Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
Stück zu erbitten. Lady Meriel streichelte den großen Kopf und verfütterte den nächsten Happen. Auch wenn Dominic für sie Luft war, so realisierte sie wenigstens den Hund, dachte er ein wenig verärgert.
Ob sie taub war? Keiner hatte diese Möglichkeit ausgesprochen, aber das könnte ihre Reaktionslosigkeit erklären. Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus. Ihr Kopf schnellte in seine Richtung, wandte sich aber sofort wieder ab, sodass die Zeit nicht ausreichte, um einen Blick von ihr zu erhaschen. Taub war sie also nicht.
Ein nächster Versuch. »Die Gärten von Warfield sind prachtvoll. So etwas Schönes habe ich in meinem ganzen Leben nicht gesehen. Ich möchte gerne alle Gärten sehen. Wenn Sie nichts einzuwenden haben, darf ich Ihnen morgen vielleicht bei Ihrer Gartenarbeit Gesellschaft leisten. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie nicht stören werde. Ich könnte Ihnen sogar helfen. Da es Ihre Gärten sind, tragen Sie mir einfach auf, was ich zu tun habe. Ich bin gut im Holen und Tragen und Graben.«
Er hielt inne, als er gewahr wurde, dass er zwar die Ausdrucksweise seines Bruders gebrauchte, ohne aber seinen Text zu sprechen. Kyle war nicht faul, aber niemals würde er sich anbieten, wie ein einfacher Mann zu arbeiten.
Zum Teufel mit Kyles Rolle. Meriel würde den Unterschied nicht bemerken und Dominic musste etwas tun, um ihre Gunst zu gewinnen.
Und dabei fiel ihm ein, dass der Mann, der ihr den Hof machte, einen Namen verdiente. Aber welchen Namen? Eine Ehefrau würde ihren Mann bei seinem Vornamen nennen, aber es widerstrebte Dominic, Kyle zu heißen. Es wäre besser, den Namen zu verwenden, den er und sein Bruder gemeinsam hatten. Wenn Kyle ihn deswegen zur Rede stellte, könnte er entgegnen, dass er dem Mädchen nicht zu viel zumuten wollte, da sich der Name Maxwell eines Tages in Wrexham ändern würde. »Ich glaube, ich wurde Ihnen als Lord Maxwell vorgestellt, als ich das erste Mal hier war, aber Sie können mich Renbourne nennen. Es ist mein Familienname und vielleicht eines Tages auch der Ihre. Darf ich Meriel zu Ihnen sagen, da wir uns ja ziemlich häufig sehen werden?«
Wie erwartet, hatte sie nichts dagegen, dass er ihren Titel wegließ. Also war sie jetzt Meriel für ihn.
Er griff nach dem Mostkrug, ohne zu sehen, dass auch sie das Gleiche tat. Ihre Finger stießen zusammen. Er war einen Augenblick erschrocken, während sie die Hand blitzartig zurückzog, als hätte sie sich verbrannt. Merkwürdigerweise verschaffte ihm das eine gewisse Befriedigung. Schließlich hatte sie wenigstens eine Sekunde lang seine Gegenwart wahrgenommen.
Diese Erkenntnis aber hatte ihren Preis. Sie erhob sich langsam und ging über die Wiese auf die Leiter zu. Er sprang auf. »Warten Sie, Meriel! Wir könnten einen Spaziergang machen und Sie zeigen mir mehr von Ihren Gärten ...«
Genauso gut hätte er stumm bleiben können. Geschwind erklomm sie die Leiter. Der weite Rock umspielte ihre Fesseln. Sie verschwand in dem viereckigen Zugangsloch, zog die Leiter ein und verschloss die Öffnung mit einer hölzernen Abdeckung.
Er biss die Zähne aufeinander, um nicht seinem Impuls nachzugeben, diesen verdammten Baum hinaufzuklettern und durch ein Fenster bei ihr einzusteigen. Er war hier, um sie zu gewinnen, nicht zu zwingen.
Mit zusammengepressten Lippen packte er die Reste des Picknicks ein. Wahrscheinlich war er ein kleines Stückchen vorangekommen, aber das war noch nicht genug.
KAPITEL 5
In jener Nacht träumte sie von Feuer. Flammen versengten den Himmel. Schreckensrufe, brüllende Pferde und Menschen. Sie wachte schweißbedeckt auf und bebte am ganzen Körper. In den letzten Jahren war dieser Albtraum seltener geworden, der Schrecken aber blieb immer unverändert.
Zitternd warf sie die Decke ab und ertastete ihren Weg durch das Baumhaus. Es war spät. Der Mond war untergegangen und es war stockdunkel. Sie schob die Abdeckung zur Seite und ließ die Strickleiter hinab. Roxana wachte am Fuß der Eiche auf und gab ein Begrüßungs-winseln von sich.
Vorsichtig stieg Meriel die schwingende Leiter hinunter. Kurz zuvor hatte es geregnet, die Nachtluft war kühl und feucht. Sie erreichte den Boden und schmiegte sich an den zottigen Hundekörper. Roxana leckte ihr das Gesicht. Zufrieden legte sich das Tier wieder schlafen.
In der Dunkelheit und der Stille um sie herum war der Puls des Lebens zu hören. Am Stamm der Eiche schlug er tief und kräftig und langsam. Diese Nacht
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