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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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eine sehr funktionelle Klingel angebracht, die leicht zu übersehen war. Riwal drückte drei Mal länger hintereinander. Ein paar Augenblicke später hörte man ein lautes Geräusch aus dem Museum, es klang wie das Schlagen einer Tür.
    »Hallo? Polizei! Hier ist die Polizei. Bitte öffnen Sie die Tür!«
    Riwal brüllte. Dupin hätte fast lachen müssen.
    »Bitte machen Sie sofort die Tür auf.«
    Dupin wollte ihn gerade beruhigen, da öffnete sich die Tür, zunächst nur einen kleinen Spalt und dann mit einem Ruck vollständig. Vor ihnen stand Frédéric Beauvois und lächelte sie freundlich an.
    »Ah – der Inspektor und der Kommissar. Bonsoir Messieurs. Willkommen im Museum von Pont Aven.«
    Beauvois’ betonte Freundlichkeit brachte Riwal vollends aus dem Konzept. Dupin übernahm das Reden.
    »Guten Abend, Monsieur Beauvois. Wir würden Sie gerne einmal sprechen.«
    »Sie beide?«
    »Ja.«
    »Dann scheint es ja wichtig zu sein. So viel polizeiliche Prominenz. Wollen wir zu mir gehen? Oder ins Hotel?«
    »Wir bleiben gerne hier im Museum. Haben Sie einen Raum, wo wir uns einen Moment unterhalten könnten?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde schien Beauvois irritiert zu sein, fasste sich aber umgehend wieder.
    »Aber natürlich, ja, wir haben hier einen Versammlungsraum; dort können wir uns hinsetzen. Es ist mir eine Freude. Wir benutzen ihn für die Zusammenkünfte unserer zahlreichen Vereine. Kommen Sie hier entlang. Die Treppe hoch.«
    Riwal und Dupin folgten Beauvois. Riwal hatte bisher kein Wort gesagt.
    Die Treppe führte in die erste Etage. Dort gingen sie durch einen langen schmalen Gang, der zu einer ebenso schmalen Tür führte. Beauvois öffnete sie mit einem energischen Schwung und trat ein. Auch innen war der neue Teil des Museums nicht besonders schön, alles war sehr zweckmäßig eingerichtet. Der Raum war erstaunlich groß, bestimmt zehn Meter in der Länge. In einem lang gestreckten U standen schäbig aussehende Bürotische.
    Sie setzten sich an einen der Tische in der Ecke.
    »Wie kann ich Ihnen helfen, meine Herren?«
    Beauvois hatte sich zurückgelehnt, er schien ganz entspannt.
    Dupin runzelte die Stirn. Ihm war schon auf dem Weg zum Museum eine Frage durch den Kopf gegangen, die ihm keine Ruhe ließ. Warum hatte Beauvois das Bild signiert und war damit Gefahr gelaufen, sich selbst zu verraten und schwer zu belasten? Was sollte das? Er war ein intelligenter Mann. Das ergab keinen Sinn. Das sprach gegen eine Verdächtigung Beauvois’, auch wenn sein Name offensichtlich auf der Kopie zu finden war.
    »Wir haben einen Durchsuchungsbefehl, Monsieur Beauvois.«
    Dupin hatte den Satz eiskalt gesagt. Riwal blickte den Kommissar ungläubig an. Natürlich hatten sie keinen Durchsuchungsbefehl. Beauvois war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um nachzufragen. Er fuhr sich mehrere Male durch die Haare, schüttelte ein wenig den Kopf und schürzte die Lippen dabei. Er schien angestrengt nachzudenken. Es verging bestimmt eine Minute, dann sprach Beauvois, ganz freundlich.
    »Kommen Sie, meine Herren. Kommen Sie mit mir.«
    Er stand auf, wartete, bis Dupin und Riwal nach einem kurzen Zögern aufgestanden waren, und ging dann sehr zügig den Weg zurück, den sie gekommen waren. Den Gang, die Treppe hinunter. Gegenüber der Eingangstür, links neben der Treppe öffnete er eine Tür, die Riwal und Dupin zuvor nicht bemerkt hatten. Sie führte ins Untergeschoss des Museums. Beauvois schaltete das Licht an. Er ging immer noch voraus, mit entschiedenen Schritten.
    »Dies ist unser Depot, meine Herren. Und unser Atelier.«
    Sie kamen in einen sehr weitläufigen Raum.
    »Einige der Mitglieder unseres Vereins sind passionierte Maler – und, ich darf das in aller Bescheidenheit sagen, manche haben großes Talent. Hier stehen einige bemerkenswerte Arbeiten. Aber kommen Sie.«
    In der gegenüberliegenden Ecke standen mehrere schmale lange Tische. Riwal und Dupin hatten Mühe gehabt, mit Beauvois’ Tempo mitzuhalten. Beauvois blieb vor einem der Tische stehen. Sie stellten sich rechts und links neben ihn, ohne darüber nachzudenken.
    Beauvois griff einen von der Decke lose herunterbaumelnden Schalter. Gewaltige Spots leuchteten auf. Es dauerte einige Augenblicke, ehe sie wieder richtig sehen konnten.
    Was sie zuerst sahen, war das grelle Orange, fast blendend. Dann das ganze Bild. Es lag direkt vor ihnen. Sie konnten nach ihm greifen. Unversehrt. Und überwältigend.
    Es dauerte dennoch eine Weile, bis Dupin und

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