Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
Felsen warf, hatte er die Automatik schon in der Hand, den rechten Arm ausgestreckt, um mit der Waffe zielen zu können. Ein Mann in einem schneeweißen Parka hockte zwischen den Felsen, mit einer Pistole in den Händen, die er in diesem Augenblick auf Simonow richtete.
Bevor Simonow auf der Seite im Schnee landete, drückte er zweimal ab. Der erste Schuss traf den Mann in der Schulter und riss ihn hoch, der zweite traf ihn in die Brust und warf ihn nach hinten, in den Schnee hinein.
Das dumpfe tuck tuck von Simonows schallgedämpfter Waffe hatte kein Echo erzeugt, aber er war noch nicht wieder zu Atem gekommen, als ein heiseres Grunzen neben ihm ertönte und etwas silbrig in einem plötzlichen Mondstrahl aufleuchtete. Der Schnee links neben Simonow, keinen halben Meter entfernt, stob auseinander. »Dreckskerl!«, fauchte eine Stimme auf Russisch, während eine kräftige Hand sich in sein Haar krallte und ein Eispickel auf ihn herabsauste, dessen Spitze seine Waffenhand am Handgelenk durchbohrte und fast an den Felsen nagelte.
Der Russe hatte in einer mit Schnee gefüllten Kuhle auf der Lauer gelegen. Jetzt sprang er ihm entgegen und versuchte, sich auf Simonow zu stürzen. Der Agent sah ein dunkles Gesicht, einen weißen Streifen gebleckter Zähne, umrahmt von einem Bart und einer weißen Fellkapuze, und stieß seinen Ellbogen mit aller Kraft, die er aufbieten konnte, hinein. Zähne und Knochen splitterten und der Russe stieß einen gurgelnden Schmerzensschrei aus, aber er löste seinen Griff nicht von Simonows Haar. Der massige Kerl fluchte durch einen Schleier aus Blut und Speichel hindurch und holte mit dem Eispickel zu einem neuen Schlag aus.
Simonow versuchte, seine Waffe in Anschlag zu bringen. Es war sinnlos – er hatte kein Gefühl in seiner Hand, die wie ein aufgespießter Fisch zuckte. Der Russe hockte über ihm, und sein Blut tropfte auf Simonow hinunter. Er packte Simonows Kehle und wollte zuschlagen.
»Karl!«, ertönte eine Stimme aus den Schatten eines anderen Felsens. »Wir brauchen ihn lebendig!«
»Wie lebendig?« Karl würgte die Worte heraus und spuckte dabei Blut. Aber im nächsten Moment ließ er den Eispickel fallen und versetzte Simonow einen eisenharten Hieb gegen die Stirn.
Der Spion verlor augenblicklich das Bewusstsein und war dafür beinahe dankbar.
Eine dritte russische Person kam aus der Nacht herbei und ließ sich neben Simonows ausgestreckter Gestalt auf die Knie sinken. Er fühlte den Puls des bewusstlosen Mannes: »Bist du in Ordnung, Karl? Falls ja, dann sieh doch bitte einmal nach Boris. Ich glaube, er hat ein paar Kugeln abbekommen!«
»Du glaubst? Na, ich war näher an ihm dran, und ich kann dir versichern, dass es so ist!«, grollte Karl. Er betastete vorsichtig mit zittrigen Fingern sein zerschlagenes Gesicht, dann ging er dorthin, wo Boris ausgestreckt am Boden lag.
»Ist er tot?«, fragte der Mann neben Simonow leise.
»Mausetot«, knurrte Karl. »So tot, wie der da es sein sollte«, er deutete anklagend mit dem Finger auf Simonow. »Er hat Boris umgebracht und mir die Fresse poliert – du solltest mir einfach erlauben, ihm den verdammten Hals umzudrehen.«
»Wie primitiv, Karl!« Der andere schnalzte missbilligend mit der Zunge. Er stand auf. Er war hochgewachsen, aber selbst in dem bauschigen Parka gertenschlank. Sein Gesicht war bleich, sein Mund schmal und im Mondlicht wirkte das Lächeln sardonisch, aber seine tief liegenden Augen leuchteten wie dunkle Edelsteine.
Sein Name war Chingiz Khuv und er bekleidete den Rang eines Majors. Aber in der Sonderabteilung des KGB, der er angehörte, vermied man den Gebrauch von Uniformen und Dienstgraden.
Anonymität steigert die Effizienz und verlängert das Leben. Khuv hatte vergessen, wer das gesagt hatte, aber er würde sich dem jederzeit anschließen. Man musste nur dafür sorgen, dass die Autorität nicht darunter litt.
»Das ist ein Feind, oder?«, knurrte Karl.
»Oh ja, sicher – aber er ist nur einer, und Feinde haben wir viele. Ich gebe ja zu, dass es eine gewisse Genugtuung bedeuten würde, ihm den Hals umzudrehen, und wer weiß, vielleicht bekommst du noch deine Gelegenheit, aber nicht, bevor ich das mit seinem Verstand gemacht habe.«
»Ich muss versorgt werden.« Karl hielt sich das Gesicht mit der Hand.
»Der auch«, nickte Khuv zu Simonow hinüber. »Und genauso der arme Boris.« Er ging zu seinem Versteck zwischen den Felsen zurück und holte ein kleines Funkgerät hervor. Er zog die Antenne
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