Brennendheiße Sehnsucht
Nein, so dreist würde er nicht sein – und wenn, hätte sie ihm kaum widerstanden.
Sie warf sich ihren seidenen Morgenmantel über, strich sich über das Haar und ging, um zu öffnen, bevor ein Unheil geschah.
„Cal!“ Ihr Herz setzte einen Schlag aus. „Was soll das werden? Ein Überfall in der ersten Nacht?“
„Sieht es so aus?“ Seine grünen Augen, die sonst einen so kühlen Ausdruck hatten, blitzten.
„Nun …“ Amber zögerte. Sie wusste nicht, wie sie einem solchen Ansturm der Leidenschaft begegnen sollte.
„Um Gottes willen, Amber!“, drängte er. „Sehe ich so wild aus?“
„Darauf weiß ich keine genaue Antwort. Quält dich dein Verlangen?“
„Mehr, als ich sagen kann.“ Da stand diese wunderbare Frau mit dem roten Haar und trug nichts als einen seidenen Morgenmantel über dem hauchdünnen rosa Nachthemd. Vielleicht hatte sie ihn sogar erwartet und sehnte sich nach ihm. Unter solchen Umständen konnte ein Mönch schwach werden – und er allemal. Leider war er aus anderen Gründen gekommen. „Janis hat einen regelrechten Anfall, und ich habe Angst um das Baby. Es schreit sich die Seele aus dem Leib. Die Verführung muss daher aufgeschoben werden, aber ich verspreche dir, das Warten wird sich lohnen. Vorerst brauchen wir deine beruhigenden Hände.“
„Und der Rest von mir kann schlafen gehen?“, scherzte sie, um die Situation zu entspannen.
„Du wirst mit allem Drum und Dran benötigt.“
Amber kam erst jetzt dazu, Callum genau zu betrachten. Er trug Jeans und ein rotes T-Shirt, das dunkle Haar war zerzaust. Eine wohlige Schwere überkam sie. Wie sie diesen Mann begehrte! Das Verlangen nach ihm beherrschte sie völlig, aber sie schämte sich deswegen nicht.
„Soll ich mich vorher anziehen?“
„Keine Frau hat jemals besser ausgesehen. Komm genau so, wie du bist. Babys dürfen nicht so schreien. Janis lässt sich in unverantwortlicher Weise gehen. Ihr Verhalten ist nackte Hysterie.“
Schon möglich, dachte Amber, aber Janis litt und tat ihr leid. Es war unmöglich, sie über Bausch und Bogen zu verurteilen.
Callum schritt so weit aus, dass Amber laufen musste, um gleichzeitig mit ihm Eliots und Janis’ Suite zu erreichen.
Eliot stand in Pyjama und Morgenmantel in der offenen Schlafzimmertür. Er war sehr blass.
„Ein ungünstiger Zeitpunkt“, sagte er bekümmert.
Amber gab ihm vorbehaltlos recht. Warum ließ er es immer wieder so weit kommen, ohne energisch einzugreifen?
Janis stand mitten im Zimmer und raufte sich die Haare. Ihre Augen waren unnatürlich geweitet. „Wer hat sie gerufen?“, kreischte sie so laut, dass Amber zurückfuhr. „Ich will nicht, dass sie hereinkommt. Was hat sie hier zu suchen?“
Niemand antwortete ihr. Callum ging weiter ins Kinderzimmer, nahm das schreiende Baby aus seinem Bettchen und drückte es Amber in den Arm. „Marcus wird froh sein, dass du wieder da bist“, sagte er halblaut. „Hier kümmert sich keiner um ihn.“
„Ich bin untröstlich“, entschuldigte sich Eliot zerknirscht. „Er schlief ganz friedlich und wachte dann plötzlich auf.“
„Und schrie natürlich gleich los … gerade als ich eingeschlafen war“, fügte Janis empört hinzu. „Hat denn nicht ein Mensch Verständnis für mich? Alle bedauern nur diesen Schreihals, aber was ist mit mir? Zähle ich nicht?“
Auch diesmal antwortete niemand. Janis’ Sorge galt nur sich selbst, doch Amber zögerte immer noch, sie zu verurteilen. Die Wutanfälle waren vielleicht nur eine Reaktion auf ihre unselige Leidenschaft für Cal.
„Hast du kein Beruhigungsmittel da?“, fragte Callum seinen Onkel gereizt. „Janis scheint eins zu brauchen.“
„Sie hat schon zwei Tabletten genommen“, erklärte Eliot unglücklich.
„Lassen Sie mich Ihnen helfen, Janis.“ Amber hatte sich das Baby in bewährter Manier an die Schulter gelegt und klopfte ihm sanft auf den Rücken. Sofort hörte das Kind auf zu weinen, wimmerte nur noch leise und musste ab und zu aufstoßen. „Ich kümmere mich um Marcus, bis er sich wieder beruhigt hat. Wenn es Ihnen recht ist, nehme ich ihn mit in mein Zimmer.“
„Was sind Sie?“ Janis’ rasende Eifersucht hatte nichts mit ihrem Kind zu tun. „Etwa die geborene Mutter? Ich frage mich, ob Sie so viel Erfolg hätten, wenn das kleine Miststück Ihr eigenes Kind wäre.“
„Und ich frage mich, ob du nicht selbst schuld bist, weil du dein Kind nicht annimmst“, sagte Callum eisig. „Ich bleibe bei Amber, wenn es notwendig ist. Du
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