Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
müssen uns bereits in einem früheren Leben gekannt haben.« Er ging weiter, ganz in Gedanken versunken. »Selbst als Kind hatte ich das Gefühl, nicht fest mit meinem Heimatland verwurzelt zu sein. Als die Zeit gekommen war, ging ich nach England, um Sie zu beschützen. Jetzt, wo es Ihnen besser geht, ist es an der Zeit, den nächsten Schritt auf meinem Weg zu tun.«
Meriel wurde klar, dass General Arnes von der Beziehung wissen musste. Indem er Kamal in seinen Dienst nahm, gab er schweigend seine Zustimmung. Und das war auch richtig so - er hätte auf der ganzen Welt keinen ehrenhafteren Mann für Jena finden können. »Ich freue mich, dass du nicht weit weg sein wirst.«
»Ich werde immer in der Nähe sein, wenn Sie mich brauchen, kleine Blume«, erwiderte er leise.
Sie kämpfte mit den Tränen. Es war schwer, die Beziehung zu beschreiben, die sie zueinander gehabt hatten. Kamal war wie ein Vater, ein großer Bruder und ein guter Freund zugleich gewesen. Als was auch immer man ihn bezeichnete, seine Güte und seine Liebe hatten sie vor dem Wahnsinn bewahrt. »Wann sind wir uns das erste Mal begegnet? Ich kann mich nicht erinnern, du gehörst zu meinem Leben, seit ich denken kann.«
»Vielleicht ist es besser, wenn Sie sich nicht daran erinnern.«
Sie starrte ihn an. »Diese Aussage fordert mich geradezu zum Fragen auf.«
»Ich möchte nicht geheimnisvoll erscheinen.« Er sah sie besorgt an. »Wenn Sie es wissen müssen, dann werde ich es Ihnen sagen.«
Sie wollte es wissen, aber nicht heute Abend. Sie spürte, dass es sie verstören würde. Ihre Erinnerungen an Indien waren eine chaotische Mischung aus Angst, tiefen Gefühlen und Bildern von umwerfender Schönheit. Sie hatte nie an die Vergangenheit denken wollen, aber vielleicht war es an der Zeit, dass sie es tat.
Der Tanz war zu Ende und Dominic hielt ein kleines, blondes Mädchen im Arm. Sie war etwa vier Jahre alt. Meriel spürte, wie ihr bei dem Anblick ganz warm ums Herz wurde. Er würde ein wunderbarer Vater sein. Seine Kinder würden ihre Kinder sein. Zum ersten Mal spürte sie den Wunsch, ein Kind zu haben. Aber sie wollte es nicht von irgendjemand, sondern nur von ihm.
Sie wandte den Blick ab, weil sie nicht wollte, dass ihre Gefühle in der Öffentlichkeit außer Kontrolle gerieten. Sie ließ den Blick umherschweifen und bemerkte einen Reiter, der langsam auf das Haus zugaloppierte. Sie legte eine Hand über die Augen und versuchte im Gegenlicht zu erkennen, wer da so spät noch auf das Fest kam. Sie hatte angenommen, dass alle berittenen Gäste bereits eingetroffen waren.
Es handelte sich um einen elegant gekleideten jungen Mann, gut aussehend, aber ernst schauend. Er sah ein wenig wie Dominic aus, war aber dunkler, nervöser ...
Überrascht hielt Meriel die Luft an. Instinktiv blickte Dominic auf und sah den Reiter. Einen Augenblick lang war er wie erstarrt. Dann gab er das kleine Mädchen behutsam in die Obhut seiner Mutter zurück und bahnte sich einen Weg durch die Menge, um den Neuankömmling zu begrüßen.
Kamal fragte vorsichtig: »Ist etwas passiert?«
»Ich hoffe nicht!«, rief Meriel zurück. Sie war bereits losgelaufen. Sie wollte unbedingt dabei sein, wenn Dominic und sein Zwillingsbruder sich wiedersahen.
Dominic versuchte den Ausdruck in Kyles Gesicht zu deuten. Aber außer Selbstbeherrschung konnte er nichts erkennen. Als sein Bruder absaß, sah er den Griff einer Pistole aufblitzen. Er erstarrte, weil er sich plötzlich vorstellte, wie Kyle die Pistole herauszog und kühl sein Ziel ins Visier nahm. Aber dann zwang er sich daran zu denken, dass es ganz normal war, eine Pistole mitzunehmen, wenn man allein reiste. In neutralem Ton sagte er deshalb: »Ich habe nicht erwartet, dich hier anzutreffen.«
Meriel erschien, bevor sein Bruder etwas erwidern konnte. Sie war völlig außer Atem und sah wie ein wütender Engel aus. »Lord Maxwell«, rief sie geradeheraus, »wenn Sie hier sind, um meinen Mann wieder zu beleidigen, dann kratze ich Ihnen eigenhändig die Augen aus.«
»Du hast eine glühende Verteidigerin.« Kyle betrachtete seine Schwägerin prüfend. Dann verbeugte er sich leicht. »Sie können Ihre Krallen wieder einfahren, Lady Meriel. Ich bin nicht hier, um zu streiten.«
»Warum bist du dann hier?« Dominics Blick wanderte an die Stelle, an der Kyles Mantel die Pistole verbarg. »Möchtest du für Gerechtigkeit sorgen?«
Kyle wurde rot, er verstand sofort, was sein Bruder meinte. »Natürlich nicht. Ich bin
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