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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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vergeblich.«
    »Das alles, Madame Lajoux, das ist Ihre ganz private Angelegenheit.«
    Dupin hatte den Satz harscher gesprochen, als er es gewollt hatte, Madame Lajoux hatte es indes gar nicht bemerkt.
    »Wie war denn Ihr Verhältnis zu Loic Pennec?«
    »Meins?«
    »Ja. Was haben Sie über ihn gedacht?
    »Ich? Pierre-Louis Pennec hat sich immer gewünscht, dass sein Sohn das hier alles übernimmt, ein großer, starker Hotelier wird, wie er, wie sein Vater und seine Großmutter. Catherine hat er nicht gemocht, er –«
    »Das haben Sie schon einmal gesagt – ich meine, wie haben Sie die Beziehung wahrgenommen zwischen Vater und Sohn?«
    »Er war vielleicht ein wenig enttäuscht von seinem Sohn, das war mein Gefühl. Loic war bequem. Es war nicht zu verstehen. Sein Weg war auf die schönste Weise vorgezeichnet. Es braucht aber auch Kraft, um einer solch enormen Verpflichtung wie dem Hotel nachkommen zu können! Man muss es zu seinem Leben machen wollen. Ganz.«
    Ihre Stimme war unerbittlich geworden.
    »Man muss würdig sein!«
    »Würdig?«
    »Ja. Würdig, ein solches Mandat zu erfüllen.«
    »Haben Sie und Loic miteinander gesprochen?«
    »Nein.«
    Die Antwort war sehr brüsk gekommen.
    »Aber er war doch regelmäßig hier.«
    »Ja. Aber er hat nur mit seinem Vater gesprochen. Er war kein Teil des Hotels, verstehen Sie. Er war fremd hier.«
    »Stimmt es, dass Ihnen Monsieur Pennec hin und wieder bestimmte Geldbeträge hat zukommen lassen, ich meine, über Ihr monatliches Gehalt hinaus?«
    Wieder schaute Madame Lajoux indigniert.
    »O ja. Wissen Sie, ich habe ihm und dem Hotel mein ganzes Leben geopfert. Das waren keine Gefälligkeiten, nicht weil ich seine Geliebte war. Ich habe meine ganze Kraft in dieses Hotel gesteckt. Alles. Was denken Sie?«
    »Was für Beträge waren das?«
    »Zehntausend Euro. Meistens. Manchmal weniger. Ein, zwei Mal im Jahr.«
    »Und die haben Sie Ihrem Sohn in Kanada überwiesen?«
    »Ich … Ja, meinem Sohn. Er ist verheiratet. Und hat sich selbstständig gemacht. Er baut gerade ein Geschäft auf. Ich – habe ihn unterstützt, ja.«
    »Das ganze Geld?«
    »Ja. Das ganze Geld.«
    »Wie alt ist er?«
    »Sechsundvierzig.«
    »Seit wann überweisen Sie diese Beträge?«
    »Die letzten zwanzig Jahre.«
    »Und Sie haben wirklich keine Idee, was hier geschehen ist?«
    Madame Lajoux schien sehr erleichtert, dass Dupin das Thema wechselte.
    »Nein. Es gibt hier immer große Emotionen in allem, aber ein Mord …«
    »Warum denken Sie, dass das mit der Schenkung nicht richtig gewesen wäre?«
    Wieder schaute sie ganz unglücklich.
    »Er hat mir nichts davon gesagt. Ich habe das nicht gewusst. Er hätte …«
    Sie brach ab.
    »Ich muss Ihnen noch eine Frage stellen. Und bitte Sie, sie nicht persönlich zu nehmen, es ist polizeiliche Routine. Jetzt in diesem Stadium müssen wir alles dokumentieren.«
    »Aber natürlich.«
    »Wo waren Sie gestern Abend?«
    »Ich? Sie meinen, wo ich persönlich war?«
    »Genau.«
    »Ich habe bis halb acht gearbeitet, es war sehr viel zu tun, wissen Sie, es ist alles ein furchtbares Durcheinander. Jemand muss alles im Blick haben. Die Gäste sind unruhig. Ich denke, dass ich gegen acht Uhr zu Hause gewesen bin. Ich war sehr erschöpft und bin dann rasch ins Bett gegangen. Ich habe mich noch gewaschen, die Zähne …«
    »Das reicht mir vollkommen, Madame Lajoux. Wann gehen Sie für gewöhnlich schlafen?«
    »Ich gehe seit einigen Jahren zeitig schlafen, gegen halb zehn, ich muss ja sehr früh aufstehen. Um halb sechs. Jeden Morgen. Als ich noch die Abende im Hotel war, hatte ich einen anderen Rhythmus.«
    »Ich danke Ihnen, Madame Lajoux. Mehr muss ich nicht wissen. Hat Sie jemand gesehen, als Sie das Hotel verließen?«
    »Madame Mendu, glaube ich. Wir sind uns hier unten noch kurz begegnet.«
    »Gut. Sie sollten jetzt nach Hause gehen.«
    »Es ist noch ein bisschen zu tun heute.«
    Etwas schien sie sehr verlegen zu machen.
    »Ich …«
    Wieder brach sie ab.
    Dupin verstand.
    »Ich möchte Ihnen noch einmal versichern, dass alles aus diesem Gespräch unter uns bleiben wird, Madame Lajoux. Seien Sie ganz beruhigt. Von uns wird niemand etwas erfahren.«
    Sie schien ein wenig erleichtert.
    »Danke. Das ist mir sehr wichtig. Die Menschen würden auf ganz falsche Ideen kommen, verstehen Sie. Das wäre mir unerträglich, vor allem, wenn ich an Monsieur Pennec denke.«
    »Ich danke Ihnen noch einmal sehr, Madame Lajoux.«
    Dupin ging zur Tür. Sie verließen das Restaurant

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