Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
Stuhl. »Ich werde dir deinen Kaffee holen.«
Während Lucia die Rolle der liebenden Tochter spielte, erhob sich Meriel. Wie eine fauchende Katze verließ sie das Frühstückszimmer. Dominic dankte dem Himmel, dass sie und sein Vater nicht länger im gleichen Raum waren. Aber gnade ihnen Gott, der Tag hatte erst begonnen.
Lucias Rat war gut. Nur zu sprechen, wenn es unvermeidbar war, erleichterte das Zumsammensein mit seinem Vater. Sie ließen den Park hinter sich und ritten in Begleitung des Verwalters zum Gutshof hinüber. Kerr redete die meiste Zeit. Wrexham nahm die Felder und das Weidevieh genauestens in Augenschein und gab ab und zu fachmännische Kommentare von sich. Dominic war beeindruckt. Da er seine Kenntnisse in der Landwirtschaft mit Hilfe des Verwalters in Dornleigh erworben hatte, lernte er das gründliche Wissen seines Vaters auf diesem Gebiet erst jetzt zu schätzen.
Nach der Besichtigungstour kehrten sie rechtzeitig ins Haus zurück und nahmen mit den Damen ein leichtes Mittagsmahl ein. Dominic konzentrierte sich mehr auf seinen Teller als auf die Unterhaltung. Als er fertig gegessen hatte, hätte er sich am liebsten fortgestohlen, aber das wäre zu unhöflich gewesen. Also machte er dem alten Wrexham folgenden Vorschlag: »Möchtest du einen Spaziergang durch die Gärten machen? Ihnen gilt Lady Meriels besondere Aufmerksamkeit. Sie sind wirklich sehenswert.«
Der Earl zögerte, schüttelte dann den Kopf. »Ich werde den Nachmittag im Haus verbringen und die Hitze meiden. Du schnappst dir diese kleine Xanthippe und bringst ihr Manieren bei.«
Dominics Ärger über diese Bezeichnung verflog sofort, als er seinen Vater anblickte. Ihm kam es vor, als sähe er ihn zum ersten Mal. Wrexham hatte spät geheiratet und die Geburt seiner Söhne ließ noch eine Weile auf sich warten, sodass er sich jetzt bereits den Siebzigern näherte. Nachdem Dominic das Haus verlassen hatte und in die Armee eingetreten war, hatte Wrexham die Blüte seiner Jahre überschritten und war gealtert. Die Trübung der Augen ließ auf einen entstehenden grauen Star schließen und seine dröhnend laute Stimme war sicherlich ein Anzeichen für seine Schwerhörigkeit.
Außerdem hatte er kräftig zugenommen, was sich nicht mehr mit seinem stämmigen Wuchs entschuldigen ließ. Die Renbourne-Kinder hatten den schlanken, sehnigen Körperbau von ihrer Mutter geerbt. Der Ausritt am Vormittag musste den Earl bei seinem Alter und Gewicht ermüdet haben. Aber so, wie er seine Kinder niemals geschont hatte, würde er auch sich nicht schonen. Er hatte seine Verpflichtungen als Landbesitzer und Mitglied des House of Lords ernst genommen und keinen ausschweifenden, extravaganten Lebenswandel geführt, der unter Männern seines Standes üblich war.
Jetzt hatten sich Müdigkeit und Schmerz mit tiefen Furchen in sein Gesicht eingegraben. Auch wenn er niemals einfach gewesen war, hatte er Achtung verdient. Sah Kyle den Earl so? War dies der Grund, warum er ihm gegenüber so geduldig sein konnte?
Durch diese Einsicht erschüttert, antwortete Dominic: »Ich werde Meriel sagen, dass sie nie wieder einen Menschen beißen darf.« Dann wandte er sich zum Gehen, bevor sein Gesicht verraten konnte, dass er im Augenblick sehnsüchtig an Meriel dachte.
Als er das Haus verließ, holte ihn seine Schwester ein. »Würdest du mir die Gärten zeigen?« Auch wenn sie seinen richtigen Namen nicht gebrauchte, hörte er eine versteckte Andeutung in ihrer Stimme. »Mir kommt es vor, als hätte ich dich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
Mit einem schmerzhaften Stich wurde ihm bewusst, wie sehr ihm Lucia gefehlt hatte. Natürlich war er zu ihrem großen Ball gekommen, mit dem sie in die Gesellschaft eingeführt worden war, aber sonst waren ihre Begegnungen eher zufällig gewesen, weil er sie in seinem Elternhaus nicht besuchen konnte, ohne dem alten Wrexham oder Kyle über den Weg zu laufen. Er bot ihr den Arm. »Es wäre mir ein Vergnügen, dir die Gärten zu zeigen.«
Als er sie durch den Terrassengarten führte, sagte er bewegt: »Es tut mir Leid, dass ich dich nicht öfter gesehen habe, Lucia. Ich habe ganz vergessen, wie schnell kleine Schwestern heranwachsen.«
Gelassen hob sie die Schultern. »Ich verstehe, warum du dich in Dornleigh nicht wohl gefühlt hast. Man kann sich auch keine drei Hengste vorstellen, die unter demselben Dach mit den Hufen stampfen und schnauben. Mit Papa und Kyle ist es manchmal schon schlimm genug. Aber du hast mir wirklich
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