Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
einen Lilienteich, einen Rosen-oder Kräutergarten. Dahinter lagen größere Flächen, die dem Auge ständig neue Ausblicke boten. Der Ziergarten diente ebenfalls diesem Zweck.
Beim Gehen dachte er an das Henna-Armband, das Meriel sich selbst aufgemalt hatte. Welches Handgelenk war es gewesen? Er führte sich noch einmal die Situation vor Augen, bei der der Ärmel ihrer Tunika hinaufgerutscht war. Es war das rechte Handgelenk. Also musste sie Linkshänderin sein, um es bemalen zu können. Ja, sie bevorzugte die linke Hand.
Er stellte die verschiedenen Informationen zusammen, die man ihm über Kyles versprochene Braut gegeben hatte, und kam zu dem Schluss, dass es zwei verschiedene Zustände gab. Beim einem handelte es sich um Schwachsinn, dem völligen Mangel normaler Intelligenz. Und beim anderen um Wahnsinn. Aber Intelligenz und Geschick waren erforderlich, wollte man ein guter Gärtner sein, Tiere zähmen und diese schwierigen Muster malen. Ihr Verstand könnte auf ungewöhnliche Art funktionieren, aber er funktionierte eindeutig. Also war sie nicht schwachsinnig.
Was hieß es überhaupt, wahnsinnig zu sein? Die Leute gingen sehr oberflächlich mit diesem Begriff um, aber er wusste nicht, was er wirklich bedeutete. Schaum vor dem Mund, unkontrollierbare Wutanfälle und Wildheit waren die augenfälligsten Merkmale der Störung, aber Meriel zeigte nichts von alldem. Stattdessen lebte sie in einer in sich abgeschlossenen Welt, unfähig zu einer gegenseitigen, zwischenmenschlichen Beziehung. Vielleicht war sie nur ein wenig verrückt und konnte geheilt werden?
Er musste unbedingt mehr wissen. Später würde er mit Meriels Anstandsdamen darüber sprechen. Auch wollte er in der Bibliothek nachsehen, ob er nicht einige Texte fand, die er zu Rate ziehen konnte.
Dominic stieg eine leichte Anhöhe hinauf. Ein herrlicher Ausblick bot sich ihm. Links konnte er den Fluss sehen, der Warfield begrenzte, dann Castle Hill mit den normannischen Ruinen. In der Ferne breitete sich zur Mitte hin ein Flickenteppich von Feldern und Weiden aus, von dunklen Hecken umrandet. Im Vordergrund erhob sich die hohe Steinmauer, die den Park von den Feldern trennte. Das einzige Zeichen menschlichen Lebens war ein Gärtner, der mit einer breiten Steinwalze geduldig den Rasen platt rollte.
Dann fiel sein Blick auf die Fläche vor ihm und er hielt den Atem an. Der sanfte Abhang war zu einem Schachbrett geworden, mit Schachfiguren, die aus lebenden Pflanzen geschnitten waren. Das Brett bestand aus Grasquadraten, wobei sich zur Unterscheidung dunkles und helleres Gras abwechselten. Die ausgeschnittenen Schachfiguren waren wie in einem wirklichen Spiel auf den Quadraten verteilt. Zwei Arten von dichtem Immergrün wurden verwendet. Eines war ein sehr dunkles Grün, das andere viel heller, fast grüngold. Eibe und Bunter Buchsbaum, vermutete Dominic.
Die deutlich unterschiedlichen Farben teilten die Schachfiguren in >Schwarz< und >Weiß<. Ein halbes Dutzend Teile waren vom Brett entfernt worden und standen in einer Gruppe auf einer Seite. Schwarz schien zu gewinnen.
Ein Stückchen blauer Stoff flatterte hinter dem Schachbrett auf. Da kaum einer der älteren Gärtner diese Farbe tragen würde, wollte er den Hügel hinunterlaufen, als er aus einem Augenwinkel ein Pferd mit Reiter über eine Hecke springen sah.
Er wandte den Kopf, um genauer hinzusehen. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass das springende Pferd samt Reiter aus lebenden Pflanzen geschnitten waren, im gleichen dunklen Grün wie die Eibenhecke, die sie übersprangen. Eine lebensgroße Jagdgesellschaft schloss sich dem ersten Reiter an, bestehend aus drei Reitern und einer kleineren Hundemeute, die einem fliehenden Fuchs nachsetzten.
Verzaubert ging er auf den nächsten Eibenhund zu, um ihn genauer zu betrachten. Mit weit ausgestreckten Läufen schien er über das Gras zu jagen. So etwas hatte er noch nie gesehen. Normalerweise beschränkte sich diese Kunst auf geometrische Formen, wie Spiralen, Würfel und Pyramiden.
Im Inneren des dichten grünen Blattwerks entdeckte er ein Korbgeflecht, das die groben Umrisse eines Hundes hatte. Für die Verfeinerung der Form sorgte der sorgfältig getrimmte Busch, der um das Gerüst gewunden worden war. Es musste Jahre gedauert haben - Dekaden -, um diese Vollkommenheit zu erzielen.
Der Hund war gerade zurechtgeschnitten worden. Um ihn herum im Gras lagen die Schnipsel. Er sammelte sie auf und warf sie in einen der mitgebrachten Säcke,
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