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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Ausdrucksweise auf der einen, die eher kecke, unbestreitbar hübsche Erscheinung auf der anderen Seite. Dupin schätzte sie auf Anfang dreißig. In ihren dunklen Augen – im tiefen Braun der Iris blitzten nur ein paar verlorene helle Stellen – und ihrem Gesichtsausdruck lag etwas höchst Entschiedenes. In ihren Augen war eine beeindruckende wendige Intelligenz zu sehen.
    »Ich habe schon gehört, dass Monsieur Lefort offenbar sehr unbeliebt war.«
    »Wofür es eine Vielzahl berechtigter Gründe gab.«
    »Und aus welchem dieser Gründe hätten Sie ihn ermorden wollen? Zum Beispiel.«
    Auch bei dieser zugespitzten Formulierung Dupins schreckte sie nicht einen Moment zusammen.
    »Ich habe miterlebt, wie er mit Madame Lefort umgegangen ist. Die ganzen Jahre über. Es war schwer zu ertragen. Ich hätte gern eingegriffen, aber Madame Lefort war das nicht recht. Das Schlimmste«, sie hielt kurz inne, und es schien ihr jetzt zum ersten Mal bewusst zu werden, was sie sagte, »ich meine, verabscheuenswert war, dass er alles, was die Glénan im Kern ausmachte, die ursprüngliche Idee, den Geist korrumpiert hat. Er hätte alles bedenkenlos zerstört, er hat sich nicht im Geringsten darum geschert. Er war selbstsüchtig, und sein einziges Interesse galt dem großen Geld.«
    Ihre Stimme hatte sich nach dem kurzen Innehalten wieder in eine eindrucksvolle Klimax begeben.
    »Er wollte das Jetsetleben. Er hatte …«
    »Maela, Sie sollen nicht so reden. Das wissen Sie. Vor allem jetzt – er ist tot. Ermordet.«
    Auch wenn es sich wie eine Zurechtweisung anhörte, Muriel Lefort war keinesfalls barsch gewesen. Sie stand auf einer der oberen Treppenstufen.
    »Ich weiß. Aber es ist die Wahrheit. Und die Polizei sollte alles wissen.«
    »Wir haben doch keine Ahnung, ob der Mordanschlag meinem Bruder galt. Er könnte genauso einem der anderen Männer gegolten haben. Vielleicht ja auch zweien oder allen dreien – eigentlich müsste es ja so sein. Sonst hätte der Mörder den Tod Unschuldiger in Kauf genommen.«
    Muriel Lefort schien sich wieder einigermaßen gefasst zu haben. Und ihr Einwurf war berechtigt. Und wichtig. Hier auf der Insel kaprizierte sich jeder und alles automatisch auf Lucas Lefort. Jeder nahm an, dass das Mordmotiv in seinem Leben zu finden war. Was natürlich schon allein daran lag, dass fast niemand Yannig Konan und Grégoire Pajot kannte. Lefort dagegen war hier eine Größe, eine echte Berühmtheit.
    »Ich lasse Sie nun allein, Muriel, Monsieur le Commissaire. Sie wollen reden.«
    Madame Lefort warf Dupin einen fragenden Bick zu, und erst, als er leicht zustimmend nickte, antwortete sie.
    »Danke. Ja, Monsieur le Commissaire und ich haben zu reden. Und danach werde ich zu Bett gehen. Oder noch einen kleinen Spaziergang machen. Wir haben Vollmond. – Wir sehen uns morgen, Maela.«
    Muriel Lefort war mittlerweile die Treppe ganz heruntergekommen, nun war deutlich zu sehen, dass sie immer noch mitgenommen aussah, so gefasst sie auch klang.
    »Wenn der Mond aufgeht, wird es hier auf dem Archipel fast taghell, so haben Sie das noch nicht gesehen, Monsieur le Commissaire. Es ist wie in einem Traum.«
    Madame Menez schaute kurz auf die Uhr, nickte Dupin flüchtig zu und wandte sich zum Gehen.
    »Ich hoffe, Sie finden Schlaf in dieser Nacht, Muriel. Sie müssen sich erholen, Sie werden viel Kraft brauchen.«
    »Danke, Maela. Haben Sie Dank für alles. Sie waren mir eine große Unterstützung am heutigen Abend.«
    Maela Menez war schon fast an der Tür.
    »Madame Menez – warten Sie. Wir müssten auch Ihnen einige dringende Fragen stellen«, Dupin sprach ganz sachlich, »wenn Sie bitte bei einem der Inspektoren vorbeigehen würden? Sie sind im Quatre Vents. «
    Für einen Augenblick schien sie verwirrt. Aber sie hatte sich sofort wieder gefangen.
    »Oh ja, natürlich. Die Ermittlungen.«
    »Ich danke Ihnen«, Dupin fixierte Madame Menez, »eine Frage habe ich selbst.«
    »Sehr gern.«
    Maela Menez war jetzt wieder vollkommen souverän.
    »Gestern Abend im Quatre Vents, da haben Sie kurz mit Lucas Lefort gesprochen. Worum ging es?«
    Sie antwortete ohne Zögern.
    »Ich verwalte den Bootspark. Er wollte das Transportboot für ein paar Tage leihen. In der nächsten Woche.«
    »Das Transportboot?«
    »Wir haben ein altes Motorboot, das wir zum Transport von anderen, kleineren Booten, sperriger Ausrüstung oder Baumaterial benutzen.«
    »Und wozu brauchte er das?«
    »Ich habe ihn nicht gefragt.«
    »Und was haben Sie

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