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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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gewinnen können, er wusste nicht, was er von ihr halten sollte. Eines war sicher, sie war nicht so naiv, wie sie tat. Er holte sein Heft hervor und machte sich ein paar Notizen. Es stand schon ziemlich viel in seinem Heft. Das war nie ein gutes Zeichen. Je weniger Ahnung er hatte, wie der Hase in einem Fall lief, desto mehr »ganz wichtige« Notizen machte er sich. Immer noch kam ihm alles ganz irreal vor, aber: Auch das Gefühl kannte er gut. Ehrlicherweise, das wusste er, hatte er es nicht selten. Er musste sich jetzt zusammenreißen. Es hatte einen Mord gegeben. Das war jetzt seine Sache.
    Die Pennecs wohnten in einer der mächtigen, aus dunklem, fast schwarzen Stein gebauten Villen, von denen es hier entlang des Hafens vielleicht ein Dutzend gab. Dupin fand, dass sie trist und abweisend aussahen, und von ihren Proportionen her so gar nicht in den Ort passten. »Villa St. Gwénolé« stand auf einem emaillierten Schild am Eingang zu lesen.
    »Kommen Sie doch herein, Monsieur, bitte sehr.«
    Dupin hatte nur sehr kurz geklingelt. Die Tür war fast umgehend aufgegangen. Catherine Pennec stand in einem schwarzen, hochgeschlossenen Kleid vor ihm. Ihre Stimme war leise, gedrückt, scharfkantig dabei, sie passte gut zu ihrer drahtigen Figur.
    »Mein Mann kommt in wenigen Augenblicken herunter. Wir setzen uns in den Salon. Darf ich Ihnen einen café anbieten?«
    »Gerne. Sehr gerne.«
    Dupin wollte den ekligen Geschmack des letzten loswerden.
    »Hier entlang.«
    Madame Pennec führte den Kommissar in den großen Salon.
    »Mein Mann kommt sofort.«
    Sie verließ den Salon durch eine schmale Tür. Das Haus war betont bürgerlich eingerichtet. Dupin hatte keine Ahnung, ob es wirklich antike Stücke waren. Es war alles äußerst aufgeräumt, fast peinlich ordentlich.
    Dupin konnte hören, wie jemand die Treppe im Vorraum herunterkam, und einen Augenblick später stand Loic Pennec im Türrahmen. Er glich dem alten Pennec wirklich auf erstaunliche Weise, Dupin hatte Fotos von Pierre-Louis in jüngeren Jahren gesehen, in der Lobby des Hotels, mit berühmten Gästen in den Sechzigern und Siebzigern. Loic Pennec war so groß wie sein Vater, aber anders als dieser ein ganzes Stück beleibter. Er hatte die gleichen kurzen, sehr dichten grauen Haare, dieselbe markante Nase, nur der Mund war größer und schmaler. Loic Pennec war wie seine Frau recht formell gekleidet, ein dunkelgrauer Anzug. Er sah gezeichnet aus, blass.
    »Es tut mir schrecklich leid, dass ich …«, setzte Dupin an.
    »Nein, nein. Ich bitte Sie. Sie müssen jetzt Ihre Arbeit machen. Wir wollen doch, dass Sie schnell vorankommen. Es ist alles so fürchterlich.«
    Auch Loic Pennec sprach mit verhaltener Stimme, ein wenig stockend. Seine Frau war mit dem café zurückgekommen und hatte sich zu ihrem Mann auf das Sofa gesetzt. Dupin hatte in einem Sessel Platz genommen, der zur Garnitur gehörte; dunkles Holz, helles Polster, viele Verzierungen.
    Die Situation war nicht einfach. Dupin hatte auf Pennecs Satz nicht geantwortet, er hatte stattdessen umständlich sein Notizheft herausgeholt.
    »Haben Sie denn schon irgendwelche Hinweise, erste Spuren? Irgendetwas, das Sie verfolgen?«
    Catherine Pennec schien erleichtert, dass ihr Mann den Faden wiederaufnahm. Sie versuchte, sich einen gefassten Ausdruck zu geben.
    »Nein, nichts. Bisher gar nichts. Es ist nicht leicht, sich vorzustellen, welche Gründe es für einen Mord an einem einundneunzigjährigen Mann geben könnte, der allenthalben in höchstem Maße anerkannt und beliebt war. Ein schlimmes Verbrechen. Es tut mir schrecklich leid. Ich möchte Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen.«
    »Ich kann es nicht glauben.« Loic Pennecs Stimme verlor die karge Gefasstheit und wurde jetzt ganz tonlos. »Ich verstehe es nicht.«
    Er vergrub das Gesicht in seinen Händen.
    »Er war ein wunderbarer Mann. Ein großer Mensch.« Catherine Pennec legte den Arm um ihren Mann.
    »Mir war es ein Anliegen, dass ich Ihnen die Nachricht persönlich überbringe, und es tut mir aufrichtig leid, dass sie Sie auf anderem Wege erreicht hat. Ich hätte es wissen müssen. In einem so kleinen Ort.«
    Loic Pennec hatte sein Gesicht immer noch in seinen Händen vergraben.
    »Machen Sie sich keine großen Vorwürfe, Sie haben viel zu tun.«
    Madame Pennec hielt ihren Mann beim Sprechen noch etwas fester. Es sah mehr nach Schutz aus als nach Trost.
    »In der Tat. Besonders zu Beginn einer Untersuchung.«
    »Sie müssen den Mörder rasch

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