Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
gefehlt.«
Er pflückte eine kleine blaue Blume und steckte sie ihr hinter das Ohr. »Nachdem ich Kyle das Feld überlassen hatte, stellte ich fest, dass er dein Lieblingsbruder geworden ist«, erklärte er sarkastisch.
Sie blieb stehen und schalt ihn. »Hör auf damit! Wieso glaubst du immer, ihr würdet miteinander konkurrieren? Ihr seid Zwillinge, aber ihr seid nicht gleich. Ich kenne Kyle besser, weil wir die meiste Zeit unseres Lebens unter einem Dach verbracht haben. Trotzdem habe ich euch beide gleich lieb.«
Er war überrascht. Noch nie hatte ihm seine Schwester die Leviten gelesen. Er dachte über das Gesagte nach. »Es tut mir Leid, Lucia. Auch in unseren besten Tagen standen Kyle und ich immer im Wettstreit, wobei keiner von uns eindeutig gewonnen hatte. Unsere Fähigkeiten ähneln einander zu sehr. Es wäre vielleicht einfacher gewesen, wenn einer von uns klar die Führung übernommen hätte. Stattdessen herrschte zwischen uns ein ewiges Gerangel. Aber es ist nicht recht, dass ich dich in unsere persönlichen Zwistigkeiten einweihe, wenn auch nur im Scherz.«
»Nein, ganz und gar nicht«, meinte sie ernst. »Ich möchte, dass ihr beide zu meiner Hochzeit kommt und euch wie Gentlemen benehmt.«
»Ich komme und ich verspreche, ein musterhafter Bruder zu sein.« Sein Magen zog sich zusammen. Großer Gott, würden Meriel und Kyle dann bereits verheiratet sein?
Er riss sich zusammen, bevor die Gedanken sich wieder im Kreis bewegten, und schlug einen Weg ein, der zu Meriels Baumhaus führte. Lucia verschlug es den Atem, als sie das unwahrscheinliche Bauwerk in der alten Eiche sah. »Wunderschön! Davon träumt jedes Kind. Warst du schon oben?«
»Das ist Meriels Refugium und ich wurde nie eingeladen.« Als er den Baum hinaufschaute, sah er Meriel im Geiste vor sich, wie sie die belagerte Burgherrin spielte, die kochendes Öl aus den Fensterluken goss. Er lächelte bei der Vorstellung. »Da die Leiter nicht heruntergelassen ist, wird sie jetzt wahrscheinlich im Haus sein.«
Er zog Lucia unter das Baumhaus und hoffte, dass Meriel sich zeigen würde. Seine Schwester blickte hinauf und schützte die Augen vor der Sonne. » Soweit ich es erkennen kann, befindet sich an der Falltür ein Schloss. Mit ihrer Privatsphäre scheint sie es sehr ernst zu nehmen.« Sie hob die Stimme und rief. »Meriel, sind Sie noch da? Würden Sie uns Ihr Baumhaus zeigen oder mit uns spazieren gehen?«
Keine Antwort. Dominic überraschte dies nicht. »Wahrscheinlich ist sie immer noch über den Vorfall beim Frühstück verärgert.« Er nahm Lucias Arm und führte sie über die Lichtung, auf die er damals Meriel aus ihrem Baumhaus zum Picknick gelockt hatte.
»Ich kann es ihr nicht verübeln. Wie ich heute Morgen schon sagte, ich hatte mir oft gewünscht, einmal kräftig zuzubeißen.« Lucia lachte. »Ich bin froh, dass sie Papa nicht wirklich wehgetan hat, aber ich beneide sie um die Freiheit, sich das zu erlauben. Das ist einer der Vorteile, wenn man für ein wenig wirr gehalten wird.«
Ein wenig wirr. Das klang viel besser als »verrückt«. »Du hast von ihrer Henna-Zeichnung gesprochen. Hat sie dir die am Handgelenk gezeigt?«
Lucia nickte. »Gleich nachdem du gestern Abend fortgegangen warst, brachte sie mir Blumen. Es war ein netter Besuch. Ich habe ihr alles über Robin erzählt und sie hat mir ein Muster gemalt.«
Da sie seine kleine Schwester war, wollte er lieber nicht wissen, an welcher Stelle es aufgemalt wurde. »Ich zeige dir jetzt den Figurengarten. Warfield hat den schönsten, den ich je gesehen habe.«
Als er mit Lucia die Kieswege entlangspazierte, stellte er fest, dass der schlimmste Teil des väterlichen Besuchs vorüber war. Und bis jetzt hatte er ihn nicht als Dominic erkannt. Er brauchte also nur noch den Abend zu überstehen. Da Meriel den Earl offensichtlich nicht leiden konnte, würde sie das Abendessen auslassen, was weitere Schwierigkeiten ausschloss. Er war gerettet.
Einen Augenblick lang erwog er trotzdem, was wohl geschehen würde, wenn sein Vater erkannte, dass der falsche Zwilling Meriel den Hof machte. Würde Wrexham aus diesem Grunde die Verlobung ablehnen? Schwer zu sagen; schließlich hatte ihn der Besitz sehr beeindruckt und er wollte ihn dringend in seine Familie bringen. Eines war sicher: Flog das Täuschungsmanöver auf, so waren die Folgen verheerend. Ein öffentlicher Skandal war nicht zu vermeiden, wenn die Geschichte über die betroffenen Familien hinaus durchsickerte.
Diese
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