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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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ist viel zu gerade, um ganz auf natürliche Weise entstanden zu sein. Anscheinend hat jemand einen bereits existierenden Bach mit Hacke und Schaufel erweitert.«
    »Den Eindruck habe ich auch.« Gamay ging weiter. »Wie ich schon sagte, die Chulo sind überaus faszinierend.«
    Sie folgten dem Pfad noch einige weitere Stunden. Unterwegs bastelten sie sich Hüte aus Palmblättern und hielten häufig an, um ihren Durst aus dem Fluss zu stillen. Einen kurzen Regenschauer warteten sie im Schutz der Bäume ab. Auf einmal verbreiterte sich der Pfad, und sie bemerkten im weichen dunklen Boden die Spur eines nackten Fußes. Sofort wurden Paul und Gamay wieder vorsichtiger und wachsamer.
    Nach kurzer Diskussion beschlossen sie, dem Fluss noch eine Weile zu folgen und sich dann bis zum Einbruch der Dunkelheit im Unterholz zu verstecken. Sie waren hundemüde und mussten sich unbedingt ausruhen. Dann stießen sie auf einen Weg, der nach rechts in den Wald führte. Er bestand aus Tausenden von flachen Steinen und erinnerte Gamay an die Straßen der Maya und Inka. Auch die Via Appia sah nicht wesentlich anders aus.
    Die Neugier siegte, und so folgten sie dem gepflasterten Weg noch ungefähr fünf Minuten. Vor ihnen schimmerte etwas zwischen den Bäumen hindurch, und sie schlichen behutsam weiter.
    Der Pfad endete an einer kreisrunden Lichtung von zirka fünfzehn Metern Durchmesser, die ebenfalls vollständig mit Steinen gepflastert war. Im Zentrum der Fläche lag ein großes Objekt.
    »Das gibt’s doch nicht«, sagten sie wie aus einem Mund.
    Der Jet war in zwei Teile gebrochen. Die Front schien noch intakt zu sein, aber die Passagierkabine hatte sich praktisch vollständig in Luft aufgelöst. Der hintere Teil mit dem Leitwerk befand sich in gutem Zustand und war direkt hinter das Cockpit geschoben worden, sodass die Maschine kurz und gedrungen wirkte. Die Lackierung war alt und verblasst, aber nicht von Ranken oder Flechten überwuchert, wie eigentlich zu erwarten gewesen wäre.
    Paul und Gamay schauten durch die geborstenen Cockpitfenster und rechneten damit, dort Skelette vorzufinden, doch die Sitze waren leer. Unmittelbar vor dem Cockpit befand sich eine flache Mulde voller schwarzer Asche und kleinen verkohlten Knochen. Umringt wurde der Steinkreis von mannshohen, mit Schnitzereien verzierten Totempfählen. Die darauf dargestellten Figuren waren unterschiedlich, nur die Spitze eines jeden der dunklen Pfosten zeigte ein und dasselbe Motiv: eine geflügelte Frau mit ausgestreckten Händen. Es war die gleiche Gestalt, die auch der tote Indio als Anhänger um den Hals getragen hatte.
    »Das sieht aus wie eine Art Schrein«, flüsterte Gamay. Sie ging zu der Feuerstelle. »Hier wurden bestimmt Opfer dargebracht. Anscheinend lauter kleine Tiere.«
    »Wie beruhigend«, sagte Paul. Er schaute zum Himmel empor und sah dann auf seine Armbanduhr. »Das Flugzeug ist so ausgerichtet, dass es als Sonnenuhr fungiert. Die Anordnung erinnert mich an Stonehenge, dessen konzentrische Kreise als Himmelskalender dienten.«
    Gamay strich mit der Hand über die Nase des Flugzeugs.
    »Kommt dir diese blauweiße Farbgebung irgendwie bekannt vor?«
    »Na, so was! Die Nationalfarben der Chulo.« Gamay schaute an Paul vorbei zum Waldrand und riss plötzlich die Augen auf.
    »Leider sind hier auch noch andere Dinge blauweiß.« Paul drehte sich um und sah ungefähr zwanzig Indios zwischen den Bäumen hervortreten. Alle waren in den typischen Stammesfarben der Chulo bemalt. Er stieß einen stummen Fluch aus, weil er bei der Untersuchung des Flugzeugs sämtliche Vorsicht außer Acht gelassen hatte. Leise wie die Geister, als die sie überall berüchtigt waren, kreisten die Indios sie ein. Es gab kein Entrinnen. Paul und Gamay saßen in der Falle.
    Die Chulo näherten sich ihnen mit erhobenen Speeren, taten dann allerdings etwas Merkwürdiges: Der Kreis öffnete sich an einer Stelle. Einer der Indios bedeutete den Trouts mit einer Geste seiner Waffe, dass sie durch die Lücke treten sollten. Paul und Gamay wechselten fragende Blicke und folgten der Aufforderung. Sie verließen das Areal des Schreins und gingen weiter auf dem Pfad am Fluss entlang. Die schweigenden Indios flankierten sie wie eine militärische Ehrenwache.
    Der Pfad erweiterte sich zu einer regelrechten Straße und führte bis zu einer Palisade, deren Tor breit genug für einen Lastwagen gewesen wäre. Schon aus einiger Entfernung hatten die Trouts zu beiden Seiten des Eingangs hohe, an

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