Brennendes Wasser
errichten.«
»Lassen Sie mich bitte kurz das folgende Szenario skizzieren, Dr. Dearborn. Die Dürre hält an. Der Colorado River kann den Bedarf nicht decken. Die Städte verdursten. Dann würden nicht etwa Anwälte vor Gericht um irgendwelche Kontingente feilschen, sondern es käme genau wie früher zu bewaffneten Auseinandersetzungen am Wasserloch. Denken Sie mal darüber nach.
Ein vor Durst fast wahnsinniger Mob auf den Straßen, der jedweden Behördenvertreter sofort angreift. Der umfassende Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung. Verglichen damit wären die Rassenunruhen der sechziger Jahre nicht mehr als eine Schulhofrangelei.«
Dearborn nickte wie betäubt. »Das stimmt«, sagte er, sichtlich beunruhigt. »Aber, verzeihen Sie… es scheint einfach nicht rechtens zu sein.«
Sie fiel ihm ins Wort. »Dies ist ein Kampf ums Überleben, Professor. Wir leben oder wir sterben, ganz wie wir wollen.«
Dearborn gab sich geschlagen. Kopfschüttelnd lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
Kinkaid sprang ihm bei. »Lassen Sie sich durch diese haltlosen Hirngespinste nicht vom eigentlichen Thema abbringen, Professor Dearborn.«
»Offenbar ist es mir nicht gelungen, Ihre Meinung zu ändern.«
Kinkaid erhob sich von seinem Platz. »Nein«, sagte er, »aber ich verrate Ihnen, was Sie
stattdessen
bewirkt haben. Sie haben mir einige gute Argumente für die Wiederaufnahme des Verfahrens geliefert. Es würde mich nicht überraschen, die Kartellbehörde einschreiten zu sehen, und ich möchte wetten, meine Kollegen, die für das Gesetz gestimmt haben, werden ihre Meinung ändern, sobald sie erfahren, dass der Colorado River letztendlich unter der Kontrolle einer einzigen Firma stehen würde.«
»Es tut mir Leid, das zu hören«, sagte Brynhild.
»Ihnen wird noch verdammt viel mehr Leid tun, wenn ich mit Ihnen fertig bin. Und jetzt will ich auf der Stelle Ihren privaten Vergnügungspark verlassen.«
Sie musterte ihn betrübt. Stärke imponierte ihr, selbst wenn diese Stärke gegen sie gerichtet war.
»Wie Sie wünschen.« Sie nahm ein Funkgerät vom Gürtel und sprach hinein. »Es wird einige Minuten dauern, Ihr Gepäck zu holen und den Helikopter startklar zu machen.«
Die Tür zu dem Saal öffnete sich, und der Mann, in dessen Begleitung Kinkaid hergekommen war, geleitete ihn nun wieder hinaus.
Brynhild wartete, bis die beiden den Raum verlassen hatten.
»Manche Leute mögen diese Dürre als eine Katastrophe betrachten«, sagte sie dann, »doch sie bietet auch eine einmalige Gelegenheit. Der Colorado River stellt nur einen Teil unseres Plans dar. Wir beabsichtigen, überall im Land die Wasserversorgung zu übernehmen. Jeder von Ihnen befindet sich in einer Position, in der er maßgeblich zum Erfolg unseres Vorhabens beitragen kann, und jeder hier im Raum wird fürstlicher dafür entlohnt werden, als er es sich vorzustellen vermag. Gleichzeitig werden Sie dadurch etwas für das Gemeinwohl tun.« Sie ließ den Blick über alle Anwesenden schweifen. »Sofern jemand jetzt gehen möchte, steht es ihm frei, unsere Runde zu verlassen.
Ich bitte lediglich um Ihr Wort, über die Einzelheiten dieses Treffens Stillschweigen zu bewahren.«
Die Männer sahen sich an, und einige rutschten unruhig auf ihren Stühlen umher, doch niemand machte von dem Angebot Gebrauch. Nicht einmal Dearborn.
Wie aus dem Nichts tauchten mehrere Kellner auf und stellten einige Krüge mit Wasser sowie vor jedem der Männer ein Glas auf den Tisch.
Brynhild ließ die Anwesenden keinen Moment aus den Augen. »Los Angeles hat den Wassersegen in erster Linie William Mulholland zu verdanken«, sagte sie. »Er war derjenige, der den Finger in Richtung Owens Valley ausstreckte und rief: ›Da ist es. Nehmt es euch.‹«
Bei diesen Worten füllten die Kellner alle Gläser und zogen sich dann zurück.
Brynhild erhob ihr Glas. »Da ist es. Nehmt es euch.«
Sie trank einen großen Schluck, und die anderen taten es ihr nach, als handle es sich um das seltsame Ritual eines Geheimbunds.
»Gut«, sagte sie. »Jetzt zum nächsten Schritt. Sie werden nach Hause zurückkehren und auf einen Anruf warten. Sobald eine Bitte an Sie herangetragen wird, entsprechen Sie ihr, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Niemand darf auch nur das Geringste von diesem Treffen erfahren. Nicht einmal die Tatsache, dass Sie hier gewesen sind.«
Sie blickte nacheinander jedem der Männer eindringlich ins Gesicht. »Falls Sie keine weiteren Fragen mehr
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