Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
auf die endlosen Weiten dieser Erde vergangen. Er besaß die Freiheit, nach der Kyle sich sehnte - und war sich dessen noch nicht einmal bewusst, weil er sich nicht von ganzem Herzen nach dieser Freiheit sehnte.
Stattdessen würde Dominic ein vorbildlicher Ehemann, Vater und Landbesitzer werden. Er würde Friedensrichter in Shropshire werden und mit Leidenschaft Recht sprechen. Vielleicht hätte er Wrexhams Erbe sein sollen - aber diese Ehre war Kyle zuteil geworden. Von Natur aus besaß er eine gewisse Autorität. Kyle würde sein Geburtsrecht niemals freiwillig aufgeben, obwohl dieses Geburtsrecht ihn an England band.
Wären Kyle und Dominic Freunde geblieben, wenn sie in umgekehrter Reihenfolge zur Welt gekommen wären? Sie hatten sich oft gestritten, weil Kyle versuchte, seinem Bruder vorzuschreiben, was zu tun sei. Dominic hatte sich dann jedes Mal dagegen gewehrt.
Hätte Dominic sich ebenso tyrannisch verhalten, wenn er der Ältere gewesen wäre? Es war schwer zu sagen - aber Kyle wäre gewiss ebenso dickköpfig gewesen, wenn Dominic ihm Befehle gegeben hätte.
Aber Dominic war eben nicht der Ältere. Eine ungute Mischung aus Konkurrenzkampf und Beschützerinstinkt, Herrschaft und Aufsässigkeit hatte die Bande zerschlissen, die sie in ihrer Kindheit zusammengehalten hatten. Es war bitter, aber Kyle sah nun ganz klar, dass er einen großen Teil der Schuld dafür trug, dass sie jetzt ein so schlechtes Verhältnis zueinander hatten. Aus Stolz und Wut hatte er versucht, den Bruder zu beherrschen. Auch aus Liebe hatte er ihn beherrschen wollen, aber diese Liebe hatte sich einen schlechten Weg für ihren Ausdruck gesucht.
Dennoch lag die Schuld nicht nur auf seiner Seite. Trotz Lucias wohlformulierter Verteidigungsrede vermutete Kyle, dass Dominic Lady Meriel nicht nur aus Liebe vor den Altar gezerrt hatte. Es hätte sicher eine Möglichkeit gegeben, das Mädchen zu beschützen, ohne sie gleich völlig überstürzt zu heiraten. Stattdessen hatte Dominic den Weg gewählt, der seinen Bruder mit Sicherheit verletzen und wütend machen würde.
Würden sie jemals wieder Freunde sein können, nach allem, was geschehen war? Er bezweifelte es - aber vielleicht war er es sich selbst, Dominic und Constancia schuldig, wenigstens zu versuchen, sich wieder mit seinem Bruder zu versöhnen.
Er öffnete die Augen und starrte an die Decke, ohne etwas zu sehen. Er hörte Constancias letzte Worte. »Schau nach vorn und lebe - um meinetwillen!«
Er wollte ihrer Bitte Folge leisten. Aber wie?
KAPITEL 39
»Ihre Pächter wissen sich zu amüsieren«, bemerkte Lord Wrexham anerkennend. Die Hochzeitsfeier war in vollem Gang. Die Sonne würde bald untergehen und am Fuß von Castle Hill wurden Spiele für die Kinder veranstaltet, es wurde getanzt, die Tische waren mit Köstlichkeiten und mit Fässern voller Getränke beladen. Über offenem Feuer wurden ganze Rinderhälften gebraten.
»Ja, Sir, das tun sie.« Dominic saß neben seinem Vater an der Tafel, wo der Landadel Platz genommen hatte. Er war immer noch ganz erstaunt, dass der Earl gekommen war und dass er noch dazu so guter Laune war. »Ich glaube, die Pächter freuen sich, dass sie Warfield Park betreten dürfen und ihre Herrin nach so vielen Jahren böser Gerüchte kennen lernen können.« Auch gab ihnen die Tatsache, dass Lady Meriel gesund und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war, ein Gefühl der Sicherheit. Und natürlich freuten sich alle, ein so schönes Fest zu feiern. Zum besonderen Vergnügen der Kinder und jungen Mädchen hatte Jena Arnes mehr als eine Stunde damit verbracht, ihnen mit Henna indische Mehndis auf Hände und Gesichter zu malen. Eine Begegnung von Orient und Okzident, die von allen gebilligt wurde.
Wrexhams Blick schweifte zum anderen Ende der Tafel und ruhte auf Meriel, die zwischen Lucia und Jena saß. »Du scheinst deiner Braut beigebracht zu haben, wie man sich benimmt. »
»Ihr Benehmen war immer tadellos«, erwiderte Dominic trocken. »Nur ihre Selbstbeherrschung ließ manchmal etwas zu wünschen übrig.« Zum Glück war sein Vater so klug, seine neue Schwiegertochter nicht zu reizen. Meriel lernte ja gerade, sich wie eine Dame zu benehmen, aber ihrer Belastbarkeit waren Grenzen gesetzt.
Nachdem er ein letztes Stück Roastbeef heruntergeschluckt hatte, konnte Dominic seine Neugier nicht länger zügeln und fragte: »Ich freue mich sehr, dass Sie und Lucia hier sind. Aber um ehrlich zu sein, bin ich etwas überrascht. Ich dachte, Sie
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