Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
überwindest, wirst du womöglich mit meinen Bindungsängsten konfrontiert, aber dann ist es ohnehin zu spät.<«
»Hast du denn Bindungsängste?« fragte ich, neugierig geworden, und befürchtete auf der Stelle, dass ich vielleicht auch Bindungsängste hätte.
»Aber selbstverständlich habe ich Bindungsängste«, knurrte Jude. »Die bemerkt nur nie jemand, weil sie dermaßen von Richards Bindungsängsten überschattet werden. Offen gestanden reichen meine Bindungsängste wesentlich tiefer als seine.«
»Ja, genau«, meinte Sharon. »Nur dass du nicht herumläufst und mit deinen Bindungsängsten hausieren gehst, so wie es heutzutage jeder Mann tut, der über zwanzig ist.«
»Ganz meine Meinung«, fauchte Jude und versuchte, sich noch eine Silk Cut anzuzünden, hatte aber Schwierigkeiten mit dem Feuerzeug.
»Die ganze verdammte Welt hat Bindungsängste«, schimpfte Sharon mit rauer, fast schon nach Clint Eastwood klingender Stimme. »Das ist die Dreiminutenkultur. Ein globales Defizit in puncto Aufmerksamkeitsspanne. Typisch Mann: sich an einen weltweiten Trend anzuhängen und zu einem Machtinstrument umzufunktionieren. Einerseits wollen sie nichts mit uns zu tun haben, andererseits möchten sie sich dabei noch besonders schlau vorkommen. Und wir sollen uns sowieso für blöd halten. Ist doch so. Die reine Flachwichserei.«
»Mistkerle!« rief ich fröhlich. »Schlage deshalb vor, wir genehmigen uns noch eine Flasche Wein.«
9 Uhr. Verdammt. Gerade hat Mum angerufen. »Liebes«, sagte sie. »Stell dir nur vor: Good Aftemoon! sucht neue Mitarbeiter für Recherchen. Aktuelles Tagesgeschehen, wahnsinnig gut. Ich habe mit Richard Finch, dem Chefredakteur, gesprochen und ihm alles über dich erzählt. Ich habe gesagt, du hättest einen Abschluss in Politologie. Keine Sorge, er ist viel zu beschäftigt, um das zu überprüfen. Er möchte, dass du am Montag zu einem kleinen Gespräch vorbeikommst.«
Am Montag. O mein Gott. Damit bleiben mir nur fünf Tage, um mich mit dem aktuellen Tagesgeschehen vertraut zu machen.
Samstag. 12. August
58,5 kg (immer noch aus sehr gutem Grund), Alkoholeinheiten 3 (s. g.), Zigaretten 32 (s. s. schlecht, vor altem da es der erste Tag ist, an dem ich offiziell aufgehört habe), Kalorien 1800 (g.) Lose 4 (geht so), Anzahl gelesener seriöser Artikel über das aktuelle Tagesgeschehen 1,5, I4ji-Amufe 22 (okay), mit bösen (imaginären) Daniel-Gesprächen verbrachte Minuten 120 (s. g.), mit Phantasien darüber, wie Daniel mich anfleht, zu ihm zurückzukommen, verbrachte Minuten 90 (hervorragend).
Gut. Bin entschlossen, positiv über alles zu denken. Werde mein Leben ändern: Werde mich umfassend über das aktuelle Tagesgeschehen informieren, werde daneben ganz mit dem Rauchen aufhören und statt dessen eine funktionierende Beziehung mit einem erwachsenen Mann eingehen.
8.30 Uhr. Immer noch keine geraucht. S. g.
8.35 Uhr. Den ganzen Tag keine Fluppe. Hervorragend.
8.40 Uhr. Frage mich, ob mit der Post irgend etwas Nettes gekommen ist.
8.45 Uhr. Uäh. Atzendes Schreiben von der Sozialversicherung, die 1452 £ nachfordert. Was? Wie kommen die darauf? Habe keine 1452 £. O Gott, brauche dringend Kippe zur Nervenberuhigung. Darf nicht. Darf nicht.
8.47 Uhr. Habe gerade eine geraucht. Aber Nichtrauchertag fängt offiziell erst an, wenn ich angezogen bin. Muss plötzlich an meinen früheres Freund Peter denken, mit dem ich sieben Jahre lang eine funktionierende Beziehung hatte, bis ich ihn aus tiefempfundenen, quälenden Gründen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, verlassen habe. Immer wieder - meistens, wenn er niemanden hat, mit dem er in Urlaub fahren kann - versucht er, wieder etwas mit mir anzufangen und erklärt nebenbei, dass er mich heiraten möchte. Bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fasse, lasse ich mich von der Idee hinreißen, dass Peter die Lösung wäre. Warum allein und unglücklich sein, wo doch Peter mit mir zusammen sein möchte? Hole schnell das Telefon, rufe Peter an und hinterlasse Nachricht auf seinem Anrufbeantworter - bitte aber nur um Rückruf, statt ihm gleich alles zu verraten. Immerhin will ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen.
13.15 Uhr. Peter hat nicht zurückgerufen. Wirke mittlerweile abstoßend auf alle Männer, sogar Peter.
16.45 Uhr. Nichtraucherplan im Eimer. Peter hat endlich angerufen. »Hi, Bienchen.« (Wir haben uns immer gegenseitig Bienchen und Wespi genannt.) »Ich wollte dich sowieso anrufen. Es gibt nämlich
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