Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
war nur ein Sekundenbruchteil in einem Dasein, das in Jahrhunderten maß. Todbringendes Flügelrauschen und unerbittlicher Hunger bestimmten den Weg der Eule, die auf Beutesuche war. Sogar das Gras hatte ein charakteristisches Merkmal. Es war leicht und flüchtig und durch seine endlose Zahl unachtsam.
Ihr ganzes Leben lang hatte sie die Kräfte des Lebens gespürt. Bei Menschen zeigte sich die Lebenskraft oft als farbiger Nebel, der den Körper umgab. Am besten war dies in halbdunklen Räumen zu sehen oder wenn sie aus den Augenwinkeln blickte. Bei Mrs. Rector zum Beispiel, zeigte er sich in einem weichen, warmen Hellrot. Mrs. Marks Nebel war gelb, aber wenn sie sich ärgerte, dann verdunkelte sich das Licht und blasse orangefarbene Streifen tauchten um sie herum auf. Kamal strahlte ein reines Blau aus, das sich vertiefte, wenn er über die Religion philosophierte oder über die Herausforderung, in einer unvollkommenen Welt rechtschaffen zu leben. Sein Licht hatte sie so getreu wie seine Worte geführt.
Bei Renbourne konnte sie sogar im Sonnenlicht das Leuchten der Energie sehen. Sein innerstes Wesen schien zu tanzen und widersprach seinem strengen Äußeren. Gold und Rot umstrahlten ihn. Farben von dieser Reinheit hatte sie noch nie gesehen. Manchmal fragte sie sich, was wohl ihre eigenen Farben seien, aber das konnte sie selbst dann nicht sagen, auch wenn sie in den Spiegel schaute.
Sie hatte sich geschämt, dass sie im Kräutergarten vor Renbourne die Flucht ergriffen hatte. Um diese Schlappe wieder wettzumachen, hatte sie seine Einladung zum Picknick angenommen. Roxana mochte ihn und sie selbst war hungrig. Sie hatte die starke Auswirkung seiner Nähe und dieser zufälligen Berührung nicht erwartet. Ihre Finger zogen sich unwillkürlich zusammen, als sie an den Funkenflug der überspringenden Energie dachte.
Noch nie war ein Mensch wie er nach Warfield gekommen. Sie versuchte sich einzureden, dass es nur seine Jugend und Männlichkeit waren, aber das erklärte weder ihre Unruhe noch das Gefühl der Leere, das sie seitdem empfand. t
Nebel stieg auf. Trotz Roxanas Wärme war der Erdboden zum Schlafen zu kalt. Sie stand auf und schnalzte mit den Fingern. Folgsam stand der Hund auf. Gemeinsam gingen sie zum Haus. Die Nacht war voller Geräusche, als die nächtlichen Tiere eifrig ihren Geschäften nachgingen.
Obwohl es ein Umweg war, schlug sie den Pfad durch das Wäldchen ein. Es machte ihr eine zu große Freude, die Dachse bei ihren übermütigen Spielen zu belauschen. Sie erinnerte sich, wie Papa einmal, als sie noch klein war, lachend meinte, sie hätte die Augen einer Katze. Vielleicht stimmte es, da sie sich auch bei Dunkelheit zurechtfinden konnte. Auch jetzt würde sie keine Schwierigkeiten haben, ihren Weg durch die schwarzen Schatten des Wäldchens zu finden.
Sie gelangten zum Haus. Durch eine kleine Seitentür konnte sie das Haus nach Lust und Laune betreten oder verlassen. Sie tastete nach dem versteckten Schlüssel und öffnete die Tür. Seite an Seite mit Roxana stieg sie die schmale Seitentreppe hinauf, die zu dem Gang führte, in dem ihr Schlafzimmer lag. Ihre Fingerspitzen strichen an der Wand entlang, während Roxanas Pfoten laut auf den Holztreppen tapsten.
Schwaches Licht fiel aus dem Schlafzimmerfenster auf ein dickes, rundes Etwas auf ihrem Bett. Ginger. Der Kater hob den Kopf und ließ zur Begrüßung ein Mrrrp hören. Frierend und müde kroch sie unter die Decke, ohne ihre Kleider abzulegen, und kringelte sich um den Kater. Roxana folgte ihr nach und machte es sich am Fußende mit einem zufriedenen Hundeseufzer bequem.
Die Leere verschwand nicht, aber Meriel sank endlich, von ihren Freunden gewärmt, in einen tiefen Schlaf.
Zufällig blickte Dominic am nächsten Morgen, als er mit dem Anziehen fertig war, aus seinem Fenster. Meriel und Roxana verschwanden gerade in Richtung der Gartenhäuschen. Laut Mrs. Marks traf sich Meriel morgens dort häufig mit Kamal, vermutlich, um ihm auf irgendeine seltsame Art verständlich zu machen, was ihren Vorstellungen entsprechend getan werden sollte. Er hatte es eilig, sie einzuholen, und stürmte die Treppen hinunter in den Park, ohne an das köstliche Frühstück zu denken.
Meriels Kommen und Gehen wurde hier seelenruhig von jedem akzeptiert, dachte er, wie bei einem geliebten Haustier. Der gesamte Haushalt schien sich nach ihrem Befinden zu richten und doch war sie nicht mehr als ein flüchtiges Traumgebilde.
Aber jetzt begriff er, warum man
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