Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
Gedächtnis gestrichen, weil sie seiner Aufmerksamkeit nicht wert waren?
Der Entschluss war gefasst. Gavin schloss das Haus des Herzogs ab und ging über den Platz. Seabourne House war nicht zu übersehen. Die glatte Fassade roch nach Geld und Einfluss. Als er die Treppen hinaufging, sagte er sich, dass es töricht sei, unangemeldet zu kommen. Möglicherweise war sein Großvater nicht in London, und wenn, dann tyrannisierte er wahrscheinlich in einem Club irgendwelche Dienstboten. Er konnte auch bereits gestorben sein, obwohl er nach Gavins letzten Informationen im vergangenen Jahr kräftig und gesund war. Falls er aber doch zu Hause sein sollte, würde er einen unangemeldeten Fremden höchstwahrscheinlich nicht empfangen.
Kurz entschlossen pochte Gavin mit dem delphinförmigen Klopfer mehrere Male kräftig an die Tür. Nach einer knappen Minute wurde die Tür von einem steifen, mürrisch blickenden Butler geöffnet, der in Londoner Häusern obligatorisch zu sein schien. Der Mann begutachtete ihn und befand, dass Gavin fein genug aussah, um eingelassen zu werden. »Guten Tag, Sir. Darf ich um Ihre Karte bitten?«
Gavin blickte sich im Vestibül um. Es war kleiner als die Diele im Ashburton House, aber eindrucksvoll genug. Er reichte dem Butler seine Visitenkarte und sagte: »Ich möchte zu Lord Seabourne.«
Der Butler schaute auf den Namen, dann wieder auf Gavins Gesicht und bat ihn in einen Salon. »Ich werde mich erkundigen, ob Seine Lordschaft empfängt.«
Das Warten schien unendlich. Gavin ging auf und ab. Er war zu nervös, um sich hinzusetzen. Auch wenn er diesen Besuch jahrelang vorgehabt hatte, wusste er weder, was er erwartete, noch was er wollte. Es ging ihm einzig und allein darum, symbolisch das Banner zu Ehren seines Vaters zu schwingen. Die Elliotts würden ihn mit Sicherheit nicht an den Busen drücken. Aber darauf hatte er es auch nicht abgesehen.
»Sie sind Gavin Elliott?«
Gavin wandte sich der kalten Stimme zu und war enttäuscht, sich einem Mann gegenüber zu sehen, der jünger als er war und aussah, als hätte er einen heißen Schürhaken verschluckt. »Der bin ich«, antwortete er mit möglichst starkem amerikanischen Akzent. »Vermutlich möchte Seabourne mich nicht sehen.«
»Im Gegenteil.« Der junge Mann strahlte die Arroganz seiner Klasse aus, aber sein kalter Blick war neugierig und gespannt. »Ich bin Philip Elliott, der siebente Earl of Seabourne. Mein Großvater verstarb vergangenen Winter.«
Die Enttäuschung war niederschmetternd. Gavin war zu spät gekommen. »Mein herzliches Beileid.« Er blickte sein Gegenüber erstaunt an. Die Familienähnlichkeit war unverkennbar. Größe, Hautfarbe, sogar die Gesichts form war so ähnlich, dass man die beiden Männer für Brüder halten konnte. »Ich nehme an, Sie sind mein Cousin.«
Seabournes Gesicht wurde finster. »Welchen Trick versuchen Sie hier abzuziehen? Wenn Sie irgend so ein unehelicher Elliott sind, dann bin ich nicht an Ihrer Bekanntschaft interessiert.«
»Ich bin ebenso wenig ein Bastard wie Sie.« Gavin schluckte seinen Arger hinunter. »Meine Eltern wurden rechtsgültig in der Kirche von Schottland von meinem anderen Großvater getraut, auch wenn der alte Teufel, der letzten Winter das Zeitliche segnete, weder meine Mutter noch ihre Ehe anerkannt hatte. Da ich die Absicht habe, mich in London niederzulassen, wollte ich Sie aufsuchen, aber wie ich sehe, habe ich meine Zeit verschwendet.«
Seabourne erbleichte. »Wer war Ihr Vater?«
»James Elliott, der Anna Fräser in Aberdeen geehelicht hat.« Gavins Stimme wurde trocken. »Der ehrenwerte James Elliott, Kapitän der Königlichen Marine, Held von Trafalgar, Sündenbock für die Katastrophe, nachdem sich seine Familie von ihm losgesagt und ihn enterbt hatte, und erfolgreicher amerikanischer Geschäftsmann. Keine Sorge, meine Begeisterung, mit Ihnen verwandt zu sein, hält sich ebenfalls in Grenzen. Ich hatte gehofft, den sechsten Earl anzutreffen, um ihm zu sagen, was für ein verdammter Narr er war, aber die Gelegenheit habe ich nun verpasst.«
Er setzte den Hut auf, als Seabourne fragte: »Haben Sie einen Beweis für Ihre Identität?«
»Selbstverständlich. Geburtsurkunde, Trauschein meiner Eltern, die üblichen Dokumente.« Gavin erstaunte die Reaktion des Jüngeren. »Obwohl mein Gesicht wohl Beweis genug sein dürfte. Wieso fragen Sie danach? Ich möchte nichts von Ihnen.«
Es hörte sich an, als ob in den Worten des Jüngeren Bitterkeit mitschwang, als er
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