Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
Kopf an seine Schulter und schlief wieder ein.
Im Schlaf verfolgte sie der Traum von einem Kind mit mandelförmigen Augen. Als sie am nächsten Morgen etwas klarer denken konnte, erkannte sie, dass Gavin Recht gehabt hatte. Ihr chronisches Unwohlsein war wahrscheinlich ein Zeichen dafür gewesen, dass ihre Schwangerschaft von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war.
Doch wenn dieses Kind kräftig und gesund genug gewesen wäre, hätte sie es lieben gelernt und den Schmerz seiner Empfängnis vergessen. Wie Gavin gesagt hatte, war jedes Baby eine neue Hoffnung. Diese Hoffnung war jetzt verloren. Kein Wunder, dass ihr Körper trauerte.
Von ferne hörte sie vier Glockenschläge. Sechs Uhr morgens. Sie öffnete die Augen. Gavin lag auf der Seite und hatte einen Arm um sie gelegt. Im Schlaf war sein Gesicht überraschend jung, trotz der feinen Spuren, die die Anstrengungen der letzten Stunden hinterlassen hatten. Welch schwere Belastung war sie ihm von Anfang an gewesen!
Sie erkannte, dass es ein Leichtes war, in Trübsinn zu versinken nach all den Schmerzen und Verlusten, die sie erlitten hatte, angefangen mit Edmunds Tod. Sie dachte an die Nacht mit dem Elmsfeuer, als sie die Tiefe des Meeres in ihren Bann gezogen hatte und sie gefährlich nahe daran war, aufzugeben. Aber nur Feiglinge gaben auf. Sie war am Scheideweg gestanden, und es lag an ihr, das Leben zu wählen. Katie verdiente eine gesunde, liebende Mutter und Gavin eine Frau, die ihm das gab, was sie selbst empfing.
Sie strich über Gavins Kinn und spürte die stoppeligen Barthaare, auch wenn ihre helle Farbe sie fast unsichtbar machten. Auch er hatte in seinem Leben große Verluste erlitten: seine Heimat, seine Eltern, seine Frau und sein Kind. Und er lebte trotzdem weiter mit einem großen, mitfühlenden Herz. Er war ihr und Katie gegenüber eine Verpflichtung eingegangen, die nur der Tod beenden würde. Weniger als er konnte sie nicht tun.
Gavin öffnete die Augen und blickte sie müde an. »Wie fühlst du dich?«
»Ein wenig besser. Und morgen wird es mir noch ein wenig besser gehen.« Sie holte tief Luft. »Gestern Nacht habe ich eine Menge Unsinn geredet. Es tut mir Leid.«
Er war sichtbar erleichtert. »Kein Grund sich zu entschuldigen. Die Umstände waren extrem.«
»Wie geht es Ollie?«, fragte sie. »Hast du das Bein amputiert?«
Gavin verzog das Gesicht. »Ja. So etwas erledigt man am besten schnell. Er hat die Operation gut überstanden. Und jetzt sagt er, dass er immer schon Koch werden wollte, weil er dann als Erster an die besten Zutaten kommt. Nun hat er wirklich ein gutes Argument.«
»Ein tapferer Mann«, sagte sie leise.
»Die Männer feiern ihren Sieg über ein Schiff, das größer als die Helena war und schwerere Geschütze an Bord hatte.« Er spielte mit einer widerspenstigen Haarsträhne, die ihr über die Schulter fiel. »Sie nennen dich St. Alexandra, wegen deines heldenhaften Einsatzes.«
Sie musste unwillkürlich lächeln. »Wie meine Mutter, die man St. Catherine nannte. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Obwohl meine Mutter bei weitem heiliger ist als ich.«
Gavin erwiderte ihr Lächeln. »Vielleicht hast du dir das nur eingebildet, weil sie sich sehr bemühen musste, vor ihrer leicht zu beeindruckenden Tochter besonders gut zu sein, so wie du vor Katie. Ich nehme an, dass sie nach deiner Mutter benannt wurde?«
Alex nickte. »Ich kann es kaum erwarten, wenn die beiden sich endlich kennen lernen.«
»Es dauert nicht mehr lange, Alex. Nur noch ein paar Wochen.«
»Noch ein paar Wochen.« Sie verschränkte ihre Finger mit den seinen, während ihr die Augen zufielen. Sie konnte sich nur schwer vorstellen, dass das normale Leben so nahe war.
Das normale Leben. Sie sehnte es herbei. Wenn sie sicher in England gelandet war, würde sie um jedes Abenteuer einen großen Bogen machen.
Zweites Buch
Der Preis für das Leben eines Mannes
Kapitel 17
London, England, Sommer 1834
Nach der stillen Weite der Ozeane kam ihnen die Themse wie eine überfüllte, schmale Straße vor. Gavin genoss es, seine beiden Damen auf besondere Wahrzeichen der Stadt hinzuweisen. Alex war ebenso begeistert wie Katie, als sie das Greenwich Observatorium auf einem Hügel über dem Fluss entdeckten. Aufmerksam lauschten sie Gavins Erklärung, dass die Länge der Weltkugel mit einem unsichtbaren Meridian gemessen wurde, der dort hindurchlief.
Andere Sehenswürdigkeiten waren gleichermaßen beeindruckend. Als die Helena die
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