Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
hergekommen ... um zu reden. Gehst du ein Stück mit mir?« Er blickte zu Meriel und dann zu Kamal, der etwas langsamer hinter ihr hergelaufen war. »Allein.«
Obwohl Meriel das nicht recht war, erwiderte Kamal: »Natürlich.« Er nahm Kyle die Zügel ab und zog Meriel beiseite.
Dominic folgte seinem Bruder, der sich von der Menge wegbewegte. Schweigend gingen sie an einer Hecke entlang, bis Kyle sagte: »Lucia hat mich in die Enge getrieben und mir deine Version der Ereignisse dargelegt. Stimmt es, was sie gesagt hat?«
Prüfend blickte Dominic das Profil seines Bruders an. Man hätte meinen können, es sei aus Granit gemeißelt. »Ich nehme nicht an, dass sie sich irgendwelche Geschichten ausgedacht hat.«
Kyle schwieg etwa ein Dutzend Schritte lang und fragte dann: »Kannst du ehrlich sagen, dass du Meriel nicht auch zum Teil deswegen geheiratet hast, um einen Sieg über mich zu erringen?«
Verdammt. Welche Antwort war die richtige auf solch eine Frage?
Es war zweifellos besser, die Wahrheit zu sagen. Skrupellos nahm Dominic die Motive unter die Lupe, die ihn zu der Entscheidung getrieben hatten. Dann antwortete er:
»Ich denke nicht. Ich hatte hauptsächlich große Angst davor, dass Lord Grahame Meriel finden und sie wieder ins Irrenhaus stecken würde. Als Kamal und ich in Bladenham eintrafen, trug sie eine Zwangsjacke und war an einen Stuhl gefesselt wie ein wildes Tier. Ich konnte nicht zulassen, dass so etwas noch einmal passierte.«
Schockiert blickte Kyle seinen Bruder an. »Mein Gott, das hat ihr Onkel zugelassen?«
»Er dachte, dass dies die beste Behandlung für sie sei.« Dominic zögerte, dann fuhr er stockend fort. »Ich war sehr besorgt um sie. Aber ich muss zugeben, dass es mir auch darum ging, dass sie endlich mein wurde. Durch die Heirat wollte ich sie an mich binden, damit niemand sie mir wieder wegnehmen konnte.«
»Also war deine Liebe für sie größer als deine Loyalität zu mir«, erwiderte Kyle kühl.
Dominic fluchte leise. Noch nie waren sie im Verlauf eines Streits der Ursache des Konflikts zwischen ihnen so nah gekommen und jetzt wurde ihm klar, warum das so war. Diese Art von Ehrlichkeit war teuflisch unangenehm. »Ich schwöre dir, bei allem, was mir heilig ist, dass es mir sehr, sehr schwer gefallen ist, diese Entscheidung zu treffen. Ich musste dich verletzen, um Meriel zu retten. Nie ist mir etwas schwerer gefallen. Wenn ich nicht wirklich befürchtet hätte, dass sie im Irrenhaus landen würde, dann hätte ich auf deine Rückkehr gewartet und dich von Angesicht zu Angesicht um die Klärung dieser Frage gebeten.«
Sein Bruder seufzte, die Spannung ließ etwas nach. »Es freut mich, das zu hören. Ich fürchtete, du hättest die Gelegenheit ergriffen, um dich an mir dafür zu rächen, dass ich der Erstgeborene bin.«
»Ich wollte dir niemals Leid zufügen, selbst wenn wir uns noch so sehr gestritten haben«, erwiderte Dominic ruhig. »Das kannst du mir wirklich glauben.«
»Ich glaube dir, weil auch ich immer so gedacht habe.« Kyle pflückte eine Blume und rollte den Stiel zwischen seinen Händen hin und her. »Deshalb hat mich der Gedanke so aufgebracht, dass das Vertrauen zwischen uns beiden zerstört wurde.«
Dieses Vertrauen hatte also nicht nur auf Dominics Seite bestanden. »In diesem Fall hatte Meriel einfach Vorrang - und ich hoffe, dass ich niemals wieder eine solche Entscheidung fällen muss.«
»Ich denke, dass ich eine ähnliche Entscheidung zu treffen hatte und mich nicht für Meriel entschieden habe. Also ist es nur gerecht, dass ich sie verloren habe«, sagte Kyle nachdenklich. »Sie hat sich völlig verändert, seit ich sie das erste Mal traf. Sie sieht sehr hübsch aus und scheint nicht im Geringsten geisteskrank zu sein. Das ist dein Verdienst, nehme ich an.«
»Sie war niemals geisteskrank und hat ebenso viel für mich getan, wie ich für sie.« Dominic hielt bei dem Versuch inne, zu erklären, warum sie ihn verzaubert hatte. Ein andermal vielleicht. In diesem Augenblick war es wichtiger, die Gelegenheit wahrzunehmen, die Missverständnisse zwischen seinem Bruder und ihm aufzuklären.
Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, bevor er ihm die wichtigste Frage stellte. »Jahrelang habe ich mich gefragt, ob wir eines Tages wieder Freunde sein könnten. Meinst du, dass es möglich ist?«
Kyle blieb stehen und drehte sich zu ihm um. In seinen Augen lag Schmerz, Argwohn und die Sehnsucht, sich wieder mit dem Bruder zu versöhnen. Ein
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