Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
geräucherten Schinkenstückchen und Kräutern aus Meriels eigenem Anbau gewürzt war. Noch warm aus dem Ofen, roch sie einfach himmlisch.
Obwohl man ihm oft genug gesagt hatte, dass das Mädchen nichts von dem verstand, was man ihr sagte, würde sie sicherlich auf einen bestimmten Ton der Stimme reagieren, wie ein Hund oder ein Pferd. Ohne bedrohlich zu klingen, sagte er mit deutlicher, gut hörbarer Stimme: »Einen schönen guten Nachmittag, Lady Meriel. Möchten Sie mit mir einen kleinen Imbiss einnehmen?«
Keine Antwort von der Lady, aber dafür kam Leben in den Hund und die schwarze Nase schnüffelte voller Interesse. Dominic zerteilte die Torte und nahm ein schmales, keilförmiges Stück heraus. »Möchtest du auch ein Stück, Roxana?«
Sie sprang auf die Füße und tappte zu Dominic. Das Tier war riesig. Er versuchte gar nicht erst daran zu denken, dass es ein Leichtes für diesen Hund wäre, einem sitzenden Mann die Kehle zu durchzubeißen, und warf ihr ein Stück Kuchen zu. Mit einem Aufblitzen der langen scharfen Zähne fing sie es in der Luft auf. »Braver Hund!« Er warf ihr einen zweiten Happen zu.
Nachdem der Hund das zweite Stück vertilgt hatte, setzte er sich an Dominics Seite. Alle Feindseligkeit war vergessen, als er Roxana ausgiebig an den Schlappohren kraulte. Sie war keine reinrassige Hündin. Ihrer Größe wegen vermutete er, dass sie Wolfshundblut in sich haben musste. Ihre Proportionen waren merkwürdig, aber sie schien intelligent und gutmütig zu sein. Was konnte man sich mehr von einem Hund wünschen?
Dominic wandte sich wieder dem Korb zu und brachte Teller, Becher, Servietten und Gabeln zum Vorschein. Vorsichtig hob er einen Steinkrug heraus. »Hier habe ich Apfelmost. Möchten Sie einen Schluck trinken?«
Er wagte einen Blick nach oben zum Baumhaus. Eine zierliche weibliche Silhouette wurde am Fenster sichtbar. »Es gibt auch frisches, warmes Ingwerbrot. Vielleicht können Sie es riechen.«
Nachdem er sich einen Becher Most eingeschenkt hatte, legte er ein Stück des köstlichen Gebäcks auf einen der beiden Teller, die er mitgebracht hatte. Er selbst hatte seit dem Frühstück nichts mehr zu sich genommen und verspürte einen herzhaften Appetit. Nachdem er die erste Gabel der duftenden Eierfüllung in den Mund geschoben hatte, ließ er einen zufriedenen Seufzer hören. Der knusprige Teig samt wohlschmeckendem Inhalt war ein Meisterwerk des Kochs von Warfield, das sich auf der Tafel des Königs hätte sehen lassen können.
Plötzlich fiel die Strickleiter klappernd aus dem Baumhaus herunter. Die Sprossen waren aus glattem Holz gefertigt und ließen sich leichter benutzen, als wenn sie wie die Leiter aus Stricken geknüpft worden wären. Trotzdem musste Lady Meriel wendiger als eine gewöhnliche Frau sein.
Die Leiter schwang jetzt leicht hin und her. Um das scheue Wild nicht zu beunruhigen, vermied Dominic es hinaufzusehen. Aus dem Augenwinkel aber betrachtete er unbemerkt die Szene. Ein schmaler, nackter Fuß kam ins Bild. Ziemlich schmutzig, wie es schien. Und er machte eine neue Erfahrung: Stieg eine Frau eine Strickleiter hinunter, dann gewährte sie einen köstlichen Blick auf wohlgeformte Fesseln. Um sich nichts anmerken zu lassen, schnitt er in aller Ruhe ein weiteres Stück Kuchen ab und legte es auf den zweiten Teller.
Dann wandte er sich ihr ohne Hast zu. Wieder raubte ihm ihre Schönheit den Atem. Sie schien zu zart, um das grausame Geschehen, bei dem sie ihre Eltern verloren hatte und in Gefangenschaft geraten war, überlebt zu haben. Aber sie hatte auch nicht überlebt, nicht wirklich. Ihre Seele und ihr Geist waren zerstört worden und ließen nur Schatten der einstigen Person zurück.
Er beugte sich über die Decke und schob ihr den zweiten Teller entgegen. Darin füllte er ihren Becher mit Most. Lady Meriel hatte den Erdboden erreicht und blickte mit einer Hand an der Leiter in seine Richtung, ohne seinem Blick zu begegnen. Ihre Augen waren von einem außergewöhnlich hellen, klaren Grün. Die Augen einer Seherin - oder einer Irren.
Machte er jetzt auch nur eine einzige falsche Bewegung, würde sie wie ein Eichhörnchen die Leiter wieder hinaufflitzen. »Ich würde Ihnen niemals etwas antun, Lady Meriel«, sagte er leise. »Sie haben mein Wort.«
Roxana stand auf und lief schwanzwedelnd ihrer Herrin entgegen. Vielleicht hatte Lady Meriel Zutrauen gefasst, weil Roxana den Fremden akzeptiert hatte. Langsam löste sie die Hand von der Leiter und ging auf Dominic
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