und Nachfrage bestimmt.
Es entscheiden allein die Gesetze des Marktes. Nur der bekommt Wasser, der es sich auch leisten kann.«
»Genau diese Befürchtung habe ich im Verlauf der Debatte geäußert. Die reichen
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