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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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ich.«
    Das Wort »Freundin« hatte sie seltsam künstlich betont.
    »Das Foto ist zumindest ziemlich aktuell. Nehmen Sie es.«
    Sie reichte es Dupin. Zu sehen war ein zugegebenermaßen attraktiver, hochgewachsener, schlanker Mann. Er hatte markante Züge, kantige Wangenknochen, kurzes, volles Haar, schwarz glänzend, war in Bermudas und einem dunklen Polohemd auf einem anscheinend größeren Segelboot. Er lachte und umarmte eine bikinibekleidete Bilderbuchbrünette. Er schaute direkt in die Kamera, sicher, durchdringend, herausfordernd. Dupin konnte nicht erkennen, ob der Mann auf dem Foto einer der drei Toten am Strand war. Aber es war auch nur das Gesicht eines der drei Männer einigermaßen deutlich zu sehen gewesen. Und der war es nicht.
    »Ich kann anhand dieses Fotos keine Aussage treffen. Es wäre aber gut, wenn wir das kurz überprüften. Dann haben wir Gewissheit. Ich werde …«
    Dupin überlegte.
    »Von meinem Bruder sind eine Reihe Fotos im Internet zu finden. Er ist ein bekannter Segler. Der Admiral’s Cup …«
    »Dürfte ich das Foto dennoch behalten?«
    »Wenn er gleich wieder auftaucht, müssen aber Sie ihm erklären, warum das Commissariat de Police Concarneau im Besitz einer privaten Fotografie von ihm und seiner Freundin ist.«
    Sie lächelte etwas gezwungen.
    »Da wird mir etwas einfallen. – Was noch wichtig für uns ist: Sie sagten, Ihr Bruder sei seit gestern Abend nicht mehr gesehen worden?«
    Muriel Lefort antwortete etwas verhuscht.
    »Soweit ich weiß. Meine Assistentin sagte, sie habe ihn den ganzen Morgen noch nicht gesehen. Ich weiß auch nicht, was er noch vorhatte. Ich habe wie gesagt gestern Abend im Quatre Vents gar nicht mit ihm gesprochen. Wir …«
    Sie schien kurz nachzudenken.
    »Es ist bekannt, dass wir uns nicht – nicht sehr nahestehen. Wir haben heute einen Termin, es gibt einige wichtige Dinge zu besprechen. Wir leiten die Segelschule zusammen, theoretisch, ich meine … Sie gehört uns beiden.«
    »Ich verstehe.«
    »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wie Sie überhaupt auf meinen Bruder kommen?«
    Dupin musste einen klaren Kopf behalten. Die Situation mit Lefort schien nun eindeutiger, als sie es faktisch war.
    »Es ist etwas kompliziert, Madame Lefort. Wir wissen, dass Ihr Bruder häufiger mit einem Monsieur Yannig Konan Bootstouren unternimmt und dass sie es auch an diesem Wochenende vorhatten. Ich nehme an, Sie kennen Monsieur Konan?«
    »Nur oberflächlich.«
    »Aber Sie wissen, dass die beiden befreundet sind und manchmal zusammen mit dem Boot unterwegs?«
    »Ja, wieso?«
    Dupin zögerte.
    »Yannig Konan ist heute nicht in seinem Büro erschienen«, eilig fügte Dupin hinzu, »aber er ist bisher keinesfalls vermisst gemeldet worden. Er könnte überall sein, es gibt Hinweise, dass er in Bénodet oder der Gegend von Bénodet ist, sein Boot, mit dem er unterwegs war, liegt dort im Hafen.«
    Muriel Leforts Augen weiteten sich.
    »Konan wird auch vermisst?«
    »Wir wissen im Augenblick nicht, wo er ist. Mehr nicht.«
    Dupin war sich darüber im Klaren, dass das kein besonders souveräner Satz gewesen war.
    »Es könnte also doch Lucas sein.«
    »Ich weiß selbst erst seit eben, dass es Ihr Bruder ist, der mit Konan unterwegs war. Ich …, das ist wirklich eine komplizierte Geschichte. Aber Sie werden sehen, alles wird sich in Wohlgefallen auflösen. So wird es sein.«
    Dupin hatte sich bemüht, alle ihm mögliche Zuversicht in diesen Satz zu legen. Weit war er nicht gekommen.
    Muriel Lefort wandte sich Richtung Ausgang.
    »Ich muss wieder ins Büro, Monsieur le Commissaire. Vielleicht hat ja dort jemand etwas von Lucas gehört.«
    »Ich danke Ihnen schon einmal für Ihre Hilfe, Madame Lefort.«
    Sie traten hinaus und verabschiedeten sich. Dupin notierte sich noch ihre Handynummer, für den Fall, dass es Neuigkeiten gab. Dann lief er langsam über den Kiesweg zurück. Doch er bog nicht nach rechts Richtung Quatre Vents ab, sondern nach links, Richtung Sandbank.
    Er musste telefonieren. In Ruhe.
    »Riwal?«
    »Monsieur le Commissaire?«
    »Ich möchte, dass die Kollegen umgehend überprüfen, ob es sich bei einem der Toten um einen Monsieur Lucas Lefort handelt. Auf der Stelle. Ein bekannter Segler. Weltmeister oder so. Sie sollen im Internet nach einem brauchbaren Foto schauen. Lu – cas Le – fort. Ich will es sofort wissen. Sind die Leichen schon in Quimper eingetroffen?«
    »Der Admiral’s-Cup -Gewinner?«
    Riwal klang aufgeregt.
    »Ja, er ist seit gestern

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