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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Frage zu nichts führen würde.
    »Da verlangen Sie zu viel.«
    Sie hielt kurz inne, es war ihr anzusehen, dass sie angestrengt nachzudenken versuchte.
    »Leussot kam mir mit einer Flasche Wein entgegen, als ich zum Tresen ging, da haben wir kurz gesprochen. Maela saß direkt an einem der beiden Tische links vor der Bar. Zusammen mit zweien unserer Mitarbeiter«, sie stockte und fühlte sich offenbar gezwungen hinzuzufügen, »sehr zuverlässige junge Männer, über jeden Zweifel erhaben, – dann – es waren bestimmt fünf, sechs Leute vor mir dran, auch wenn es schnell ging. Leute, die ich nicht kannte, sicher vom Tauchzentrum oder auch von uns, ich kenne ja nicht alle Kursteilnehmer. Ach ja, und Kilian – Kilian Tanguy war gerade dran, als ich kam, er hatte ein großes Tablett in der Hand, Armelle hatte ihm gerade noch etwas draufgestellt.«
    Dupin hatte ein paar Dinge mitgeschrieben. Muriel Lefort schien seit einigen Minuten auf eine unbestimmte Weise nervös. Ihre Stimme klang deutlich wackliger als zuvor. Vielleicht war es nur die Erschöpfung.
    »Es tut mir ungemein leid, Sie in dieser Situation mit all diesen Fragen zu strapazieren.«
    »Ich will ja selbst, dass alles so schnell wie möglich aufgeklärt wird. Sie wissen, dass wir fürwahr kein harmonisches Verhältnis hatten, mein Bruder und ich. Wir standen für gegensätzliche Ideen. Aber – er war mein Bruder.«
    Es klang nach mehr als einer Floskel.
    »Haben Sie denn eine Idee, wer Ihren Bruder ermordet haben könnte, eine Vorstellung, worum es eventuell gegangen sein könnte?«
    »Es ist lange her, dass wir über persönliche Dinge miteinander gesprochen haben. Viele Jahre. Wie gesagt, theoretisch gab es eine Reihe von Menschen, mit denen er im Streit lag, aber ich weiß von keinem konkreten in den letzten Wochen oder Monaten. Ich kann Ihnen eigentlich gar nichts über das Leben meines Bruders sagen.«
    »Wie genau sah Ihr Kontakt in den letzten Monaten aus?«
    »Im Februar und März haben wir uns jeweils vielleicht eine Stunde getroffen, darüber hinaus haben wir einige Male telefoniert, ungefähr alle drei Wochen. Über Privates haben wir dabei nie gesprochen, nur über Dinge, die die Segelschule betreffen. Und das führte immer zu Auseinandersetzungen. Meistens legte er einfach auf. Und Ende letzten Jahres fing er auch wieder von seinen Plänen an.«
    »Die neuen Tourismuspläne?«
    »Ja. Er hatte immer schon größenwahnsinnige Vorstellungen. Er wollte aus dem Archipel ein modernes Zentrum für Wassersport und Erlebnistourismus machen. Er hatte schon vor zehn Jahren ein erstes Mal seine Pläne eingereicht. Dieses Mal dann unter dem Deckmantel des ›grünen Tourismus‹. Nach dem Tod des ehemaligen Bürgermeisters von Fouesnant, mit dem er sich all die Jahre bekämpft hatte, dachte er, es gebe noch einmal eine Chance mit Du Marhallac’h, dem neuen Bürgermeister. Der war wohl gewillt, sich noch einmal alles vorlegen zu lassen.«
    »War er das?«
    Madame Lefort blickte den Kommissar erstaunt an.
    »Ja.«
    »Ich habe gehört, er hätte sich noch nicht dazu geäußert.«
    Das Erstaunen auf ihrem Gesicht wuchs.
    »Lucas hat es mir gesagt, schon im Februar, glaube ich.«
    Dupin machte sich eine Notiz.
    »Was hat er genau gesagt?«
    »Dass der Bürgermeister ihm auf seine erneute Anfrage hin, die er Anfang des Jahres eingereicht hatte, mitgeteilt hätte, dass es ›interessant‹ klinge, was er da präsentiert habe, und dass man sich die Pläne genau ansehen wolle.«
    Muriel Lefort hatte in merklich höherem Tempo gesprochen.
    »Es tut mir leid, dass ich so insistiere – eine Unart von mir, bitte verzeihen Sie.«
    Madame Lefort lächelte erleichtert.
    »Es hätte natürlich auch für die neuen, die ›ökologischen‹ Pläne nicht nur der Zustimmung der Gemeinde und der Region bedurft, sondern aufgrund der strengen Küstenschutzgesetze auch der aus Paris. Lucas war sich seltsamerweise immer sicher, sie zu bekommen. Ich glaube, da spielte Konan eine Rolle, er hatte wohl gute Beziehungen zur Politik in der Hauptstadt. Er lebte ja größtenteils dort.«
    »Steckte Konan in diesen Plänen mit drin, ich meine, betrieben sie das zusammen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Mir schien es so. Am Anfang auf alle Fälle. Vor zehn, zwölf Jahren, als mein Bruder damit begann.«
    »Da war auch Konans Geld im Spiel?«
    »Ich denke ja.«
    Wieder notierte sich Dupin etwas in sein Heft – es waren seit heute früh schon viele Notizen, was nie ein gutes Zeichen

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