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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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fassen, er muss zur Rechenschaft gezogen werden für diese barbarische Tat.«
    »Wir tun alles, was in unserer Macht steht, Madame. Und ich werde sicherlich in Kürze noch einmal vorbeikommen. Oder einer meiner Inspektoren. Sie können uns gewiss mit vielen Informationen helfen. Für den Moment will ich Sie indes nicht länger behelligen.« Dupin disziplinierte sich, so abrupt konnte er das Gespräch nicht beenden. »Es sei denn, natürlich, Sie möchten uns ganz unmittelbar etwas mitteilen, das bei der Aufklärung des Mordes an Ihrem Vater helfen könnte.«
    Loic Pennec hob erst jetzt wieder seinen Kopf.
    »Nein, nein, Sie sollten nicht warten, Monsieur le Commissaire. Ich will helfen, wenn ich kann. Lassen Sie uns jetzt reden.«
    »Ich dachte …«
    »Ich bestehe darauf.«
    »Es wäre gut, wenn Sie sobald wie möglich mit einem meiner Inspektoren durch das Hotel gehen würden. Um zu schauen, ob Ihnen irgendetwas auffällt. Was auch immer. Der kleinste Umstand kann von Belang sein.«
    »Mein Mann wird das Hotel übernehmen. Er kennt alles in diesem Haus. Jeden Winkel. Er ist dort quasi aufgewachsen.«
    »Ja. Sehr gerne, Monsieur le Commissaire. Sagen Sie mir nur wann.«
    Loic Pennec schien sich wirklich etwas gefasst zu haben.
    »Aber Sie sollten wissen, dass mein Schwiegervater keine Wertgegenstände im Hotel aufbewahrte. Auch keine großen Bargeldbeträge. Es gibt im ganzen Hotel nichts, das es sich zu stehlen tatsächlich lohnen würde.«
    »Mein Vater machte sich nicht viel aus teuren Dingen. Das hat er nie getan. Ihn interessierte immer nur das Hotel. Sein Mandat . Er hat ein Sparkonto, hier beim Crédit Agricole . Seit sechzig Jahren. Da lag das Geld, und wenn wieder eine größere Summe beisammen war, kaufte er ein Haus. So ging das die letzten Jahrzehnte. Sein ganzes Geld hat er in Immobilien angelegt. Er hat nichts gesammelt oder so.«
    Pennec schien jetzt geradezu erleichtert, reden zu können. Madame Pennec schaute ihren Mann eindringlich an. Dupin war sich nicht sicher, was in diesem Blick lag.
    Loic Pennec fuhr fort: »Er hat sonst nie etwas Großes gekauft. Bis auf sein Boot. – Und bei der Instandhaltung des Bootes, da hat er nie gespart. Vielleicht gab es am Abend einen höheren Geldbetrag in der Restaurantkasse, das weiß ich nicht. Sie werden das sicherlich kontrollieren lassen.«
    »Meine Kollegen haben sich alles angesehen, die Hotelkasse, die Restaurantkasse. Nichts Auffälliges bisher.«
    »Heutzutage ist alles möglich!« Madame Pennec sprach mit Entrüstung.
    »Vier Häuser besitzt er in Pont Aven. Und das Hotel natürlich.«
    »Er war offensichtlich ein guter Geschäftsmann, Ihr Vater. Das ist ein ansehnliches Vermögen, zu dem er es gebracht hat.«
    »Teilweise sind an den Häusern grundlegende Arbeiten fällig. Man hätte schon vor Jahren vieles renovieren müssen. Bei zweien sicherlich die Dächer. Und, das müssen Sie bedenken, die Touristen wollen Häuser am Meer. Hier sind die Preise lange nicht so hoch wie am Meer. Aber er wollte immer nur im Ort kaufen. Auch die Mieten sind hier niedriger.«
    »Seit zwölf Jahren hatte er die Zimmerpreise im Hotel nicht mehr erhöht – und die Mieten für seine Häuser auch nicht.« Madame Pennec klang deutlich vorwurfsvoll. Sie schien im nächsten Augenblick verlegen darüber und schwieg sofort wieder.
    »Mein Vater hätte sicher einträglichere Geschäfte machen können, das meint meine Frau. Er war ein sehr großherziger Mann. Wie sein Vater – und meine Urgroßmutter. Ein Mäzen. Kein gieriger Geschäftsmann.«
    »Und allgemein – fällt Ihnen allgemein etwas ein, das vielleicht von Bedeutung sein könnte? Menschen, mit denen Ihr Vater Streit hatte, über die er sich geärgert hat, die sich über ihn geärgert haben? Dinge, die Ihnen Ihr Vater in den letzten Wochen und Monaten erzählt hat, Dinge, die ihn besonders beschäftigt haben.«
    »Nein. Feinde hatte er keine«, Pennec unterbrach sich kurz, »soweit ich weiß. Warum auch? Er hatte selten Differenzen mit Menschen. Ich meine ernste Differenzen. Nur – nur mit seinem Halbbruder gab es ein Zerwürfnis. André Pennec. Ein erfolgreicher Politiker, der im Süden Karriere gemacht hat. Ich kenne meinen Halbonkel kaum.«
    Wieder setzte er kurz ab.
    »Er hat nicht viel erzählt von seinem Gefühlsleben. Mein Vater, meine ich. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis. Aber er hat nie viel erzählt. Ich kenne die Geschichte nicht.«
    »Kennt sie sonst jemand?«
    »Ich weiß nicht, ob mein Vater sie

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