Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
beigebracht.« Troth trank einen Schluck Tee. »Ich habe einige Schritte und Griffe von Tuan Suryo gelernt, aber das ist auch alles. Mein Interesse gilt dem wing c h un, einer der vielen chinesischen Kampfsportarten. Es heißt, wing c h un wurde von buddhistischen Nonnen entwickelt und eigne sich besonders gut für Frauen.«
»Eine Kampfsportart eigens für Frauen?« Alex beugte sich begeistert nach vorn. »Könnten Sie es mir beibringen? Bitte.«
»Sie möchten es lernen?« Troth blickte sie überrascht an. »Es dauert Jahre. Ich habe als Kind angefangen, wing c h un zu lernen, und habe es mein ganzes Leben lang geübt. Es dauert sehr lange, um darin ein Meister zu werden.«
»Ich weiß, dass ich es nie bis zur Perfektion bringen werde, aber könnten Sie mir nicht die grundlegenden Dinge zur Selbstverteidigung beibringen? Als Frau muss man sich zur Wehr setzen können.« Als sich Alex ihrer eindringlichen Worte bewusst wurde, fuhr sie ruhiger fort: »Ich möchte nie wieder hilflos sein.«
»Ich verstehe.«
Troth sah mehr, als Alex preisgegeben hatte. Zwischen ihnen hatte es sofort eine Verbindung gegeben, die von Anfang an aufrichtiger war als bei vielen neuen Bekanntschaften. Vielleicht, weil Alexandra einen Teil der Welt gesehen hatte, in der Troth groß geworden war? Was immer der Grund sein mochte, Alex war froh darüber.
»Östliche Kampfsportarten haben sowohl mit dem Geist als auch mit der Seele zu tun«, sagte Troth nachdenklich. »Sie erfordern Verstand, Disziplin und Beurteilung des Gegners. Die Grundschritte und -bewegungen kann man erlernen. Problematisch dabei ist, dass nur wenige Frauen einen kämpferischen Geist haben. Man muss den Willen zum Kämpfen haben und sich dessen gewahr sein.«
Alex dachte an ihre erfolglosen Kämpfe als Sklavin. »Ich kann und ich will kämpfen, aber ich will wissen, wie man gut kämpft.«
Troths Mund verzog sich zu einem Lächeln. » Ich warne Sie. Sogar die kleinsten Übungen können zu Verletzungen führen.«
»Das spielt keine Rolle. Könnten Sie mir einige Schritte und Griffe zeigen?«
»Jetzt? Zum Üben sind wir nicht richtig angezogen.« Sie wies geringschätzig auf ihr modisches, langärmliges Kleid. »Eine Tunika und weite Hosen sind das Beste.«
»Vielleicht ein ganz, ganz kleines Beispiel?« Alex wusste selbst nicht so genau, warum ihr dies so wichtig war. Sie wusste nur, dass sie diesen Kampfsport unbedingt lernen wollte. »Wenn ich mich jemals verteidigen muss, werde ich wahrscheinlich so angezogen sein wie jetzt.«
»Das ist richtig. Also gut, wenn Sie es möchten. Aber Sie müssen den harten Fußboden in Kauf nehmen.« Troth stand auf und schob das Tischchen mitsamt den Stühlen an den Rand der gekachelten Fläche. Kaum stand der Stuhl auf seinem neuen Platz, sprang die Katze hinauf und ringelte sich auf dem warmen Sitz zusammen, den ihr Frauchen hinterlassen hatte.
Troth trat in die Mitte der offenen Fläche und nahm eine entspannte, ausgewogene Haltung auf ihren Fußballen an. »Greifen Sie mich an.«
Alex kam sich plötzlich ein wenig lächerlich vor, machte aber einen großen Schritt vorwärts und zielte mit der Faust auf die Schulter der anderen. Troth fing den Schlag mühelos am Handgelenk ab und drehte es so weit, dass Alexandra vor Schmerz einen Schritt nach vorn machte. »Ich habe vorhin gesagt, dass Frauen nicht wissen, wie man kämpft. Versuchen Sie es noch einmal, aber so, als ob Sie es ernst meinen.«
»Ich möchte Ihnen nicht wehtun.«
»Das tun Sie bestimmt nicht. Vergessen Sie nicht, wenn Sie ein Kämpfer sind, wollen Sie Ihren Gegner durch eine Verletzung außer Gefecht setzen. Stellen Sie sich vor, ich sei Ihr schlimmster Feind, jemand, den Sie abgrundtief hassen.«
Alex trat einen Schritt zurück, blickte Troth an und dachte dabei gleichzeitig an Bhudys brutale Grausamkeit. Dieser widerliche Kerl. Sie machte einen Schritt nach vorn und ließ die rechte Faust auf das Kinn ihres Opfers krachen.
Sie wollte die linke Faust folgen lassen, als sie sich bereits am Boden liegend wieder fand. Troth hatte sie mit einem unerbittlich festen Griff aufgehalten, aus dem Gleichgewicht gebracht und auf die Kacheln stürzen lassen. Für eine zarte Frau war sie außergewöhnlich stark.
»Besser.« Troth reichte ihr die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Sind Sie sicher, dass Sie das lernen möchten?«
»Ja!« Alex sprang auf die Füße. Ihre Wangen waren vor Begeisterung gerötet. »Es war nett von Ihnen, dass Sie mich geschont
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