Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
Liederlichkeit und Bequemlichkeit und …«
Billy erschien am oberen Treppenabsatz. »Mummy, Chloe ist oben und heult. Oh …« Verwirrt sah er uns an. »Warum sind alle am Heulen?«
Wir Erwachsenen setzten uns dann an den Küchentisch, und jeder durfte – wie bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker – seine Geschichte loswerden. Billy spielte Xbox, und Mabel verteilte »Arschbären« an alle und tätschelte uns ermunternd aufs Knie. Dann klingelte es erneut, und ein zerrupfter Daniel machte seine Aufwartung, eine kleine Reisetasche in der Hand.
»Jones, liebes Mädchen, sie haben mich aus der Lasterhöhle entlassen, aber ich kann jetzt nicht nach Hause … Ich will jetzt nicht allein sein. Kann ich einen Moment hereinkommen, ich …« Seine Stimme brach. »Ich brauche etwas menschliche Nähe … aber eine, die ich nicht gleich flachlegen will.«
»Na gut«, sagte ich und überhörte die Unverschämtheit, denn jetzt war Einfühlung angesagt. »Aber nur, wenn du versprichst, dass das auch für Chloe gilt.«
Die Zusammensetzung der Gäste war zugegebenermaßen etwas seltsam, doch schließlich wurde es für alle noch ein schöner Abend, denke ich. Am Ende hatte Daniel die arme Chloe derart zugelabert, dass sie sich für Charlize Theron hielt, und Graham war angeblich nicht würdig, ihr auch nur das Kleidchen zu heben – was ich an dieser Stelle nicht überprüfen kann. Mum, mit Mabel auf dem Schoß, schluckte ganz schön was von dem Rotwein weg und aß mit Mabel sämtliche Schokotaler auf, bis sie über und über mit Schokolade bekleckert war und sich sogar mit dem Gedanken an Kenneth Garside anfreunden konnte. »Ich meine, charmant ist er ja, aber er hat eben auch diesen fürchterlichen Trieb !«
Worauf Daniel, der hinten mit Billy Xbox spielte (und darin verdächtig gut war), meinte: »Ach, Mrs Jones, als Nachteil würde ich das nicht sehen!« Am Ende versaute er aber trotzdem alles, indem er beim Abschied Chloe an die Wäsche ging – was bei Daniel immer wörtlich zu verstehen ist.
TEIL 4
Der mächtige
innere Baum
SOMMERFREUDEN
Samstag, 31. August 2013
60 kg (immer noch, ein Wunder!); Boyfriends: 0; Kinder: 2 (wunderbar); Freunde: massenweise; Urlaube: 3 (inkl. Kurzurlaube); Drehbuch-Jobs: 0; Chancen auf Drehbuch-Job: nicht dolle; Tage bis zum Schulanfang: 4; Schocks: 1.
Es war ein fantastischer Sommer. Als Erstes rief ich Brian, meinen Agenten, an und bat darum, mich aus dem Filmprojekt herauszunehmen, und er lachte und sagte: »Na endlich, hast du’s kapiert, du Blitzmerker!« Er meint aber, wir sollten es noch einmal mit einer neuen Idee von mir probieren. Titel Steh stille, Zeit! Dabei handelt es sich um eine modernisierte Version von Virginia Woolfs berühmtem Roman Zum Leuchtturm , nur mit einer strafferen Struktur. Der Film soll in einem dieser historischen Feriendörfer an der Küste spielen, wo früher einmal die Leute von der Küstenwacht in kleinen Cottages gelebt haben – alles nachzulesen im Katalog von Landferien in England . Und alles dreht sich um eine Affäre, die Mrs Ramsay mit einem Freund ihres Sohnes James eingeht.
Magda und Jeremy luden uns eine Woche nach Paxos ein, wo schon viele ihrer Bekannten (alle mit Kindern) ihren Urlaub verbrachten. Woney hat sich das Fett absaugen lassen, präsentierte Bademoden in Schreifarben und warf mit ihren Extensions um sich, dass es Cosmo angst und bange wurde. Zwar waren Rebecca und Kids mit Jake zusammen im Tourbus unterwegs, aber es gab reichlich Playdates mit Jeremiah plus Mum, Farzia und Bikram, Cosmata und Thelonius. Wir verschönerten sogar unseren Garten mit Begonien (3 Stck.).
Danach waren wir mit Mum drei Tage in einem Cottage in Devon, was auch schön war. Sie kommt übrigens immer öfter vorbei, backt Kuchen oder unternimmt etwas mit den Kindern. Ihre ewige Krittelei (mein Haushalt, die Kinder) hat sie eingestellt, was bei allen Beteiligten gut ankommt. Ab und zu dürfen die Kinder sogar in St. Oswald’s übernachten, was eigentlich zu spät kommt, denn die sturmfreie Bude nützt mir jetzt nichts mehr. Kein Roxster zum Vögeln weit und breit.
Aber meine Entscheidung steht fest: Es war eben eine Liebe, die hienieden nicht sein durfte , wie es Tom und Arkis pathetisch formulierten. Und auch wenn der Sex mir fehlt, fühle ich mich gut, denn ich weiß jetzt, dass »es« noch geht.
Nur dem nächsten Schuljahr sehe ich mit wachsender Unruhe entgegen, denn die Kinder kommen langsam in ein Alter, in dem ich ihnen mit den
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