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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Cassel ist am Apparat. Ihr Handy ist aus. Sie hat versucht, Sie zu erreichen.«
    »Ich bin in einem Gespräch, das wissen Sie doch. Sagen Sie ihr, dass ich sie zurückrufe. Sobald ich kann.«
    Auf Kadegs rundem Gesicht lag eine eigenartige Genugtuung. Ohne etwas zu sagen, drehte er sich wieder um und ging zurück zur Rezeption. Dupin zögerte.
    »Kadeg – warten Sie. Ich komme. Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen würden, Madame Lajoux. Ich bin gleich wieder bei Ihnen, es wird nicht lange dauern.«
    »Aber natürlich, Monsieur le Commissaire.«
    Dupin verließ das Restaurant, Kadeg hielt ihm an der Rezeption das Telefon hin.
    »Madame Cassel?«
    »Mir ist noch etwas eingefallen. Das hätte ich Ihnen auch sofort sagen können. Zu dem Bild. Der Kopie. Sie wollten doch wissen, wer die Bilder kopiert hat? Ich meine, wer die Kopie der zweiten Vision gemalt hat … Ist das noch von Bedeutung?«
    »Natürlich.«
    »Es ist nur eine Möglichkeit. Dennoch. Manchmal haben sich die Kopisten in den Bildern verewigt, auf ganz versteckte Weise. Sie haben irgendwo im Bild ihre Signaturen verborgen. Das ist geradezu eine Art Sport. Vielleicht haben Sie Glück.«
    »Das ist interessant. Ja.«
    »Das war es schon.«
    »Danke. Ich werde mich bestimmt noch einmal melden, in diesem Fall meine ich.«
    »Ich bin da.«
    »Au revoir.«
    Dupin legte auf. Kadeg hatte die ganze Zeit hinter ihm gestanden. Dupin hasste so etwas.
    »Kadeg?«
    »Ja, Monsieur le Commissaire.«
    Dupin trat nahe an Kadeg heran.
    »Wir müssen uns das Bild gleich genau ansehen. Sagen Sie Riwal Bescheid.«
    »Die Bilder genau ansehen?«
    Dupin hatte keine Lust, Kadeg das alles noch weiter zu erörtern. Ehrlich gesagt hatte er – das wurde ihm gerade klar – vor allem nicht den blassesten Schimmer, wie sie das tun sollten. Wo und wie sie nach dem Namen suchen sollten. Das hätte er Madame Cassel fragen sollen.
    »Wir sprechen später. Ich gehe zu Madame Lajoux zurück. – Ich will keine Störung mehr, Kadeg. Ich mache Sie persönlich verantwortlich.«
    Es wirkte fast so, als hätte Madame Lajoux regungslos verharrt bis Dupin zurückkam, sie stand exakt so da wie zuvor.
    »Es tut mir sehr leid, Madame Lajoux.«
    »O nein, aber das ist doch selbstverständlich. Die polizeilichen Ermittlungen haben Vorrang.«
    »Ich wollte Sie bitten, mir, ich bitte Sie, ganz …«
    Er geriet ins Stottern.
    »Ich bitte Sie, mich noch einmal kurz zu entschuldigen, Madame Lajoux, das ist sehr unhöflich, aber ich müsste noch einen sehr dringenden Anruf führen – ich, wissen Sie, ich würde dann eben gerne die Ruhe für unser Gespräch haben.«
    Madame Lajoux war anzumerken, dass sie sich unwohl fühlte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Ich bin sofort wieder bei Ihnen.«
    Dupin ging um die Ecke bis ans Ende der Bar. Er fingerte sein Handy aus seiner Hosentasche.
    »Madame Cassel?«
    Er sprach sehr leise.
    »Ja. Monsieur le Commissaire?«
    »Ja. Ich brauche Sie. Sie müssen uns helfen mit den verborgenen Signaturen. Ich habe keine Ahnung, wo und wie ich sie suchen sollte. Wir haben gar kein – Instrument dafür.«
    Dupin konnte am anderen Ende der Leitung ein leises Lachen hören.
    »Ich habe mir gedacht, dass Sie noch einmal anrufen. Ich hätte es Ihnen gleich anbieten sollen, meine ich.«
    »Das tut mir sehr leid, Madame Cassel, ich – wir sind in diesem Fall bei manchen Dingen ganz auf Ihre kunstwissenschaftliche Expertise angewiesen, ich weiß, Sie sind auf Ihrem Kongress, es ist mir …«
    »Ich brauche fünf Minuten, um mich fertig zu machen. Ich kann jetzt hier los. – Ich werde mit meinem eigenen Wagen kommen, wenn Sie einverstanden sind.«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar. Wir erwarten Sie. Es ist jetzt«, Dupin schaute auf seine Uhr, »es ist jetzt Viertel nach sieben. Dann – ja, wir erwarten Sie.«
    »Bis gleich, Monsieur le Commissaire.«
    Dupin ging zu Madame Lajoux zurück.
    »Nun bin ich ganz bei Ihnen, Madame Lajoux. Ich muss mich wirklich entschuldigen.«
    »Wie ich sagte: Ihre Arbeit ist wichtiger, Monsieur le Commissaire. Wir wollen doch alle, dass Sie den Mörder so schnell wie möglich fassen. Er läuft jetzt seit drei Tagen frei herum. Das darf nicht sein.«
    Ihre Stimme hatte wieder den lamentierenden Rhythmus angenommen, den Dupin aus den vorigen Gesprächen kannte.
    Er wartete ein paar Sekunden, dann sprach er sehr energisch.
    »Sie können es mir jetzt sagen, Madame Lajoux.«
    Madame Lajoux zuckte kurz zusammen, sie wich seinem Blick aus.
    »Ich

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