Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
wegen Trauer. Amy, entschuldige ... Alexandra. Ich muss mich erst wieder daran gewöhnen, dich Alexandra zu nennen.« Sie zog ein Taschentuch hervor und tupfte sich die Augen trocken, die so wasserblau waren wie die Augen ihrer Tochter und Enkeltochter. »Noch nie in meinem Leben habe ich mich so über einen Irrtum gefreut!«
Alex blieb der Mund offen stehen. »Du hast gedacht, wir seien tot? Was hast du gehört?«
»Vor einigen Wochen erhielten wir über diplomatische Kanäle die Nachricht, dass die A ms el im Malaiischen Archipel überfallen worden war und dass ihr beide dabei umgekommen seid.«
»Der Überfall war zwar chaotisch, aber mit Sicherheit konnte niemand beobachtet haben, dass wir getötet wurden.« Alex schüttelte den Kopf. »Es tut mir so Leid. Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass man uns für tot erklären könnte.«
Gavin wusste warum. Der Kapitän und die Mannschaft der A ms el hatten nicht zugeben wollen, dass sie eine Frau und ein Kind zurückgelassen hatten. Stattdessen ließen sie beide kurzerhand für tot erklären. Feiglinge.
»Wichtig ist nur, dass du wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt bist.« Catherine wandte sich zu Katie. »Gewiss ist diese bildschöne junge Dame deine Tochter. Abgesehen von ihrem wundervollen blonden Haar sieht sie so aus wie du damals in dem Alter.« Sie kniete sich hin, um ihre Enkelin zu umarmen. »Ich bin deine Großmutter, Katie, und ich bin so glücklich, dass ich endlich mein ältestes Enkelkind kennen lerne.«
Katie umarmte sie freudig. »Ich wollte dich schon mein ganzes Leben lang sehen, Großmama.«
Catherine erhob sich. Dann blickte sie fragend zu Gavin. Alex hatte es bemerkt und sagte: »Mutter, das ist mein Mann, Captain Gavin Elliott.«
Kaum hatte sie den Satz zu Ende gesprochen, traten zwei Männer von einer verborgenen Seitentür aus in die Diele. Groß, vornehm und Ende vierzig oder Anfang fünfzig, erkannte man sie sofort als Brüder. Der Mann mit dem vielen Grau in den braunen Haaren hatte scharfe kluge Augen, die aus einem irreführend sanftmütigen Gesicht in die Welt blickten. Der jüngere Bruder war gertenschlank, hatte ein befehlsgewohntes Auftreten und schien sich nicht mit Dummköpfen abzugeben.
Vereint stürzten sie sich auf das verlorene Familienmitglied. Alex verschwand hinter ungestümen Umarmungen. Ausrufe des Erstaunens, wie »Alex!« und »Großer Gott, wir dachten, du seist tot!« wiederholten sich. Katie war vorübergehend vergessen und nahm Gavins Hand. Auch er fühlte sich etwas verloren und drückte sie tröstend an sich. Im Stillen fragte er sich, in was er hier wohl hineingeraten sei.
Katie flüsterte: »Wer sind diese Leute?«
»Die Familie deiner Mutter, und sie haben sie sehr lieb. Als ihre Tochter werden sie dich genauso in ihr Herz schließen.« Er war sicher, dass dies der Fall sein würde; welcher normale Mensch könnte Katie nicht lieben? Allerdings war er sich nicht so sicher, wie Alex' mehr oder minder zufällig erworbener Ehemann in einer intakten und offensichtlich wohlhabenden Familie aufgenommen werden würde.
Lachend und weinend tauchte Alex aus der Umarmung der Männer auf. »Es tut mir Leid, ich vergesse vollständig meine guten Manieren. Mutter, Colonel, Onkel Stephen, das ist mein Mann, Kapitän Gavin Elliott. Gavin, mein Onkel, der Herzog von Ashburton.« Sie deutete zu dem älteren Mann. »Und meine Eltern, Lord und Lady Michael Kenyon.«
Das war Gavin zu viel. Ihr Onkel war ein gottverdammter Herzog? Und der »Colonel«, den er sich als raubeinigen, pensionierten Offizier vorgestellt hatte, war regelrechter Bruder eines Herzogs.
Obwohl Lord Michael unter anderen Umständen als Ehrfurcht gebietender älterer Herr aufgetreten wäre, wirkte er heute wie ein Mann, der von einer tödlichen Last befreit worden war. »Haben Sie Dank, dass Sie uns Alex nach Hause gebracht haben, Captain«, sagte er mit einem kräftigen Händeschütteln.
Auch der Herzog schüttelte ihm die Hand. »In wenigen Tagen wäre Michael nach Ostindien aufgebrochen, um Alex und Katie zu suchen.«
»Ich wusste, dass es mehr als ein paar Piraten braucht, um Alex den Garaus zu machen.« Lord Michael legte einen Arm um die Schultern seiner Stieftochter und zog sie fest an sich. »Aber ich bin froh, dass ich mich nicht auf die Suche nach dir machen muss. Was, zum Teufel, ist dort passiert?«
Catherine mischte sich ein. »Ich weiß, es gibt viele Neuigkeiten zu erzählen, aber zuerst müssen wir Alex und ihrer Familie
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