Brennendheiße Sehnsucht
siehst schlimm aus, Eliot. Ich mache mir Sorgen um dich. Geht am besten schlafen. Morgen werden wir über eine Lösung nachdenken, denn so kann es nicht weitergehen. Du hast die beste fachmännische Hilfe gehabt, Janis, und dich hartnäckig dagegen gewehrt. Jetzt bleibt dir keine Wahl mehr. Mit meiner Geduld ist es endgültig vorbei.“
„Was für ein furchtbares Durcheinander!“ Callum folgte Amber in ihr Schlafzimmer. Das Baby lag immer noch an ihrer Schulter. „Ich hätte dich nicht einladen dürfen und muss mich tausendmal bei dir entschuldigen. Du warst großartig.“
„Pst!“ Amber legte sich den Finger auf den Mund.
Callum kam vorsichtig näher. Marcus atmete ruhig und gleichmäßig, mit seiner kleinen Faust hielt er sich in Ambers Haar fest. Der Gürtel ihres Morgenmantels hatte sich gelöst und hing locker in den Schlaufen. Callum konnte die sanften Rundungen ihrer Brüste sehen. Nie zuvor hatte ihn der Anblick einer Frau mit einem Kind so tief ergriffen. Kein Wunder, dass die Meister der Renaissance eine herrliche Madonna nach der andern geschaffen hatten. In seiner Vorstellung erschien Amber plötzlich als seine Frau, die ihr gemeinsames Kind stillte. Ein schockierender Gedanke. Er verspürte sogar den unfrommen Wunsch, Mutter und Kind mit in sein Bett zu nehmen.
„Was jetzt?“, flüsterte er. „Soll ich Marcus nehmen?“ Callum wunderte sich, wie viel Zärtlichkeit er für das von seiner Mutter so ungeliebte kleine Wesen aufbrachte. Würde sich Janis’ Haltung ihrem Baby gegenüber jemals ändern? Eliot liebte seinen Sohn, aber er war zu spät Vater geworden und hatte nicht genug Einfluss auf seine Frau.
„Ich glaube, er sollte für eine Weile bei mir bleiben“, antwortete Amber. „Janis’ Zustand macht mir Sorgen. Sie braucht Hilfe. Ist dir aufgefallen, dass sie kaum etwas isst? Als wäre Essen völlig belanglos. Sie wird ernstlich krank werden, wenn ihr wichtige Vitamine und Mineralstoffe fehlen.“
„All das hat man ihr hundertmal gesagt“, stellte Callum bitter fest.
„Natürlich. Warum schickst du sie nicht eine Weile fort, bis sie der Situation besser gewachsen ist? Lass sie eine längere Reise machen.“
„Ohne Marcus?“, fragte Callum verwundert.
„Ja“, antwortete Amber, immer noch im Flüsterton. „Wir würden schon eine Lösung finden.“
„Wir? Mein Gott, Amber … der Tag hat nicht genug Stunden für mich. Ich bewirtschafte eine riesige Ranch.“
„Dafür bewundere ich dich aufrichtig.“
„Dann erwartest du nicht, dass ich auch noch den Babysitter spiele?“
„Wer verlangt das von dir?“ Amber betrachtete Callums angespanntes Gesicht. An seiner Schläfe pochte eine Ader, und ihr wurde plötzlich klar, was er ausgestanden hatte, obwohl Marcus eigentlich nicht sein Problem war. „Für Kinderbetreuung ist später noch genug Zeit. Von modernen Vätern wird nämlich einiges erwartet.“
„He!“ In einer abwehrenden Geste hob Callum die Arme. „Du meinst, wenn ich selbst einmal Vater bin?“
„Du wünschst dir doch Kinder, oder nicht?“, fragte Amber mit unschuldigem Lächeln.
Natürlich wünschte er sich Kinder – mit Amber als Mutter! „Die geborene Journalistin“, neckte er sie. „Ihr wisst, wie man Informationen aus den Leuten herausholt.“
„Das kannst du ebenso gut, Cal MacFarlane.“
Es klang wirklich, als wollten sie sich miteinander messen. Aus welchem Grund? Um ein engeres Band zu knüpfen? So verrückt es sein mochte – Amber war mehr als bereit dazu.
„Wenn dein Onkel und Janis einverstanden sind, würde ich – mit Dees und Minas Hilfe – versuchen, den Jungen in einen natürlichen Rhythmus zu bringen“, fuhr sie fort. „Janis’ Verzweiflung ist ansteckend. Marcus ginge es ohne sie bestimmt besser … zumindest vorläufig.“
„Hast du eine Ahnung, was du dir da aufbürdest?“ Callum streifte das Baby mit einem raschen Blick. Es schlief fest, aber wie war das möglich? Hier mussten wundersame Kräfte am Werk sein. Die Kräfte einer Frau. Was für ein Himmelsgeschenk!
„Natürlich, du Dummkopf.“
Callum stutzte. „Dummkopf? Hör mal …!“
„Du bist alt genug, um dir das sagen zu lassen. Geh wieder ins Bett, Cal. Ich behalte Marcus über Nacht hier.“
Callums Augen leuchteten auf. „Wir könnten ihn zwischen uns nehmen …“
„Das ist nicht dein Ernst!“
„Ich hätte jedenfalls nichts dagegen.“ Sein Lächeln war unwiderstehlich. „Das Bett ist groß genug für uns drei.“
„Kein Wort mehr,
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