Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
lichterloh brennen würde und die Lagerhäuser in Brand setzen könnte. Der Tee wird an einem anderen Ort beseitigt.«
»Was für eine riesige Verschwendung«, bemerkte Alex.
»Natürlich wäre es vernünftiger, wenn der Zoll die Waren versteigerte. Außerordentlich schade ist es auch um die Weine und Spirituosen. Tausende Quadratmeter versiegelter Kellergewölbe befinden sich unter den Docks, und wenn Zölle und Unkosten nicht bezahlt werden, gießt man diese Köstlichkeiten einfach in den Fluss.«
»Da werden sich die Fische aber freuen.« Alex' Stimme klang gelassen, aber die Augen blitzten vor Freude. Eigentlich strahlte alles an ihr Freude aus, jetzt, da sie endlich zu Hause war.
»Kennst du hier ein besonders gutes Hotel, Alex?«, fragte er. »Ich habe in einigen gewohnt, die ganz gut waren, aber vielleicht weißt du ein besseres.«
Sie blickte ihn überrascht an. »Wir brauchen kein Hotel. Wir müssen unbedingt im Haus von Onkel Stephen wohnen.«
»Ohne uns vorher anzumelden? Und wenn dein Onkel nicht in der Stadt ist?«
»Sein Haus ist der Hauptwohnsitz der Familie.
Wir alle wohnen dort, wenn wir in London sind«, erklärte sie. »Er ist jetzt bestimmt in London, und wenn nicht, dann wären er und Tante Rosalind furchtbar beleidigt, wenn wir nicht im Haus wohnen würden.«
»Also gut, dann gehen wir zu deinem Onkel Stephen.« Er würde alles tun, um das Leuchten in Alex' Gesicht zu bewahren. Auch wenn sie in den vergangenen Monaten versucht hatte, möglichst vergnügt zu erscheinen, ahnte er, dass sich hinter ihrem Lächeln oft Traurigkeit und Kummer verbargen. Die Seele heilte langsamer als der Körper.
Aber heute war sie wirklich glücklich. Er wollte, dass es anhielt.
»Das ist das Haus deines Onkels?« Gavin und Katie tauschten einen erstaunten Blick, als die Kutsche vor einem riesigen, eleganten Haus am Grosvenor Square hielt.
Alex lachte. »Er ist nur ein angeheirateter Onkel von mir. Im Vergleich dazu ist meine Familie bettelarm. Aber er heißt mich immer willkommen, auch wenn ich nicht blutsverwandt mit ihm bin.«
Als Gavin Alex aus der Kutsche half, stürzte sie wie ein ungeduldiges Kind hinaus. Sie riss sich aber zusammen, nahm seinen Arm und ging mit ihm zum Haus. Katie packte sie bei der anderen Hand, als sie die breiten Treppen hinaufstiegen. Gavin gefiel es, dass sie als Familie eintrafen, und betätigte den mächtigen Klopfer.
Ein arroganter Butler öffnete die Tür. Auf beinahe komische Art veränderte sich sein Gesichtsausdruck, als er Alex erkannte. »Miss Amy?« Er suchte nach ihrem richtigen Namen. »Verzeihung, Mrs. Warren.«
Lachend zog sie Gavin und Katie in das zwei Stockwerke hohe Atrium, das einem königlichen Palast Ehre gemacht hätte. »In Person, Riggs. Sind meine Tante und mein Onkel zu Hause?«
»Ja. Und Ihre Eltern auch.« Verwirrt dreinschauend folgte der Butler den Neuankömmlingen. »Aber ... aber ... wir dachten ...«
Bevor der Butler das, was er sagen wollte, herausbringen konnte, erschien eine elegant gekleidete Frau am Geländer des oberen Stockwerks und blickte zu den dreien hinunter. Sie erstarrte in ihrer anmutigen Haltung. Dann rief sie: »Amy! Allmächtiger Gott im Himmel!«
Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit raste sie die Treppen hinunter, während das schwarze Kleid wie eine Fahne hinter ihr her wehte .
»Mama!« Alex rannte der Frau entgegen. Sie trafen sich in einer ungestümen Umarmung am Fuße der Treppe. Beide brachen in Tränen aus.
War das die perfekte, alles in den Schatten stellende Catherine? Gavin starrte sie an und verstand, warum Alex sich ihr stets unterlegen gefühlt hatte. Alexandra musste auf die Welt gekommen sein, als ihre Mutter noch die Schulbank drückte. Catherine sah nicht älter als vierzig aus. Nur einige silberne Strähnen im dunklen Haar und die feinen Fältchen an den Augen verrieten ihr Alter. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war verblüffend, auch wenn Alex etwas größer und, wie es den Anschein hatte, von lebhafterem Temperament war. Catherines Gesicht hatte die sanften Züge einer Madonna. Es war verständlich, dass die Männer sie anbeteten.
Immer noch weinend trat Alex einen Schritt zurück und wischte sich die Augen. »Mein Gott, wie habt ihr mir alle gefehlt.« Sie betrachtete ihre Mutter genauer und hielt den Atem an. »Du trägst Trauer. Doch ... doch nicht der Colonel oder eines der Kinder? Oder Tante Rosalind und Onkel Stephen?«
Catherine lachte. »Ich trage deinet-und deiner Tochter
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