Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
Fall ist er das Ding, das Roborov gesehen hat! Mein Telefon funktioniert nicht mehr. Ich glaube, da draußen ist jemand. Wenn ich an der Tür ...
Da brach die Notiz ab. Khuv las sie noch einmal, seine weit aufgerissenen Augen überflogen die Worte. Langsam begriff er den Inhalt und spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten. Das Blut in seinen Adern schien zu Eis zu gefrieren, aber er zwang sich zum Handeln. Er hechtete zu der Tür des Kontrollraums und hämmerte dagegen.
»Viktor, um Himmels willen, machen Sie auf!«
Direktor Luchow hatte Dienst. Mit rotumrandeten Augen kam er zur Tür und öffnete. Er stolperte hintüber, als Khuv hineinplatze. »Was zum Teufel ...?«
»Lesen Sie das!« Khuv hielt ihm Savinkovs Notiz entgegen. »Es ist so etwas wie die Aussage eines Sterbenden. Die Dinge fügen sich zusammen und ergeben auf eine monströse Weise einen Sinn. Savinkov meint wohl, dass es eine Verbindung gibt zwischen Agursky und dem Ding, das er in dem Tank gehalten hat. Ich weiß zwar noch nicht, worum genau es hier geht, aber ich werde das verdammt noch mal herausfinden. Hören Sie jetzt zu, Viktor: Sie müssen sich ans Telefon setzen. Wir können uns keinen Alarm erlauben, denn das würde ihn vorwarnen, aber ich will, dass jeder nach Agursky sucht. Gott, ich hatte schon seit Wochen das Gefühl, dass etwas an ihm komisch ist, seit ... seit ...«
Luchow starrte ihn an und beendete den Satz für ihn. »Seit er seinen Nervenzusammenbruch hatte? Damals, als man ihn im Raum der Kreatur gefunden hat? Der arme Vasily, ich habe ihn immer für einen harmlosen kleinen Mann gehalten.«
»Na, harmlos ist er ganz gewiss nicht! Aber wir werden ihn uns jetzt schnappen! Informieren Sie alle Sicherheitskräfte. Wenn er gesehen wird, soll man ihn unter allen Umständen festnehmen. Und wenn er sich nicht festnehmen lässt, dann müssen sie ihn töten – egal wie.« Er schob seine Leute vor sich aus dem Raum und rief über die Schulter zurück: »Suchtrupps in Dreiergruppen, Viktor. Dass um Himmels willen keiner versucht, sich allein mit ihm anzulegen!«
Die Leichenhalle lag am Hauptkorridor über den Magmasse-Ebenen. Nach der Katastrophe, die das Institut verwüstet hatte, waren dort die Opfer des Perchorsk-Zwischenfalls aufgebahrt worden. Später hatte man den Raum als Kühlkammer benutzt, aber jetzt diente er wieder als Leichenhalle. Agursky war der Einzige, der einen Schlüssel dazu hatte. Auf dem Weg dahin hatten Khuv und Litve sich von den beiden anderen KGB-Männern getrennt; Litve hatte sich einen Flammenwerfer aus einer Nische in der Wand geschnappt und der Major war jetzt mit einer kurzläufigen Maschinenpistole bewaffnet, die er einem widerstrebenden Soldaten abgenommen hatte. Sie waren in Agurskys Labor gewesen und hatten es verschlossen vorgefunden. Das LED-Warnschild über der Tür erklärte es für ›leer‹. Auch in Agurskys Quartier, dessen Tür Khuv mit seinem Generalschlüssel geöffnet hatte, war niemand. Agursky konnte überall im Komplex sein, aber sie konnten es genauso gut in der Leichenhalle versuchen. All die Mordopfer lagen da auf Eis, nachdem sie angeblich von Agursky untersucht worden waren.
Die Nachricht von der Treibjagd hatte sich noch nicht bis zum Zentrum herumgesprochen, und auf den Magmasse-Ebenen war es still wie immer. Khuv und Litve sahen einen Augenblick hinunter – dahin, wo das Licht gedämpft und die von Wurmlöchern durchsiebten Wände zu bizarren Formen verschmolzen waren –, bevor sie in den kurzen Korridor abbogen, der durch massiven Felsen zur Tür der Leichenkammer führte. Die Tür war verschlossen, aber es war keine Sicherheitstür; Khuvs Generalschlüssel öffnete sie. Sie rissen die Tür auf und traten ein. Litve drückte auf den Lichtschalter. Nichts passierte. Die Glühbirnen waren aus ihren Fassungen entfernt worden.
Ein wenig Licht drang vom Flur herein. Khuv und Litve standen direkt hinter der offenen Tür, sahen sich an und dann zu den Tischen an den Wänden und den langen schmalen Kisten auf den Tischen. In einer Ecke der Kammer gab ein Kühlaggregat schnaufende Geräusche von sich, während es kalte Luft durch den Raum pustete. Abgesehen davon war es totenstill und nichts regte sich. Der Raum war ein einziger großer Kühlschrank.
Litve hob den Flammenwerfer und schaltete das eingebaute Suchlicht ein. Das blaue Flackern verdrängte die Schatten ein wenig. Seine nervöse Stimme hallte in der Kammer wider. »Major, hier gibt es nichts, wo er sich verstecken
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