Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
man gegen eine entsprechende Gebühr nicht nur die Kronjuwelen besichtigen, sondern sogar eine Krone aufsetzen.
Am Nachmittag erschien Philip Elliott, der sich nicht allzu wohl in seiner Haut zu fühlen schien. Gavin beendete gerade sein Mittagessen, als er ihn sah. Er machte sich nicht die Mühe aufzustehen und bemerkte trocken: »Kommen Sie, um mir vorzuhalten, dass ich den edlen Namen der Seabournes beschmutzt habe, oder hoffen Sie, das Seabourne-Erbe wieder antreten zu können?«
Der jüngere Mann errötete. »Ich dachte, als Ihr Erbe hätte ich das Recht, Sie zu besuchen.«
Zumindest war Philip wohl erzogen. »Falls Sie wissen möchten, ob ich meine Frau umgebracht habe, heißt die Antwort nein. Ich glaube aber nicht, dass das House of Lords mir das abnimmt. Falls ich hingerichtet werde, können Sie Seabourne schuldenfrei übernehmen. Mein Vermögen allerdings werden Sie nicht bekommen. Also achten Sie besser auf Ihr Geld.«
Philip schien sich noch ein wenig unwohler zu fühlen. »Eigentlich lebe ich nicht auf besonders großem Fuß. Nachdem ich mich jahrelang sehr zurückhalten musste, habe ich nach meiner Erbschaft einiges Geld verschwendet. Falls ich ... falls ich den Titel des Grafen zurückerhalten sollte, werde ich vernünftiger sein.«
»Es freut mich, das zu hören. Und die Leute, die auf das Gut Seabourne angewiesen sind, freut das sicherlich auch.« Es kam ihm ein Gedanke: »Falls Sie im Seabourne House neue Bedienstete brauchten — die Diener von Berkeley Square sind ehrlich und zuverlässig.«
Alex hatte sie angestellt.
»Ich werde daran denken.«
Da sie nichts Weiteres zu besprechen hatten und sich auch nicht besonders nahe standen, herrschte eine unangenehme Stille zwischen ihnen. Gavin beschloss, sie zu brechen: »Es war richtig, dass Sie gekommen sind. Ich habe mich sehr gefreut, auch wenn ich nicht sonderlich gastfreundlich war.«
»Das kann ich Ihnen nicht übel nehmen. Sie sind in einer wenig beneidenswerten Lage. Ich wäre der Letzte, der einen Vorteil aus dem Tod eines unschuldigen Mannes ziehen möchte, das müssen Sie mir glauben.« Philip legte seine Hand auf den Türgriff und hielt kurz inne: »Das mit Lady Seabournes Tod tut mir sehr Leid. Sie war eine wunderbare Frau.«
Sein Mitgefühl löste in Gavin einen Schmerz aus, der ihn mehrmals am Tag überkam. Er bedankte sich und wandte sich ab. Irgendwie hatte er manchmal das Gefühl, dass sie noch lebte. Besonders nachts, wenn er nicht schlafen konnte, fühlte er sie förmlich neben sich liegen, als brauchte er nur die Hand nach ihr auszustrecken.
Vielleicht konnten die Seelen der Ermordeten tatsächlich keine Ruhe finden? Vielleicht hatte sie ihr plötzlicher Tod so überrascht, dass sie noch in seiner Nähe bleiben wollte? Er hoffte Letzteres. Er könnte es nicht ertragen, wenn ihr gequälter Geist nach Rache verlangen würde.
Trauer und Verzweiflung hatten ihn so erschöpft, dass er sich am späten Nachmittag in keiner guten Verfassung befand. Genau zu diesem Zeitpunkt stürmte Major Colwell in seiner abgetragenen Militäruniform herein. Gavin sah ihn auf sich zukommen, als er gerade die Papiere durchsah, die Suryo gestern gebracht hatte. Da Suryo offensichtlich Ausländer war, hatte man ihn erst mit Kyle hereingelassen. Ein aufgebrachter Major, dessen Leidenschaft zu Alex unerwidert geblieben war, erhielt jedoch ohne weiteres Zutritt. Seine Ankunft verbesserte Gavins Laune nicht sonderlich.
Colwell stand an der Tür und blickte ihn finster an: »Sie verdammter Mörder. Ich werde Beifall klatschen, wenn man Sie hängt.«
»Es scheint Ihnen nicht in den Sinn gekommen zu sein, dass ich unschuldig sein könnte.«
»Es gab genug Beweise, um Sie einzusperren. Ich bete, dass das House of Lords sich nicht dadurch beeinflussen lässt, dass Sie ein Earl sind.« Colwells Blick war hasserfüllt. »Sie wurden ein Peer, und deswegen waren Sie auf Alexandras familiäre Beziehungen nicht mehr angewiesen. Jetzt wollen Sie sicher eine jüngere Frau, ohne Kinder, mit einem großen Vermögen. Dafür haben Sie die süßeste und hübscheste Frau auf Erden umgebracht!«
Falls er auch nur einen Funken Verständnis für Colwells Schmerz gehabt hatte, war dieser jetzt erloschen. Mit gebremstem Zorn stand er vom Tisch auf und ging direkt auf seinen Besucher zu: »Sie eingebildeter Narr! Sie haben sich seit Jahren nach einem Phantom gesehnt, ohne Alexandras wahres Ich zu kennen. Wussten Sie, wie stark sie war? Wie mutig? Wie leidenschaftlich? Wie
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