Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
Mittagessen aus. Ein Finanzbeamter! Stell dir nur vor!«
»Was?« stammelte ich und packte den Türrahmen. »Und was ist mit Julio?«
»Nur weil ich mit Julio >befreundet< bin, heißt das nicht, dass ich nicht auch mit anderen Männern >befreundet< sein kann«, sagte sie zuckersüß und schlüpfte in einen gelben Zweiteiler. »Gefällt dir das? Gerade gekauft. Tolles Zitronengelb, findest du nicht? Jedenfalls muss ich jetzt los. Ich treffe mich um Viertel nach eins in der Cafeteria von Debenham's mit ihm.«
Nachdem sie weg war, aß ich mit dem Löffel ein wenig Müsli aus der Packung und trank den restlichen Wein aus dem Kühlschrank.
Ich kenne ihr Geheimnis: Sie hat die Macht entdeckt. Sie hat Macht über Dad: Er will sie zurückhaben. Sie hat Macht über Julio und den Finanzbeamten, und alle spüren ihre Macht und wollen ein Stück davon haben, was sie nur um so unwiderstehlicher macht. Also brauche ich mir nur jemanden oder etwas zu suchen, über das ich Macht habe, und dann... o Gott. Ich habe ja nicht einmal Macht über meine eigenen Haare.
Ich bin so deprimiert. Daniel hat mir, obwohl er die ganze Woche über sehr freundlich zu mir war und viel mit mir geplaudert und geflirtet hat, keinen Anhaltspunkt dafür gegeben, was zwischen uns los ist, als wäre es vollkommen normal, mit einer Kollegin zu schlafen und es einfach dabei zu belassen. Die Arbeit - früher nur eine ärgerliche Last - ist zu einer qualvollen Tortur geworden. Es ist geradezu traumatisch für mich, wenn er zum Mittagessen verschwindet oder am Ende des Arbeitstages seinen Mantel anzieht, um zu gehen: Wohin? Mit wem? Wem?
Perpetua hat es offensichtlich geschafft, ihre gesamte Arbeit auf mich abzuladen, und verbringt ihre Zeit mit ausgedehnten telefonischen Selbstdarstellungen gegenüber Arabella oder Piggy, indem sie über die Fünfhunderttausend-Pfund-Wohnung in Fulham redet, die sie sich zusammen mit Hugo kaufen will. »Jaa. Nein. Jaa. Nein, ganz deiner Meinung. Aber die Frage ist doch: Lohnen sich noch einmal dreißigtausend für ein viertes Schlafzimmer, lohnt sich das wirklich"?«
Am Freitag um Viertel nach vier rief mich Sharon im Büro an. »Gehst du morgen mit Jude und mir weg?«
»Äh...« In mir tobte die Panik, da ich dachte: Bevor er das Büro verlässt, wird mich Daniel doch sicher fragen, ob ich mich am Wochenende mit ihm treffen will?
»Ruf mich zurück, wenn er dich nicht fragt«, sagte Sharon nach längerem Schweigen trocken.
Um Viertel vor sechs sah ich Daniel im Mantel zur Tür hinausgehen. Mein verletzter Gesichtsausdruck muss selbst ihn beschämt haben, da er ansatzweise lächelte, zum Computerbildschirm hin nickte und zur Tür hinausschoss.
Tatsächlich blinkte dort der bekannte virtuelle Briefumschlag. Ich klickte auf e-mail Aufrufen. Da stand:
Nachricht an Jones Schönes Wochenende. Cleave
Ganz elend nahm ich den Telefonhörer ab und wählte Sharons Nummer.
»Wann treffen wir uns morgen?« murmelte ich verlegen.
»Halb neun. Cafe Rouge. Keine Sorge, wir lieben dich. Richte ihm von mir aus, er soll sich verpissen. Emotionaler Flachwichser.«
2 Uhr morgens. Warwol echt Superabend mit Shazzunjude. Daniel der blöde Heini ist mir schnuppe. Aber mir issen bischen schlecht. Hecks.
Sonntag. 5. März
8 Uhr. Uäh. Möchte tot sein. Werde nie, nie wieder Alkohol trinken, bis ans Ende meiner Tage nicht.
8.30 Uhr. Oooh. Hätte echt Lust auf ein paar Pommes.
11.30 Uhr. Brauchte dringend Wasser, scheint aber besser zu sein, die Augen geschlossen zu halten und den Kopf ruhig auf dem Kissen liegen zulassen. Die überlasteten Schaltkreise darf man jetzt keiner Erschütterung aussetzen.
Mittag. War sauwitzig gestern, bin aber jetzt verwirrt bezügl. der Ratschläge bezügl. Daniel. Musste mir zuerst Judes Probleme mit Richard dem Gemeinen anhören, da sie natürlich schwerwiegender sind, da sie schon seit anderthalb Jahren zusammen sind und nicht erst ein einziges Mal miteinander gebumst haben. Daher wartete ich demütigst, bis ich an der Reihe war, die neueste Folge von Daniel zu erzählen. Das erstinstanzliche Urteil lautete einmütig: »Miese Flachwichserei.«
Interessanterweise führte dann allerdings Jude den Begriff »Männerzeit« ein - wie er auch in dem Film Cluekss vorkommt: nämlich fünf Tage (»sieben«, unterbrach ich sie), in denen die neue Beziehung nach dem ersten Sex in der Luft hängen gelassen wird. Sieben Tage erscheinen männlichen Angehörigen unserer Spezies nämlich nicht als qualvolle
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