Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
Verlangen, das genauso stark schien wie Dominics. »Ich ... ich weiß es nicht. Wir sind nun schon so lange entzweit.«
Dominic wurde klar, dass sein Bruder etwas brauchte, woran er glauben konnte. Deshalb sagte er: »Wir sind keine Konkurrenten mehr, Kyle, wenn wir es überhaupt jemals waren. Vielleicht wird es jetzt möglich sein, dass wir die Unterschiede zwischen uns beiden ganz gelassen akzeptieren.«
Kyle lächelte kurz. Das erinnerte Dominic an ihre Kindheit, als die Nähe zueinander so selbstverständlich wie das Atmen gewesen war. »Es ist zumindest den Versuch wert.«
»Komm, schlag ein.« Dominic nahm Kyles Hand und ließ sie schnell wieder los, als der Bruder sich vor Schmerz wand. Er blickte auf die Hand und sah den blutgetränkten Verband. Es musste ihm große Schmerzen bereitet haben, die Zügel während des langen Ritts gehalten zu haben. »Was ist denn passiert?«
»Habe mich geschnitten. Ist nicht schlimm.« Kyle verbarg die Hand unter seinem Mantel. Er hatte es immer vorgezogen, Schwächen zu verstecken. Deshalb war es noch bemerkenswerter, dass er jetzt versucht hatte, den Abgrund zwischen ihnen beiden zu überbrücken.
Aber vielleicht war es doch nicht so außergewöhnlich, wenn man bedachte, wie Kyle sich in den letzten Wochen verändert hatte. Dominic versuchte in Worte zu fassen, worin der Unterschied lag. Es schien ihm, als sei sein Bruder durch Feuer gegangen und von Gottes Schmied bearbeitet worden. Unwichtiges war verbrannt und übrig geblieben war nur der reine Stahl. Ja, in den letzten Wochen hatten sie sich beide stark verändert. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen und auf unterschiedliche Art und Weise.
Vielleicht waren sie jetzt reif genug, die Spannungen und Streitereien der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Dominic fragte: »Warum musstest du ins Ausland reisen? Warum konntest du nicht selbst nach Warfield fahren?«
Kyle zog die Augenbrauen hoch. »Woher weißt du, dass ich im Ausland war?«
»Ich habe Signale von dir empfangen. Du warst sehr unglücklich.«
Kyles Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Das konntest du immer schon sehr gut.« Nach einem langen Schweigen sagte er mit großem Schmerz in der Stimme: »Die Frau, die ich geliebt habe, war Spanierin. Sie ist gestorben.«
»Guter Gott.« Dominic hielt den Atem an. Ihm wurde klar, dass dies die Erklärung für alles war. Kyles ungeheurer Vorschlag, dass Dominic seinen Platz einnehmen sollte, die Sorgen, die ihn auf der Reise geplagt hatten, die verzweifelte Wut, die in Kimball House aus ihm herausgebrochen war. »Das tut mir sehr Leid.«
Er stellte sich vor, wie er sich fühlen würde, wenn Meriel etwas zustieße. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er suchte nach einem Weg, den Bruder zu trösten, und konnte doch keinen finden. Er legte ihm die Hand auf die Schulter und wiederholte: »Es tut mir so Leid.«
Er spürte, dass Kyle ihn verstand. Kyle wusste, was Dominic sagen wollte, ohne dass er es in Worte fassen musste. Es war klar, dass sein Bruder nichts mehr über diese schmerzliche Begebenheit sagen wollte, die erst so kurze Zeit zurücklag. Aber was sollte und konnte man auch dazu sagen? In einem einzigen kurzen Satz war die ganze Tragödie ausgedrückt worden.
Dominic holte tief Luft. Kyle hatte gezeigt, wie verwundbar er war, und Dominic wollte das Gleiche tun. Er sehnte sich danach, seinem Bruder von den Ereignissen in Waterloo zu erzählen - den Schmerz, die Angst, den ganzen Wahnsinn wollte er mit ihm teilen. Es war genug Zeit vergangen, damit er in aller Deutlichkeit von diesen Erfahrungen berichten konnte, die sein Leben verändert und ihn so viele Jahre umhergetrieben hatten.
Ein Gespräch war der beste Weg, Brücken zu bauen. Und zwischen ihnen gab es so viel wieder aufzubauen.
KAPITEL 40
Ungeduldig blickte Meriel in die Richtung, in die Dominic und Kyle verschwunden waren. Sie befürchtete, dass die Brüder sich prügeln würden. Umso erleichterter war sie, als die beiden schließlich wieder auftauchten. Sie hatten ihren Streit anscheinend beigelegt - das konnte sie an der entspannten Art erkennen, in der sie sich bewegten. Dominic lachte und Lord Maxwell klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Sie sahen beide sehr viel jünger und glücklicher aus. Vielleicht würde sie Maxwell sogar mögen können, wenn er Dominic nicht mehr an-griff.
Maxwell blieb stehen, um sich eine Scheibe Braten geben zu lassen. Dominic lief zu Meriel, legte einen Arm um ihre Taille und drückte sie
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