Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
für dein Verständnis, Gavin.«
»Bitte denke daran, dass ich eine Frau verloren habe. Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, die zweite zu verlieren.« Er wandte sich zum Gehen. »Wo hast du übrigens die Pistole her?«
»Ich habe sie mir aus dem Ashburton House geliehen. Und jetzt geh.«
Er gehorchte und wäre am liebsten bei jedem Schritt wieder umgekehrt. Draußen war keine Spur von einem schwarzen Mann. Vielleicht kam der Bursche gar nicht. Aber wenn er seine Verabredung einhielt und seine Information stichhaltige Beweise enthielt, dann hatte Alex die Chance, dem illegalen Sklavenhandel einen empfindlichen Schlag zu versetzen. Er schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel.
Als er dem Jungen die zweite halbe Krone für seinen Dienst zuwarf, sagte dieser keck: »Ihre Frau hat nicht auf Sie gehört?«
»Wir sind uns einig geworden.« Er schwang sich auf sein Pferd und ritt die Straße entlang. Dabei sagte er sich immer wieder, dass es Alex gut gehe und dass er sich unnötig Sorgen mache.
Aber trotzdem spürte er eine Grabeskälte.
Kapitel 32
Daisys Freund hatte sich bereits um fast eine halbe Stunde verspätet. Hoffentlich war er Gavin nicht begegnet und hatte die Flucht ergriffen, überlegte Alex, während sie am Schreibtisch weiterarbeitete.
Die Schritte waren so leise, dass sie den Ankömmling nicht bemerkte. Sie blickte erst von ihrem Schreibtisch auf, als die Bürotür aufgestoßen wurde. Mit grauenvoller Gewissheit wurde ihr klar, dass Gavins Ängste gerechtfertigt waren. Vier Männer traten nacheinander in das Büro. Von einem entflohenen schwarzen Sklaven keine Spur. Die ersten beiden waren rohe, hartgesottene Seeleute. Der dritte, ein drahtiger Mann des gleichen Typs, war der Angreifer, den sie in der Nacht zuvor kräftig in die Leisten getreten hatte.
Der vierte war Barton Pierce.
Obwohl er ihr nur einmal auf dem Ball der Ashburtons begegnet war, hatte sie sich den Namen und das Gesicht des Mannes gemerkt, weil Gav in nicht gut über ihn gesprochen hatte. Geschickt benutzte sie die am Schreibtisch liegenden Papiere als Deckung, schob die Pistole zu sich heran und verbarg sie in den Falten ihres Schals. Dann stand sie auf, um ihren Besuch zu begrüßen.
»Was für eine Überraschung. Mein Mann ist leider nicht hier, falls Sie ihn sprechen wollten, Sir Barton.« Sie überlegte, ob sie sagen sollte, dass sie Gavin und ein, zwei Dienstboten in Kürze erwartete, entschied sich aber dagegen, da Pierce und seine Kumpanen ihnen aus dem Hinterhalt auflauern könnten.
»Das ist mir bekannt. Ich habe ihn vor wenigen Minuten fortgehen sehen.« Pierce betrachtete sie prüfend. »Sie sehen nicht halb so gut aus wie meine Frederica, aber dank Ihrer vornehmen Verwandten waren Sie vermutlich eine begehrte Heiratskandidatin. Ihre Sippschaft wird schon dafür sorgen, dass Ihr Mann sich nicht wieder verheiratet, nachdem seine Frau verschwunden ist. Schade, dann hat er keine Erben für seinen kostbaren Grafentitel.«
Es war, als legte sich ihr eine eiskalte Hand auf die Schulter. »Ich habe nicht vor, zu verschwinden.«
Pierce lachte, als ob sie eine normale Unterhaltung führten. »Das liegt nicht bei Ihnen. Aber keine Angst, es wird Ihnen nichts geschehen. Kommen Sie mit.«
»In London gibt es immer ein wachsames Auge.« Sie blickte verächtlich auf seine widerlichen Spießgesellen. »Man hat Sie und Ihre Leute ins Haus gehen sehen, und man wird auch beobachten, wie Sie mich gegen meinen Willen hinausbringen.«
»Wir sind nicht zur Vordertür hereingekommen«, sagte Pierce aalglatt. »Ich habe das Lagerhaus nebenan unter falschem Namen gemietet. Die Gebäude sind miteinander verbunden und waren nur von einer alten vernagelten Holztür getrennt. Es war also ein Leichtes, in dieses Lagerhaus zu gelangen. Keiner hat uns kommen sehen, und keiner wird uns gehen sehen.« Seine Stimme wurde metallisch hart. »Und jetzt kommen Sie hierher und lassen sich freiwillig knebeln und an den Handgelenken fesseln. Wenn Sie Schwierigkeiten machen, dürfen meine Männer sich dabei ein wenig verlustieren.«
Der drahtige Mann knurrte. »Mit dieser Schlampe hab ich noch'n Hühnchen zu rupfen.« Auch wenn er nicht größer war als Alex, lief es ihr bei seinem heimtückischen Blick kalt den Rücken hinunter. Ein Jammer, dass sie statt wing chun nicht pentjak s ilat gelernt hatte, dann hätte sie ihm in der vergangenen Nacht möglicherweise das Genick gebrochen.
»Vielleicht später, Webb, jetzt haben wir keine Zeit
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