Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
Kenyon. Aber es würde viele durchweinte Nächte geben. Der Gedanke daran zerriss Alex das Herz.
Ein schwacher Lichtschein kam vom Korridor her. Rasch zog sich Alex in das andere Ende der Zelle zurück und setzte sich auf das Feldbett. Sie bereitete sich darauf vor, Frederica oder Barton Pierce zu sehen, aber als der Besucher näher kam, erkannte sie den ruhigen Wärter vom Vortag, der ein Tablett und eine Laterne in den Händen balancierte.
»Wie bin ich froh, Sie zu sehen!«, rief sie aus. »Ich dachte schon, ich müsse hier für ewig in der Dunkelheit sitzen, nachdem die Kerze abgebrannt war.«
»Zum Glück nicht.« Er hing die Laterne an einen Haken und zog drei Kerzen aus seiner Jackentasche. »Wusste doch, dass eine nicht bis morgen reicht.« An der Laterne entzündete er eine Kerze und reichte sie ihr dann durch die Eisenstäbe.
»Sie sind so freundlich. Wie heißen Sie? Ich wüsste gerne, wie ich Sie anreden soll.«
Er zögerte, bevor er antwortete. »Jones.«
Sie nahm an, dass dies nicht sein richtiger Name war, aber es war wenigstens ein Name. »Danke, Mr. Jones.« Sie schob das Tablett vom Vortag unter den Eisenstäben durch.
Als er ihr im Austausch das neue Tablett reichte, fragte er verärgert: »Wo ist der Löffel?«
Geistesgegenwärtig sagte Alex: »Dort drüben hinter dem Torbogen hat irgendetwas im Dunkeln gescharrt. Und da habe ich den Löffel danach geworfen.«
Jones blickte flüchtig in den Durchgang, dann in das gegenüberliegende Weinlager. »Machen Sie das nie wieder, sonst gibt es keinen Löffel mehr.«
»Kommt nicht mehr vor.« Es fiel ihr nicht schwer, vor Angst zusammenzuzucken. »Bei Licht werde ich mich nicht mehr so fürchten.« Sie spürte, dass es plump wäre, sich bei Jones einzuschmeicheln. Aber ihre freundlichen Worte, ihr Blick und ihr Lächeln schienen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben.
Plötzlich fiel ihr ein, dass sie etwas Geld in einer Innentasche unter ihrem Rock hatte. Sie überprüfte es rasch und stellte fest, dass sie keiner während ihrer Bewusstlosigkeit bestohlen hatte. Sie hatte eine zusammengefaltete Geldnote und eine goldene Zwanzig-Shilling-Münze bei sich. Sie hob den Geldschein für eine spätere Gelegenheit auf und zog die Goldmünze hervor.
»Mr. Jones, mir fällt gerade ein, dass ich noch diese Münze hier habe. Könnten Sie mir dafür netterweise einen Kamm besorgen?« Die Goldmünze leuchtete im Licht der Laterne.
Er willigte ohne zu zögern ein, schließlich war es gang und gäbe, dass man im Gefängnis für Sonderwünsche zahlte. »Brauchen Sie noch etwas, Ma'am?«
Sie schlug die Augenlider beschämt nieder. »In einigen Tagen bräuchte ich ein paar saubere Stofffetzen.« Sie ließ ihm gerade Zeit genug, um verlegen zu werden, bevor sie weiterfuhr: »Auch wenn es für Sie zusätzliche Arbeit bedeutet, möchte ich Sie bitten, mir jeden Tag einen Eimer Wasser zu bringen. Ich wäre sehr dankbar, wenn ich mich waschen könnte.«
»Der Haupteingang ist nicht weit von hier, aber ein Eimer passt leider nicht durch die Gitterstäbe«, bemerkte er, als er die Münze einsteckte.
Zu wahr. »Eine flache Blechschüssel ließe sich wie das Tablett unter den Stäben hindurchschieben. Mit meiner Teetasse könnte ich das Wasser aus dem Eimer hineinschöpfen.« Sie lächelte tapfer. »Zeit habe ich ja genügend.«
Der Hinweis auf ihre elende Lage ließ ihn unbehaglich zur Seite blicken. »Ich werde Ihnen das Gewünschte bringen, vielleicht auch ein Handtuch und Seife?«
»Das wäre wunderbar. Sie sind sehr freundlich, Mr. Jones.« Sie lächelte ihn dankbar an.
Der Wärter schmolz sichtlich dahin. Er tippte an seine Mütze und sagte: »Dann bis morgen.«
Er nahm das alte Tablett und seine Laterne und ging. Nachdenklich setzte sich Alex mit dem Tablett auf die Pritsche. Sie hatte erfahren, dass das Kellergewölbe nicht allzu groß war, zudem hatte sie einen großen Schlüsselring unter seinem Mantel entdeckt. Wenn es so weit war, würde sie den Spuren im Staub und in den Sägespänen bis zur Tür folgen, dann auf das Eintreten von Mr. Jones warten und entfliehen. Hoffentlich musste sie ihn nicht verletzen.
Wieder bestand ihre Mahlzeit aus einer Suppe, diesmal waren es Kartoffeln. Brot und Käse würden sie ausreichend bis zum nächsten Tag ernähren. Sie schätzte, dass die Teekanne ungefähr sechs Tassen enthielt. Sie trank kleine Schlucke, damit sie lange davon hatte.
»Miau, miau.«
Mit katzenartigem Gespür für den richtigen Zeitpunkt tauchte
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