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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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gemeinsam, Dupin schloss den Raum wieder ab und sie verabschiedeten sich.
    Von Kadeg und Riwal war nichts zu sehen. Er brauchte einen der beiden. Madame Lajoux war schon fast auf der Treppe verschwunden, da fiel ihm ein, was er unbedingt noch hatte fragen wollen.
    »Entschuldigen Sie, Madame Lajoux – ich habe noch eine letzte Frage. Da war doch dieser Mann, den Sie am Mittwoch vor dem Hotel gesehen haben, der mit Pierre-Louis Pennec im Gespräch war – erinnern Sie sich?«
    Madame Lajoux hatte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit und Rüstigkeit umgedreht.
    »O ja, natürlich, Ihre Inspektoren haben mich auch danach gefragt.«
    »Ich hätte gerne, dass Sie sich ein Foto anschauen und uns sagen, ob es sich dabei um denselben Mann handelt.«
    »Selbstverständlich, Monsieur le Commissaire.«
    »Einer meiner Inspektoren wird Ihnen das Foto zeigen.«
    »Sie finden mich im Frühstücksraum.«
    »Vielen Dank noch einmal.« Sie verschwand in den ersten Stock.
    Dupin trat vor die Tür, er atmete ein paarmal tief durch. Es war ein buntes Treiben, der Platz und die schmalen Straßen wimmelten von Touristen. Dupin bog nach rechts ab und steuerte in sein Gässchen. Hier war kein Mensch.
    Es war acht Uhr, er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, das passierte ihm immer, wenn er in einem Fall war, heute aber auch dadurch, dass es erst am Nachmittag wirklich Tag geworden war. Es war jetzt so heiß, als würde die Sonne nachholen wollen, was sie am Morgen verpasst hatte. Er hatte das Gefühl, dass es noch ein langer Tag werden würde. Ein dritter langer Tag.
    Dupin war ohne nachzudenken bis zum Ende der Gasse gelaufen, dann rechts zum Fluss abgebogen und über die Brücke zum Hafen. Es war fast schon ein Ritual. So war es immer – er kehrte ohne es sich vorzunehmen dahin zurück, wo es ihm gefallen hatte. Er wählte Riwals Nummer.
    »Wo sind Sie?«
    »Ich war in der Apotheke in Trévignon, ich komme gerade raus.«
    »Und?«
    »Madame Pennec war hier, gestern Abend, um zirka 21 Uhr 45, Sie hat Novanox gekauft. Nitrazepam. Sie hatte ein Rezept. Für eine hohe Dosis. Sie war ungefähr zehn Minuten in der Apotheke. Eine Madame Efflammig hat sie bedient, eine Angestellte, sie war auch heute Abend da, mit ihr habe ich gerade gesprochen.«
    Dupin holte mit der linken Hand umständlich sein Heft hervor.
    »Gut. Jetzt müssten wir noch wissen, wann sie zurückgekommen ist.«
    »Zu sich nach Hause?«
    »Ja.«
    »Wie sollen wir das rausfinden?«
    »Ich weiß es nicht. Das werden wir wahrscheinlich nicht. – Es gibt noch ein paar weitere Dinge, die zu tun sind, Riwal. Überprüfen Sie, wann Madame Lajoux gestern das Central verlassen hat. Sprechen Sie auf alle Fälle mit Madame Mendu.«
    »Gut.«
    »Ich will unbedingt Monsieur Beauvois sehen. Haben Sie ihn gefunden?«
    »Ja. Er war im Museum. Da gab es heute eine lange Sitzung des Kunstvereins. Und er hatte noch anderes zu erledigen. Telefonate, irgendwas mit Mäzenen.«
    »Gut. Ich werde ihn später besuchen, zunächst gehe ich zu Delon. Sagen Sie Beauvois so gegen neun, wir rufen ihn an. Im Hotel dann. Und André Pennec, ist der wieder aufgetaucht?«
    »Wir haben ihn in Rennes erreicht, über sein Büro. Er wird spät zurückkommen. Er weiß, dass Sie ihn dringend sehen wollen.«
    »Rufen Sie ihn noch einmal an. Treffen Sie eine feste Verabredung. Ist Kadeg im Hotel?«
    »Ja.«
    »Er soll im Internet nach der Seite des Musée d’Orsay suchen und Madame Lajoux ein Foto von Charles Sauré zeigen. Sie weiß Bescheid.«
    »Vom Leiter der Sammlung?«
    »Ja. Ich will wissen, ob das der Mann war, den sie mit Pennec vor dem Hotel stehen und diskutieren gesehen hat.«
    »Ich sage es ihm.«
    »Und ein Letztes. Madame Cassel wird gleich am Hotel ankommen. Ich will, dass Sie mit ihr ins Restaurant gehen, wenn ich nicht da sein sollte. Sie wird eventuell Ihre Hilfe benötigen.
    Sie muss sich das Bild ansehen.«
    »Die Kopie des Gauguins?«
    »Ja. Vielleicht finden wir einen Hinweis auf den Kopisten. Sie ist schon unterwegs.«
    »Gut, mache ich.«
    »Bis gleich.«
    Dupin legte auf.
    Eine Gruppe von Kajaks erreichte den Hafen und legte an der anderen Seite unter einer der großen Palmen an, laute, heitere Stimmen aufgekratzter Menschen; ein fröhliches Gewirr an verschiedensten Farben, gelbe, rote, grüne, blaue Boote.
    Der schnellste Weg von hier zu Delon wäre sicher einfach schräg über den Hügel, aber Dupin hatte immer noch zu viel Respekt vor dem Durcheinander der Gässchen und nahm den Weg

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