Brennendes Wasser
derweil er den Bürgersteig betrat.
Einer von Enricos Männern stellte sich ihm in den Weg und herrschte ihn auf Spanisch an.
»Ich suche nach einem Amerikaner«, verteidigte Zavala sich lautstark auf Englisch und schaute dem Schläger über die Schulter. »Sergeant Alvin York.«
Der Mann stieß Joe mit der flachen Hand zurück, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
»Okay, okay! Verdammte Gringos.« Er stieg wieder in sein Taxi und machte sich auf den Weg. Zurück blieb nur eine blaue Abgaswolke.
Der Leibwächter drehte sich um und lachte.
Austin atmete erleichtert auf, suchte mit den Augen die niedrigen Dächer ab und lächelte.
Es war Zavala gelungen, ihm eine Botschaft zu übermitteln, zwar nicht besonders subtil, aber trotzdem erfolgreich. Der aus Tennessee stammende Sergeant York hatte im Ersten Weltkrieg durch seine exzellente Treffsicherheit eine große Anzahl deutscher Soldaten zur Kapitulation veranlasst und wurde dafür mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.
»Lustiger Kerl, was, Mr. Austin?«
»
Sehr
lustig.«
»Gut. Und jetzt muss ich gehen.
Adiós
, Mr. Austin. Bedauerlicherweise werden wir uns nicht wiedersehen.«
»Warten Sie.«
Der Mexikaner sah ihn an, als wäre Austin ein Fussel auf seinem Hemd.
»Ich an Ihrer Stelle würde mich nicht vom Fleck rühren«, sagte Kurt. »Sie werden von einem Scharfschützen anvisiert. Eine falsche Bewegung, und Ihr Kopf explodiert wie eine reife Melone. Schauen Sie hoch zu dem Dach, falls Sie mir nicht glauben, und auch zu dem da drüben.«
Pedralez drehte den Kopf wie eine Gottesanbeterin und überprüfte die umliegenden Dächer. Die drei Heckenschützen, jeder auf einem anderen Gebäude, versuchten gar nicht erst, sich zu verstecken. Er setzte sich wieder.
»Anscheinend vertrauen Sie doch nicht so ganz auf die Mächte des Schicksals. Was wollen Sie?«
»Ich möchte lediglich wissen, wem die Baja Tortilla Company gehört.«
»Mir natürlich. Sie ist sogar ziemlich einträglich.«
»Und das Unterwasserlabor in der Bucht? Was wissen Sie darüber?«
»Ich bin ein viel beschäftigter Mann, Mr. Austin, also werde ich Ihnen die Geschichte erzählen, und dann trennen sich unsere Wege. Vor zwei Jahren kam jemand zu mir. Ein Anwalt aus San Diego. Er hatte einen Vorschlag zu machen. Jemand wollte eine Fabrik errichten. Dieser Jemand würde den kompletten Bau bezahlen, und ich könnte den gesamten Profit einstreichen. Es gab nur zwei Bedingungen. Der Ort musste abgelegen sein und sich direkt am Wasser befinden.«
»Ich möchte aber wissen, was dort im Wasser errichtet wurde.«
»Keine Ahnung. Ein großes Schiff kam. Es gab Wachen. Sie haben etwas in die Bucht gebracht und dort absichtlich versenkt.
Dann wurden Leitungen gelegt, die bis in die Fabrik reichten.
Eine Menge Leute kamen und gingen. Ich habe keine Fragen gestellt.«
»Was wissen Sie über die Explosion?«
Er zuckte die Achseln. »Ich erhielt danach einen Anruf. Es hieß, ich solle mir keine Sorgen machen, und man würde mich für meinen finanziellen Verlust entschädigen. Mehr weiß ich nicht. Die Polizei hat kein Interesse an der Sache.«
»Wie heißt dieser Anwalt, der die Angelegenheit eingefädelt hat?«
»Francis Xavier Hanley. Und jetzt muss ich gehen. Ich habe Ihnen alles gesagt.«
»Ja, ich weiß, Sie sind ein viel beschäftigter Mann.«
Pedralez gab seinen Leuten einen Wink. Die Männer standen auf und bildeten für ihn einen Korridor bis zum Bürgersteig.
Aus dem Nichts erschien der Mercedes; die Tür öffnete sich wie von Geisterhand. Die Leibwächter verteilten sich auf zwei Jeep Cherokees, die vor und hinter der Limousine fuhren.
»Mr. Pedralez«, rief Austin. »Versprochen ist versprochen.
Sie haben die Pistolen vergessen.«
Enrico reagierte mit einem freudlosen Lächeln. »Behalten Sie sie«, sagte er und fügte dann noch einige Worte hinzu. Er stieg in den Fond des Wagens, schloss die Tür und raste mit seinen Leuten davon. Austin schwitzte, und das nicht nur wegen der Hitze. Das alte Taxi hielt vor seiner Nase und hupte.
Kurt nahm auf dem Beifahrersitz Platz und sah sich erstaunt um. »Wo hast du denn dieses Gefährt aufgetrieben?«
»Agent Gomez war so nett, es für mich bereitzuhalten. Es hat einen kräftigen Motor und alle möglichen Funk- und Peilgeräte, damit unsere Freunde stets wissen konnten, wo du und ich waren. Ich trenne mich nur sehr ungern davon. Hat Mr. Pedralez noch etwas gesagt?«
Austin hob den Pistolenkasten. »Ja. Er sagte, bei meinem
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