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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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erzeugen, um nichts von den wahren Geschichten preiszugeben. Und alle hatten ihre Gründe dafür, nicht nur die Täter.
    »Ja. Wir wissen von dieser Absicht Ihres Schwiegervaters.«
    »Mein Mann und er haben es noch in dieser Woche besprochen.«
    »Pierre-Louis Pennec hat es Ihrem Mann mitgeteilt?«
    »Natürlich. Das ist doch eine Familiensache.«
    »Und wie hat er reagiert? Wie haben Sie reagiert?«
    Sie antwortete sehr klar.
    »Das ist seine Sache gewesen. Nicht unsere.«
    »Das Bild gehört nun Ihnen, Madame Pennec. Es gehört zu der Erbschaft des Hotels, die Ihr Mann und Sie gemacht haben. Und die nun ganz Ihre ist.«
    Catherine Pennec sagte nichts.
    »Werden Sie die Schenkung an das Musée d’Orsay weiter verfolgen? Es ist ja immerhin der letzte Wille Pierre-Louis Pennecs gewesen, auch wenn er es nicht mehr geschafft hat, ihn notariell festzuhalten.«
    »Ich denke schon. Ich bin zurzeit nicht in der Lage, über den Tag hinausgehende Überlegungen anzustellen. Ich werde mich in den kommenden Wochen damit beschäftigen.«
    Man konnte Madame Pennec die Erschöpfung ansehen.
    »Natürlich nicht. Ich habe Sie bereits über Gebühr beansprucht. Sie haben mir sehr geholfen. Nur noch eine letzte Frage: Wer hat alles von dem Bild gewusst?«
    Madame Pennec blickte Dupin ein wenig erstaunt an.
    »Ich kann es Ihnen nicht genau sagen. Ich dachte lange, nur mein Mann und ich. Aber mein Mann war sich sicher, dass auch Frédéric Beauvois davon wusste. Und Madame Lajoux, habe ich zuweilen vermutet. Vielleicht hat er es ihr einmal erzählt.« Sie machte eine Pause. »Ich habe ihr ohnehin nie vertraut.«
    »Sie haben ihr nie vertraut?«
    »Sie ist falsch. Aber ich sollte so etwas nicht sagen. Ich bin ganz aufgewühlt, ich sollte mich nicht derart äußern.«
    »Was lässt Sie annehmen, dass Madame Lajoux nicht aufrichtig ist?«
    »Jeder wusste, dass es eine Affäre war. Jahrzehntelang. Und dass sie sich dann als Hotelchefin aufgespielt hat. Dass sie Geld von ihm bekam. Bis heute. Dass sie von diesem Geld Beträge nach Kanada geschickt hat zu ihrem Sohn. Ein Nichtsnutz. Den sie verhätschelt hat.«
    Ihre Stimme war für einen Augenblick ganz hart geworden. Dupin hatte sein Notizbuch hervorgeholt.
    »Können Sie sicher sagen, dass sie von dem Bild weiß?«
    »Nein – nein, ich weiß es nicht. Ich sollte auch wirklich nichts sagen.«
    »Und Pierre-Louis Pennecs Halbbruder, André Pennec, hat er von dem Bild gewusst?«
    »Mein Mann war sich sicher. Pierre-Louis’ Vater hat es ihm noch erzählt, hat er einmal gesagt. Natürlich war das Bild das große Familiengeheimnis. Wie sollte es anders sein?«
    Dupin hätte am liebsten gesagt, dass es genau deswegen bei den Ermittlungen doch sehr geholfen hätte, von dem Bild sofort nach dem Mord an Pierre-Louis Pennec zu erfahren – das Motiv zu kennen. Und wie viel Zeit sie dadurch verloren hatten. Und der noch ernstere Aspekt: dass ihr Mann vielleicht noch am Leben wäre, hätte ihm jemand von dem Bild erzählt. Aber es war müßig.
    »Und Monsieur Beauvois?«
    »Er ist der Schlimmste. Mein Schwiegervater war ein Narr, ihn nicht zu durchschauen, er …«
    Sie unterbrach sich.
    »Ja?«
    »Er ist ein Wichtigtuer. Dieses lächerliche Museum. Was er für Flausen im Kopf hat! Wenn man sich vorstellt, wie viel Geld er Pierre-Louis Pennec abgeschwatzt hat. Was alles an diesem Museum umgebaut wurde. Und wofür? Lächerlich. Es ist drittklassig und wird es immer bleiben. Provinziell.«
    Nach diesem Ausbruch schien sie nun völlig ermattet.
    »So, jetzt werde ich Ihnen wirklich Ihre Ruhe lassen.«
    Madame Pennec seufzte tief.
    »Ich hoffe, Sie finden schnell heraus, was mit meinem Mann geschehen ist; es macht keinen Unterschied, aber es würde mir dennoch helfen.«
    »Das hoffe ich auch, Madame Pennec. Ja.«
    Sie machte Anstalten aufzustehen.
    »Nein, nein, bleiben Sie sitzen. Bitte. Ich finde selbst heraus.«
    Es war Madame Pennec anzumerken, dass es ihr widerstrebte, das Angebot anzunehmen, aber sie tat es dennoch.
    »Danke.«
    »Wenn Sie Hilfe brauchen oder Ihnen noch etwas einfällt, was von Belang sein könnte – zögern Sie nicht. Sie haben meine Nummer.«
    Dupin war aufgestanden.
    »Danke, Monsieur le Commissaire.«
    »Au revoir Madame.«
    Dupin verließ den trüben Raum schnellen Schrittes.
    Draußen fiel ein warmer Sonnenstrahl auf Dupins Gesicht; der Himmel war leuchtend blau, nicht eine Wolke war mehr zu sehen. Obgleich er es in seinen fast drei bretonischen Jahren schon sehr viele Male

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