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Brief in die Auberginenrepublik

Brief in die Auberginenrepublik

Titel: Brief in die Auberginenrepublik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbas Khider
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bringt gutes Geld. Ihr nehmt die Briefe an und schickt sie mir nach Amman, mit Sammeltaxis oder Bussen, die sowieso täglich zwischen unseren Ländern hin- und herfahren. Ich kümmere mich dann um den Rest. Sehr einfach. Fast sechs Millionen Iraker leben im Exil. Die Hälfte davon in der arabischen Welt. Etliche von denen können auf dem normalen Postweg keine Briefe an ihre Familien schicken. Schwierigkeiten mit der Regierung. Uns ist das egal. Ihre Probleme sind nicht die unseren. Wir sind Geschäftsleute. Also, ein Brief kostet 200 Dollar oder mehr, wenn ihr wollt. Mein ägyptischer Preis ist 150 Dollar. Und der libysche Preis beträgt 200 Dollar. Von Bengasi aus gesehen heißt das: 50 für dich, Malik, 50 für dich, Majed. 100 sind für mich und meinen Partner in Bagdad. Es ist möglich, monatlich 10000 bis 20000 Dollar oder mehr zu verdienen. Je nachdem wie geschickt ihr euch anstellt. Wir treffen uns zwei Mal jährlich hier in Kairo und rechnen ab. Alles sehr einfach.«
    »Ist es nicht gefährlich?«, fragte ich.
    »Für uns nicht. Wir sind außerhalb des Irak. Der dortige Geschäftspartner kriegt das alles hin. Wir arbeiten seit Jahren zusammen und hatten noch nie Probleme.«
    Noch am gleichen Abend sagten Malik und ich zu. Seitdem liefere ich die Briefe bei Ali in Amman ab. Und was er dann damit treibt, geht mich nichts mehr an.
    »An irakische Kundschaft zu kommen, ist in Libyen zum Beispiel nicht schwer«, hatte Ali gesagt, »denn die großen Städte sind voll von Irakern. Im Gegensatz zu vielen anderen arabischen Ländern hat die libysche Regierung ihre Grenze für die Flüchtlinge geöffnet. Seit Anfang der neunziger Jahre benötigt kein Iraker eine Arbeits- oder Aufenthaltserlaubnis, um sich in Libyen anzusiedeln und arbeiten zu können.« Der Geschäftsmann aus Amman empfahl meinem libyschen Partner weiter: »Du musst es nur einmal erwähnen, in einem Café oder Restaurant, wo sich die Iraker treffen! Sag, dass du illegal Briefe in den Irak schmuggeln kannst! Noch besser, du erzählst es in einem irakischen Friseursalon, dann ist neunzig Prozent der Arbeit erledigt! Der Rest spricht sich von allein herum. Friseure plaudern immer alles weiter. Gerüchte, mündliche Überlieferungen und Berichte über illegale Geschäfte sind eine irakische Leidenschaft, die sie auch im Exil ausleben. So ticken sie, und damit funktioniert unser Geschäft. Die Menschen sind Werbung und Ware zugleich. Lieber Malik Gaddaf-A-Dam, du wirst es merken und bald eine Berühmtheit unter den Irakern in Libyen sein. So überaus einfach.«
    Im Gegensatz zu Malik wusste ich, dass in Kairo kaum Iraker leben. Seit sich die Präsidenten der beiden Länder Irak und Ägypten 1990 zerstritten haben, weil Saddam Hussein Kuwait eroberte, bekamen Iraker kein Visum mehr für Ägypten. »Ägyptische Solidarität mit Kuwait« nannte man das damals. In Ägypten gibt es deswegen nicht viele Iraker, und das hieß für mich, keine Briefe aus Kairo oder aus anderen ägyptischen Städten. Das mit den Visa änderte sich später. Normale Iraker bekamen ab Mitte der neunziger Jahre Transitvisa und durften nun durch Ägypten nach Libyen oder andersherum nach Jordanien reisen, mehr jedoch nicht. Keine Aufenthaltserlaubnis. Jedes Mal müssen meine Kairoer Geschäftspartner und ich bei der Sicherheitspolizei melden, wenn sich irakische Passagiere an Bord unserer Fahrzeuge befinden. Sie schicken dann immer einen bewaffneten Polizisten, der die Reisenden im Bus begleitet, bis zur Landesgrenze von Libyen, nach As-Sallum oder zur Hafenstadt Nuwaiba, am Golf von Aqaba, genauer bis zu den Fähren, die nach Aqaba in Jordanien fahren. Der Polizist gewährleistet, dass die irakischen Reisenden ägyptischen Boden wirklich verlassen. Somit gibt es kaum irakische Kunden im Land und ebenso wenige Briefe. Die irakischen Sendungen aus Libyen, die ich seit Jahren wöchentlich aus Bengasi beziehungsweise Amman geliefert bekomme und dann weiter verschicke, sind aber mehr als genug und ein gutes Geschäft. Seitdem bin ich also dabei, und obwohl am Anfang meine Skepsis überwog, stellte ich schnell fest, dass es tatsächlich »einfach« ist, so ein Geschäft zu betreiben.
    Mit den Dokumenten in der Hand steige ich aus und gehe zügig in das Reisebüro. Viele Leute warten dort und zahlreiche Koffer liegen um sie herum auf dem Boden.
    »Herzlich willkommen, Herr Majed!«, ruft ein junger Mann.
    »Bist du der Fahrer heute?«
    »Ja, ich bin es, dein Diener Alaa.«
    »Du bist neu

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