Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
vorankommen als mit der Kutsche.
Er ließ sich ein Pferd satteln. In letzter Zeit war er regelmäßig geritten, also brauchte er nicht zu befürchten, dass ihm das Pferd in den belebten Straßen der Innenstadt durchging.
Als er den weiten Weg von Mayfair zum East End zurückgelegt hatte, kochte er vor Zorn. Die Straße vor dem Lagerhaus war wenig belebt, aber noch nicht verlassen, wie sie es später sein würde. Er winkte einen herumstreunenden Jungen herbei, der einigermaßen anständig aussah. »Fürchtest du dich vor Pferden?«
»Nein, Sir!«, sagte der Junge empört.
»Ausgezeichnet.« Gavin reichte ihm eine halbe Krone und die Zügel. »Du bekommst noch eine halbe Krone, wenn du mein Pferd ein paar Minuten hältst.«
»Ja, Sir!«
»Danke. Ich gebe dir noch einen kostenlosen Rat. Heirate nie.«
Gavin ging zur Tür des Lagerhauses und fluchte laut, als sie unverschlossen war. Wie konnte er nur so töricht sein und Alex den Schlüssel zum Gebäude geben?
Weil sie seine Frau war und er ihr vertraute. Aber ihr Urteilsvermögen zog er in Zweifel.
Die Treppe zu den Geschäftsräumen befand sich an der linken Seite des Hauses. Er nahm drei Stufen auf einmal und stürzte wütend in das Büro.
Züchtig gekleidet wie eine Quäkerin, bis auf den Paisley-Schal, den sie um die Schultern gelegt hatte, saß Alex am Schreibtisch des Lehrjungen. Von hier aus hatte sie die beste Sicht auf die Tür. Bei seinem Eintreten blickte sie auf. »Du bist schnell. Ich dachte, ich bin fertig, bevor du hier bist.«
Ihre ruhige Gelassenheit hätte ihn beinahe aus der Haut fahren lassen. »Um Himmels willen, Alex, gestern Nacht wären wir beide auf der Straße vor dem Haus um ein Haar ermordet worden! Welcher Teufel hat dich geritten, alleine hierher zu kommen!«
»Ich bin nicht alleine gekommen. Der zweite Stallbursche hat mich hergefahren und wird mich in knapp einer Stunde wieder abholen. Und wenn es Schwierigkeiten geben sollte ...« Plötzlich hielt sie eine elegante, aber doch sehr funktionelle Taschenpistole in der Hand. »Ich bin vorbereitet.«
Er blickte auf die kompakte, zweiläufige Waffe und war froh, dass sie sich gut genug im Umgang damit auskannte, um den Lauf nicht auf ihn zu richten. »Dann warst du wenigstens vernünftig, aber aus welchem Grund musstest du hierher kommen?«
»Ein Freund von Daisy, ein ehemaliger Sklave, wird in wenigen Minuten hier sein. Er sagt, er könne mir den Namen eines der größten britischen Sklavenhändler sagen. Würdest du dieser Information wegen nicht auch ein Risiko eingehen?«
Er zögerte. »Ich denke schon. Aber wenn Katie an deiner Stelle wäre, würdest du daneben stehen und zusehen, ohne sie aufzuhalten?«
Einen Moment war sie sprachlos. »Natürlich nicht, aber ich bin nicht dein Kind, Gavin. Ich bin deine Frau und habe das Recht, selbstständig zu handeln, wenn es um etwas Wichtiges geht.«
»Für mich gibt es nichts Wichtigeres als dein Leben«, sagte er ernst.
Ihr Gesicht hellte sich auf. »Kein Mensch dieser Erde könnte sich einen besseren Beschützer als dich wünschen, Gavin. Seit unserer ersten Begegnung habe ich von deiner Stärke, deiner Menschlichkeit und deinem Verständnis profitiert. Aber im Augenblick muss ich meiner eigenen Überzeugung folgen und auf deinen Schutz verzichten. Vielleicht kommt Daisys Freund auch nicht, und ich habe den Weg hierher umsonst gemacht, aber ich muss es einfach tun.« Sie blickte auf die Uhr. »Und du musst jetzt auf der Stelle gehen. Er wird jeden Moment kommen, und Daisy sagt, vor einem weißen Mann wird er kein Wort sagen. Und wenn du noch da bist, könnte er auf dem Absatz kehrtmachen und nie wiederkommen. Also, bitte, bitte, gehe, bevor er kommt.«
Er zögerte. Sollte er seinen Vorahnungen Glauben schenken oder ihrer Bitte Folge leisten?
»Du hast für so vieles Verständnis, Gavin«, sagte sie leise. »Kannst du das nicht verstehen?«
Er betrachtete seine hoch gewachsene, starke, selbstsichere Frau. Sie hatte hart gearbeitet, um ihren Lebensmut und ihr Selbstvertrauen wiederzugewinnen. Die meisten Frauen würden sich seinem Wunsch fügen und seinen Schutz annehmen — aber sie war nicht wie die meisten Frauen, und dieser Unterschied machte sie so liebenswert.
Und auch eigensinnig, dass man verrückt werden konnte. »Also gut, ich gehe und warte beim Mietstall«, sagte er widerwillig. »Nach einer Stunde werde ich mit der Kutsche vorfahren und dich abholen.«
Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ich danke dir
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