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Briefe an eine Freundin

Briefe an eine Freundin

Titel: Briefe an eine Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm von Humboldt
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verbundene, liebe, vertraute Freundin haben; es ist ein angenehmer Ort in einer sehr hübschen Gegend, auch nicht sehr weit von Ihnen entfernt. Ich war sehr oft da, zum erstenmal in demselben Jahre, wo ich Sie in Pyrmont sah,
im Jahre 1788. Ich besuchte die dort als Schriftstellerin bekannte Frau von Laroche, die ich auch viele Jahre später dort wieder sah, als ich mit meiner Frau und Familie von Paris zurückkam. Sie war eine geistreiche und noch im hohen Alter unendlich lebendige Frau und hatte etwas ganz besonders Angenehmes und Liebenswürdiges, wenn man sie mitten im Kreise ihrer Kinder und Enkel sah. Ein Sohn, wenig älter als ich, lebt noch hier in Berlin in sehr genauer Freundschaft mit mir, ist glücklich verheiratet und in jeder Rücksicht ein trefflicher Mensch. – Ich wünsche von Herzen, daß Sie das Vorhaben ausführen.
     
     
Berlin
, den 10. April 1827.
     

    I ch habe Ihren Brief, liebe Charlotte, den Sie nach meinem Wunsch am 3. abgeschickt haben, richtig erhalten und danke Ihnen herzlich dafür. Der heitere, zufriedene Ton, der darin von der ersten bis zur letzten Zeile herrscht, hat mir eine ganz besondere Freude gemacht. Es scheint mir aber, als wären Sie schon seit längerer Zeit viel gleichförmiger gestimmt als im Anfang unseres brieflichen Umgangs. Es ist sehr gütig und liebevoll von Ihnen, und gereicht mir zur Freude, daß Sie es dem Einfluß zuschreiben, den Sie mir so willig gestatten. Das Verdienst ist auf Ihrer Seite; Ihre Seele ist so klar und empfänglich wie Ihr Gemüt, und so sind Sie jeder Überzeugung
und jeder Wahrheit immer offen. Ich liebe die Heiterkeit ungemein. Es ist nicht gerade die laute, die sich wie genießende Fröhlichkeit ankündigt, sondern die stille, die sich so recht und ganz über die innere Seele ergießt. Ich liebe sie in anderen und mir vorzüglich der größeren Klarheit wegen, die in der Heiterkeit immer die Gedanken haben, und die für mich die erste und unerläßliche Bedingung eines genügenden Daseins im Leben für sich und im Umgange mit anderen ist. Die Wehmut führt auch bisweilen eine und oft noch größere Klarheit mit sich. Man sieht und empfindet die Dinge in ihrer Nacktheit, wenn das Gemüt so tief in sich bewegt ist, daß der Schleier zerreißt, der sie sonst verhüllt. Aber es ist dies, wie ich es nennen möchte, eine schmerzliche Klarheit, die teuer erkauft werden muß, und sie zeigt die Gegenstände auch nur im Augenblicke und vorübergehend, wie man auch augenblicklich in die Tiefe des Himmels schaut, wenn der Blitz die Wolken zerreißt. Davon ist die leichte Klarheit ruhiger Heiterkeit himmelweit verschieden. Diese zeigt die Dinge teils, als gingen sie fremd vor einem vorüber, teils als besitze man Stärke genug, sich nicht von ihnen bewegen zu lassen. Auf beide Weisen geht die Masse der Ereignisse wie ein Schauspiel vorüber, und das ist eigentlich die des Menschen würdigste Art, sie anzusehen, ohne lange bei ihnen zu verweilen oder sich gar in sie zu vertiefen, immer eingedenk, daß
es ein ganz anderes und würdigeres geistiges Gebiet gibt, in dem der Mensch wirklich sich heimatlich zu fühlen bestimmt ist. Wenn man das Fremde so nimmt, und dasjenige, was Anteil der Freundschaft und Zuneigung nur in der Tat zur Wirklichkeit macht, die sich auf keine Weise mehr als Schauspiel behandeln läßt, nicht mehr bloß die Phantasie und den Gedanken in Anspruch nimmt, sondern warm und lebendig das Herz ergreift, so behandelt man das Leben vielleicht auf die unter allen zweckmäßigste Art. Es ist mir für die Erhaltung und Fortdauer Ihrer Heiterkeit, liebste Charlotte, sehr lieb, daß Sie sich mit dem Plane Ihrer kleinen Reise beschäftigen. Es würde Ihnen diese Beschäftigung selbst zur Entschädigung dienen, im Fall sich der Ausführung des Projekts etwas entgegenstellte. Ich kann mir aber das nicht denken, da die Sache so ungemein einfach ist. Was Sie mir in Ihrem letzten Briefe über Offenbach sagen, hat mir viel Vergnügen gemacht. Ich wußte nicht, daß der Isenburger Hof das ehemalige Haus der Frau von Laroche war. Es ist sehr hübsch und sehr natürlich von Ihnen, daß Sie alles lebhaft bei Ihrem Dortsein und Wohnen in dem Hause interessierte, so daß Sie bei allen Details verweilten, da die Schriften der Laroche, wie Sie mir sagen, Ihnen in der Jugend nicht nur großes Vergnügen gewährten, sondern bildend auf Sie wirkten. In gut gearteten Gemütern bewahrt und erhält sich dann eine dankbare Anhänglichkeit. Gerade
der Garten,

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