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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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war.
    »Mein Bruder wollte darüber hinaus auch die Segelschule ausbauen. ›International‹ – er wollte noch mehr Standorte eröffnen. Weitere fünf Dépendancen innerhalb der nächsten Jahre. Ich war kategorisch dagegen. Ich glaube, seine Idee war es, im Falle eines erneuten Scheiterns seiner Pläne hier auf den Inseln der Manager des internationalen Segelgeschäfts zu werden und, wie man so sagt, ›global zu expandieren‹.«
    »Wird die Segelschule nun ganz Ihnen gehören?«
    Dupin hatte die Frage – ein bevorzugtes Vorgehen von ihm – ganz abrupt gestellt.
    »Eine reine Routinefrage«, schob er nach und nahm einen Schluck Cognac, der außerordentlich war, das hatte er eben schon gedacht.
    Wieder war für einen Moment ein unkontrollierter, gestresster Zug auf Muriel Leforts Gesicht zu sehen.
    »Ich weiß nicht, ob er ein Testament gemacht hat. Und wenn ja, was es beinhaltet. Ich habe meinerseits schon vor Langem ein Testament aufgesetzt, das im Falle meines Todes die Überführung meines Anteils in eine gemeinnützige Stiftung vorsieht. Die Stiftung soll dann die Segelschule tragen. Ein befreundeter Notar hat das ausgearbeitet – ich habe meinen Bruder immer davon überzeugen wollen, sich dem anzuschließen. Er hatte kein Interesse daran.«
    »Dann wird die Segelschule ja wahrscheinlich ganz Ihnen gehören.«
    »Ich weiß es wirklich nicht«, sie runzelte die Stirn, »ich – vermutlich, ja.«
    Die simple Frage, wer nach einem Mordfall einen materiellen Nutzen hatte – davon wollten selbstverständlich immer alle ablenken –, mochte vielleicht altmodisch scheinen, war jedoch immer noch elementar. Wer hatte etwas davon? Und was genau? »Traditionelle« Mordmotive regierten immer noch die Welt: Eifersucht, Demütigungen und Verletzungen, Rache, Neid und Gier dominierten bei Weitem alle Statistiken. Auch wenn die Mörder in Filmen, Fernsehserien und Büchern heutzutage immer nur Psychopathen waren.
    »Auf welchen Wert schätzen Sie Ihr Unternehmen?«
    Muriel Leforts Blick machte deutlich, dass sie das Wort »Unternehmen« als inadäquat empfand.
    »Das ist schwer zu sagen.«
    »Sie werden ja einen bestimmten Umsatz machen jährlich, alles zusammengenommen. Und das Unternehmen wird ein Mehrfaches davon wert sein.«
    »Ich werde Ihnen die Zahlen nachliefern. Ich spreche mit meinem Hauptbuchhalter.«
    »Was wissen Sie von der Beziehung Konans zu Ihrem Bruder?«
    »Fast gar nichts. Sie waren vielleicht einmal im Monat zusammen hier, am Wochenende. Ich dachte immer, Sie seien mit Konans Boot unterwegs. Konan hat ein ziemlich schickes Boot. Sie tauchten gern im Quatre Vents oder auf den Partys der Segelschule auf.«
    »Waren die beiden nicht zusammen segeln?«
    »Nicht an den Wochenenden. Ich glaube, mein Bruder hat in den letzten Jahren eher längere Touren gemacht, wenn er gesegelt ist. Mit seinen ehemaligen Mannschaftskollegen. Ich habe seine Segeljacht ewig nicht gesehen. Sie liegt in Concarneau.«
    »Das haben wir bereits gehört.«
    Es war doch ein langes Gespräch geworden. Er würde Madame Lefort jetzt ihre Ruhe lassen.
    »Vielleicht gab es auch eine neue Schatzsuche. Ich weiß es einfach nicht.«
    Muriel Lefort hatte das ernst gesagt, aber auch ein bisschen beiläufig. Dupin wusste nicht genau, wie er reagieren sollte.
    »Schatzsuche?«
    »Ja.«
    »Sie meinen die Suche nach echten Schätzen? Gold, Silber und so?«
    »Das ist hier auf dem Archipel eine Art Sport. Auch, wenn keiner darüber spricht. Es ist ernster zu nehmen, als es sich anhören mag. Im Tauchklub gibt es eine Gruppe von Unterwasserarchäologen. Wissenschaftler und Hobbyarchäologen. Sie arbeiten mit den offiziellen Abteilungen der Universitäten Brest und Rennes zusammen. Es sieht alles sehr provisorisch aus, davon sollten Sie sich nicht täuschen lassen. Hier draußen geben wir nicht viel auf Äußerlichkeiten.«
    »Was soll das heißen?«
    Dupin fuhr sich durch die Haare. Schatzsucher. Das klang skurril.
    »Ich meine, um welche Art Schätze handelt es sich?«
    »Um die Glénan herum liegen Dutzende gekenterte Boote. Einige berühmte Schiffe. Vor allem natürlich aus den letzten Jahrhunderten. Die Gewässer hier sind sehr gefährlich. Viele Schiffswracks sind schon entdeckt worden, es gibt spezielle Seekarten, auf denen sie verzeichnet sind. Von anderen weiß man ungefähr, wo sie liegen müssten, hat sie aber noch nicht gefunden. Und es ist klar, dass es noch viel mehr geben muss.«
    »Und was suchen die Leute in den Wracks?«
    »Letztes

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